Werbung

Corina Christen: "Und übrigens ..."

<< [ 1 | (...) | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | (...) | 38 ] >>

Die Sitzbank als gemeine Fingerfalle

Der Basler Kannenfeldpark war für uns Kinder, wenn wir bei unseren gleich neben dem Park wohnenden Grosseltern weilten, ein Paradies. Wir wurden zwar immer wieder belehrt, dass an dieser Stelle früher ein Friedhof war, wo sogar auch Vorfahren von uns ihre letzte Ruhe gefunden haben sollen. Dies hinderte uns allerdings keineswegs daran, dort Versteggis zu spielen und uns hinter einem der wenigen noch vorhandenen Grabsteinen zu verstecken.

Speziell attraktiv war der Park für uns in der Dämmerung, wenn wir uns auf einen der Grabsteine setzten und einander Gruselgeschichten erzählten: über Sargdeckel, die sich plötzlich anhoben, und Skelette, die um Mitternacht herumgeistern.

Der Park war ansonsten vor allem am Tag beliebt. Am Vormittag für einen Morgenspaziergang von Kindergarten-Kindern mit ihren Betreuerinnen. Am Nachmittag waren es eher ältere Leute, die aufmarschierten. Darunter mein Grossvater, in der einen Hand die Zeitung, an der anderen ein Bub. Das war mein Bruder. Er ging zwar nicht gerne mit dem Grossvater in den Park, denn unter dessen gestrenger Überwachung musste er sich wohl oder übel an die Parkregeln halten. Nichts mit Fussballspielen, nichts mit Leute anspritzen am Brunnen, allenfalls ein bisschen mit dem Ball spielen, aber allein war das nur das halbe Vergnügen.

 

"Diese Löcher in der Bank sollten meinem Bruder zum Verhängnis werden."


Er wusste also schon im vornherein, dass es langweilig werden würde. Der Grossvater pflegte nämlich die Gewohnheit, auf einer der Parkbänke die Zeitung zu lesen, die er von zu Haus mitbrachte. Oder am Kiosk kaufte, was mein Bruder vorzog, weil dabei immer noch ein Schleckstengel für ihn anfiel. Diesen schlotzte er neben dem Grossvater auf der Bank, liess die Beine baumeln und langweilte sich. Die Sitzbänke waren damals nicht aus Holz, sondern aus Metall. Und damit das Regenwasser abfliessen konnte und niemand sich einen nassen Hosenboden holte, waren sie mit Löchern versehen.

Diese Löcher sollten meinem Bruder zum Verhängnis werden. Er kam nämlich auf die fatale Idee, auszuprobieren ob – und wenn ja, wie weit – es ihm gelingen würde, seinem  Zeigfinger in eines der Löcher zu stecken. Das "ob" war schnell klar. Nur sind Finger an den Spitzen bekanntlich am dünnsten und nehmen wurzelwärts an Umfang zu.

Man ahnt, was folgt. Er bekam den Finger nicht mehr au dem Loch heraus, so sehr er auch zog und zerrte. Was natürlich kontraproduktiv war, denn davon schwoll der Finger immer mehr an.

Als der Grossvater die Zeitung zusammen faltete und aufstand war die Stunde der Wahrheit gekommen. "Los, steh auf, wir gehen" sagte er. "Ich kann nicht, ich bekomme den Finger nicht aus dem Loch!" jammerte mein Bruder. "Dann müssen wir halt die Bank mit nach Hause nehmen", sagte der Grossvater. Das war natürlich nicht ernst gemeint. Vielmehr machte er sich kurzerhand auf den Heimweg, um eine Metallfeile zu holen, während mein Bruder notgedrungen auf der Bank sitzen blieb und inständig hoffte, dass kein Parkbesucher die Bank mit ihm teilen wollte und ihn womöglich noch aufforderte, zur Seite zu rutschen.

Als der Grossvater nach einer gefühlten Ewigkeit mit der Feile eintraf, war das Leiden aber noch nicht beendet, im Gegenteil. Mein Bruder hatte inzwischen nämlich immer wieder versucht, den Finger aus dem Loch zu bekommen, mit der Folge, dass dieser noch weiter aufschwoll. Zudem erhitzte sich durch das Feilen das Metall rund um das Loch mit dem Finger, weshalb die Operation mehrmals zur Auskühlung unterbrochen werden musste.

Zum Glück war wenige Schritte entfernt ein Brunnen. Mangels eines adäquaten Gefässes brauchte der Grossvater seinen Hut für den Wassertransport. Die "Befreiung" gelang schliesslich trotz allen Imponderabilien, und die beiden machten sich auf den Heimweg. Beim "Glacé-Männli" am Parkausgang bekam mein Bruder zum Trost ein Eis am Stiel. Es diente ihm abwechslungsweise zum Lutschen und zum Kühlen seines Fingers.

22. Dezember 2014
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Corina Christen, geboren 1946, war schon während ihres Studiums journalistisch tätig – für die "Basler Nachrichten", für "B wie Basel" und später für die "Basler Zeitung", dort vor allem als Gerichtsberichterstatterin. Zur Erholung von den "Mord- und Totschlag-Fällen", die sie im Gerichtssaal verfolgen musste, verfasste sie jahrelang die wöchentliche Rubrik "Angerichtet" über kleinere Fälle, wo es um alltägliche Streitereien ging. 33 Jahre lang war Corina Christen mit ihrem Mann an der Fasnacht als Schnitzelbänklerin unterwegs (25 Jahre als "d Pfäfferschoote" und 8 Jahre als "Schuuflebuur"). 1999 wurde sie, als erste Frau, ins Fasnachts-Comité gewählt. Sie lebt in Langenbruck und im Basler St. Johanns-Quartier und ist auch musikalisch aktiv. Als Fagottistin spielt sie in verschiedenen Orchestern und Kammermusikformationen mit.

c.w.christen@vtxmail.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/echo.gif

"Kommt mir bekannt vor"

Das kommt mir alles sehr bekannt vor. Gut beschrieben.


Georg Schnell, Laufen



"Peoplestory von guter Art"

Eine peoplestory von guter Art. Der Alltag von uns kleinen Leuten ist oftmals spannender als der der Blaublütigen, Heissblütigen und Nackedeis und Nackedösen.


Xaver Pfister, Basel


www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).