Haben Sie heute schon downgeloadet?
Die aus dem Englischen entliehene Redewendung "es macht Sinn" oder "das macht Sinn" ist gross in Mode und breitet sich in der deutschen Sprachlandschaft aus wie die aus asiatischen Ländern eingeflogenen Kirschessigfliegen, die in unseren Obstgärten und Rebbergen zurzeit zu Tausenden ihr Unwesen und Winzer wie Gärtner zur Verzweiflung treiben.
Aber die oben zitierte Redewendung ist bei uns längst in aller Mund oder auf Neudeutsch: in. So kann zum Beispiel, wer in the mood ist, sprich Lust darauf hat, per Handy einen One-Night-Stand arrangieren und dann beim Caterer zwei Hotdogs bestellen und nach dem Sex ein wenig chillen.
Steht einem der Sinn hingegen nach einem verlängerten Weekend oder ist man gar in the mood für Ferien, weil ein Burnout droht, so ist das no problem. Man kann beim seinem Banker genügend Cash abheben, den nächste Flug booken, einchecken und abheben.
"Diese Flut an Anglizismen
beschert uns auch Vorteile."
Die Anglizisierung macht auch vor Verben nicht halt, schwierig wird es bei dieser Wortart allerdings bei den Vergangenheitsformen. Man hat für die Auswahl des nächsten Ferienziels ein paar Vorschläge gedownloadet ... oder downgeloadet?
Aber nicht nur im Umgang mit der weiten Welt, nein, auch im eigenen Haushalt ist man von Anglizismen umgeben. Angefangen bei den Cornflakes und dem Milkshake zum Frühstück, weiter über den Steamer, der uns das Gemüse zum Mittagessen gart bis hin zum Toastbrot das wir uns, bestrichen mit Cottage Cheese, oder belegt mit Ham oder Bacon zum Dinner einverleiben und mit einem Coke runterspülen.
Und dann der Fussball: Angefangen beim Goalie. Das klingt allerdings tatsächlich cooler, pardon: besser als die Begriffe Torwart oder Torhüter. Und ein Bodycheck kommt, auch das muss man zugeben, eleganter daher als ein Rempler, und ein Corner ist klangvoller als ein Eckball. Und zudem ist der Fussballsport durch die Engländer, wenn auch nicht erfunden, so doch weltweit bekannt geworden. Da kann man schon mal ein Auge zudrücken.
Aber man soll ja nicht nur protestieren – das war übrigens auch mal ein Fremdwort – sagen wir also meckern. Diese lautmalerische Umschreibung von reklamieren, ist ebenfalls abgekupfert, und zwar bei den Ziegen und Schafen.
Nun eben – man soll ja immer auch das Gute sehen – gibt es doch auch noch ein Vorteil, den uns diese Flut an Anglizismen beschert. Nämlich ein neues Gesellschaftsspiel: Machen Sie mit ihrem Besuch aus, dass für jeden Anglizismus, der während des Abends im Verlauf der Gespräche fällt, ein Zweifränkler oder ein Fünfliber in ein eigens dafür aufgestelltes Kässeli für einen guten Zweck eingeworfen werden muss. Da kommt garantiert ganz schnell eine rechte Summe zusammen.
Das ist doch cool und macht Sinn – oh Pardon – ich meine: Es ist lässig und sinnvoll, sinnreich, vernünftig, zweckmässig, angebracht, empfehlenswert, nützlich, praktisch, ratsam, tauglich, passend, wohlüberlegt, zweckvoll und ausgeklügelt.
27. Oktober 2014
"Coole Glosse"
Einmal mehr eine coole Glosse Corina Christen trifft den Nagel erneut auf den Kopf. Kompliment!
Georg Schnell, Laufen
"Ich habe mir schon 1974 den Spass erlaubt, ..."
Fremdwörter in unserer Sprache: ich habe mir bereits 1974 den Spass erlaubt, in meiner Diplomarbeit am Lehrerseminar Liestal durchwegs deutsche Begriffe (mit Fussnote versehen) zu verwenden. Im Anhang habe ich alle entsprechenden Fremdwörter aufgeführt. Damit a) alle nur noch in Fremdwörtersphären Schwebende dem Inhalt noch folgen können und b) damit nicht der Eindruck aufkommen könnte, ich würde die entsprechenden Fremdwörter nicht kennen.
Steffi Luethi-Brüderlin, Basel