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Christian Gross und die Illusion des Profi-Fussballs

Von PETER KNECHTLI

E
ben noch fieberte er am Rasen um den Sieg seiner Mannschaft und schon ist Christian Gross für den FC Basel Geschichte. Seit Freitagabend ist die Basler Fussballmannschaft führungslos: Der Cheftrainer war am Mittwoch zuvor von Präsidentin Gigi Oeri und der Clubleitung in einer Blitzaktion geschasst worden, nachdem dem FCB weder der Cup-Spieg noch der Meisterschafts-Gewinn geglückt war.

Seine Fans bedankten sich beim Abschiedsspiel gegen die Berner "Young Boys" auf Spruchbändern mit warmen Slogans für die zahlreichen Freuden, die ihnen die FCB-Lichtgestalt in ihrer zehnjährigen Tätigkeit beschert hatte.

Wie oft hat Gross die Verdienste seiner Fans gewürdigt, die der Mannschaft auch dann noch die Treue schworen, als sie ideen-, lust- und planlos auf dem Feld herumackerte. Und was macht Christian Gross an seinem letzten Spiel in FCB-Diensten? Er betritt das Feld, die stehende Ovation still geniessend, und er verlässt den Rasen sofort, dem Publikum freundlich zuwinkend. Nachdem er zehn Jahre lang auf den machtvollsten Supporter-Tross im Schweizer Profi-Fussball zählen konnte und auch von ihm profitierte, schritt Gross zügigen Schrittes auf die Senftube zu, ohne ein Wort des Dankes und der Anerkennung an die Fan-Gemeinschaft zu richten.

Ist das der angemessene Stil, mit dem sich einer der erfolgreichsten Trainer der Schweizer Fussballgeschichte von seinem Publikum verabschiedet? Oder spielte im Verzicht auf einige persönliche Worte gar eine Spur Verachtung mit? Ein starker Abgang jedenfalls war dies nicht.

Welche Emotionen Christian Gross auf seinem letzten einsamen Gang in die Trainerkabine im "Joggeli" begleiteten, wissen wir nicht. Wenn es im Fussball ausser dem Schlussergebnis so etwas wie Wahrheit gibt, dann hat er sie für sich behalten. Wenn der glatzköpfige Mannschaftsführer mit leicht näselndem, aber nie hochnäsigen Ton Matchanalysen abgab und dann das Sieg-Ziel beim nächsten Match als Devise ausgab, dann schienen seine Worte meist sorgfältig ausgezirkelt und nicht selten an seine Spieler gerichtet zu sein. Nie hat er Spieler öffentlich kritisiert oder sich über sein Verhältnis zu Gigi Oeri und Vizepräsident Bernhard Heusler authentisch geäussert.

Und doch drangen in letzter Zeit vermehrt Hinweise an die Öffentlichkeit, wonach die Chemie zwischen Gross und Oeri oder einzelnen Spielern gestört sei. Gigi Oeri mag vielleicht nichts vom Trainer-Geschäft verstehen, aber vom Geschäft versteht sie etwas. Und sie sah, was alle andern Zuschauenden auch bemerkten: Dass dieser Mannschaft die Meister-Qualität zusehends abhanden kam. Wenn sich Feldspieler mit Querpässen vorwärts bewegen, wenn kein Spielmacher auszumachen ist und der kompromisslose Wille zum erfolgreichen Abschluss fehlt, dann kann im St. Jakobs-Park mit seinen knapp 40'000 Plätzen keine Stimmung mehr aufkommen, die Fussballfans massenhaft ins grösste Stadion der Schweiz lockt.

Mit seiner Grossstadt-Infrastruktur und seinen Fan-Massen hat der FCB sozusagen ein Klumpenrisiko: Auf Dauer könnte sich der Verein wohl Mittelmass auch ökonomisch nicht mehr leisten.

Es wäre unfair, den FC Basel mit den weltbesten Mannschaften zu vergleichen, die in den letzten Jahren gelegentlich auch im "Joggeli" zu sehen waren. Dennoch entstand progressiv der Eindruck, dass es sich bei den Basler Feldspielern nicht um eine verschworene Mannschaft handelt, sondern um ein Aufgebot an Einzelspielern. Soviel ich von Profi-Fussball begreife, handelt es sich dabei um einen Gemeinschaftssport, der dann für Ballkünstler und Publikum erfolgreich ist, wenn sich die Spieler mögen, wenn sie sich blind auf Zu- und Abspiel ihrer Kollegen verlassen können. Der Fussball erlangt dann auf seine Weise eine erotische Komponente, wenn das Spiel wie von selbst läuft, wie es Barcelona kürzlich im Champions League-Final mustergültig vorführte. Doch ohne Spiel-Erotik läuft nichts.

Weshalb der "FC Gross" ( so Bernhard Heusler) seine Zuschauer immer öfter kalt liess, weshalb er an akuter Vereinzelung litt, weshalb er nie mehr über sich selbst hinauswuchs, sondern in in sich zusammensank, ist für Aussenstehende schwer zu ergründen. Ist es eine kluge Strategie, junge Spieler nachzuziehen und die Stützen der Mannschaft ist Ausland zu verkaufen? Oder waren Transfer-Erlöse schlicht ökonomischer Zwang? Verleiten toplukrative Angebote junge Spieler zur Gier, möglichst bald dorthin zu ziehen, wo möglichst viel Geld zu verdienen ist? Killt das Geschäft das Wir-Gefühl?

Der Profi-Fussball hat sich noch nicht doch schonungslose öffentliche Analyse und Selbstkritik ausgezeichnet. Wir hören nach Spiel-Ende serienweise die sich stets gleichenden, meist nichtssagenden 0815-Kommentare der Akteure zu den vergangenen 90 Minuten – aber wir erfahren nie Substanzielles zu den entscheidenden Fragen der vergangenen 90 Wochen.

Fussball als Sport der Massenbegeisterung ist eine Illusion, die Emotionen weckt und Schein-Identität stiftet. Doch "FC Basel" heisst diese Mannschaft nur, weil hier ihr Arbeitgeber sitzt. Sie könnte theoretisch genauso "FC Toyota" heissen. Kaum etwas verbindet die eingekauften Spieler aus Lateinamerika, dem Balkan oder Schwarzafrika mit Basel ausser ihr aktueller Broterwerb – und nicht, weil sie ausserhalb des Rasens einen emotionalen Bezug zu dieser Stadt haben. Das ist in Barcelona oder Bayern München genauso. Aber die lustvoll kombinierenden Superstars von Barcelona haben gezeigt, dass erfolgreicher Fussball auch Balsam fürs Auge sein kann.

Das Geheimnis, woran Christian Gross in Basel letztlich gescheitert ist und weshalb nicht er den Zeitpunkt seines Rücktritts bestimmte, sondern seine Arbeitgeber, nahm er mit sich hinter die Senftube. Dorthin, wo die harte Realität des Profi-Fussballs die Illusion ablöst.

Weiterführender Link:
Der FC Basel schasst seine Lichtfigur Christian Gross

31. Mai 2009
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"Frau Oeri eventuell zu engagiert"

Als ehemaliges Inter A1- und Inter B1-Mitglied des FC Basel erlaube ich mir, anzumerken, dass A und O eines sportlich erfolgreichen Clubs funktionale Kontinuität im Kader ist. Kurz: Wenn in einem Verein geschäftlich-finanzielle respektive persönlich-hierarchische Aspekte dominieren, führt das folgerichtig dazu, dass die sportliche Qualität abnimmt. Mit anderen Worten: Die sportlichen Defizite haben eher nicht mit Christian Gross, sondern mit der eventuell zu engagierten Art von Frau Oeri zu tun. Könnte ein Modus gefunden werden, der die Prioritäten und die Zuständigkeiten richtig ordnet, dann dürfte der sportliche Erfolg kommen.


Patric C. Friedlin, Basel



"Vielen Dank, Christian Gross"

Volltreffer, Ihr Kommentar! Nur eines sollte trotz unglücklichem Ende der Gross-Jahre noch stärker betont werden: Vielen Dank, Christian Gross, für die wirklich tollen Jahre! - Und: Wir sind Finke!


Heinrich Ueberwasser, Grossrat, Muttenzerkurve D3, Riehen


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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).