«Musik kann immer auch zu politischen Zwecken missbraucht werden»

Festival MACHT MUSIK: Vom 15. bis zum 19. September wird das Stadtcasino Basel zum Ort musikalischer Reflexion und kritischer Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld zwischen Kunst, Unterdrückung, Anpassung und Widerstand – mit hochkarätigen Ensembles und offenen Debatten.

Hans-Georg Hofmann
Hans-Georg Hofmann, Initiant des MACHT MUSIK Festivals. (Helmuth Scham BFF)

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Herr Hofmann, wie wurde aus einem Konzert die Idee für ein ganzes Festival?

Im November 2021 dirigierte Michail Jurowski das Sinfonieorchester Basel im Stadtcasino. Auf dem Programm stand Schostakowitschs 15. Sinfonie, die er fünf Jahrzehnte zuvor als Assistent mit dem Komponisten für die Uraufführung einstudiert hatte. Schwer gezeichnet von Krankheit, erzählte Jurowski von seinen Erfahrungen unter Stalins Terror – als Musiker mit russisch-ukrainisch-jüdischen Wurzeln. Die Gespräche mit ihm führten zur Idee eines Festivals für verfolgte Komponisten. Jurowski starb 2022 kurz nach Beginn des Kriegs in der Ukraine. Sein Sohn Vladimir, Chefdirigent in Berlin und München, sagte sofort zu.

Welche Schwerpunkte setzen Sie?

Zum 50. Todestag von Schostakowitsch erinnern wir an einen Künstler, der 1936 knapp der Deportation entging. Danach komponierte er zweigleisig – offizielle Kantaten auf Stalin neben Werken mit verschlüsselter Gesellschaftskritik. Andere, wie Weinberg oder Karamanov, schrieben lange Zeit nur für die Schublade. Das Kyiv Symphony Orchestra spielt ein reines Programm ukrainischer Komponisten.

Vladimir Jurowski
Vladimir Jurowski.

Wie wird Geschichte im Konzertsaal lebendig?

Bohuslav Martinůs Memorial to Lidice ist ein klingendes Mahnmal an das Massaker der Gestapo von 1942. Schönbergs Ode an Napoleon aus dem gleichen Jahr ist ein politisches Bekenntnis zur Menschlichkeit und Mahnung vor Machtmissbrauch. Solche Werke zeigen, wie Komponisten auf politische Ereignisse reagiert haben.

Wo verläuft die Grenze zwischen Ausdruck und Instrumentalisierung?

Musik kann vereinnahmt werden – Beethovens 9. Sinfonie diente Nazis wie Stalinisten als Propaganda. Bruce Springsteen verbot Donald Trump, seine Songs im Wahlkampf zu nutzen. Liszts Les Préludes wurde in der NS-Wochenschau zu Bildern deutscher Luftangriffe gespielt – eine Assoziation, die bis heute nachhallt. Wir wollen auch versuchen, solche Missbräuche offenzulegen.

MACHT MUSIK

Musik als Widerstand, Erinnerung und Mahnung – das ist der Kern des neuen Festivals MACHT MUSIK vom 15. bis zum 19. September im Stadtcasino Basel. Es widmet sich Komponisten, die unter totalitären Regimen verfolgt, zensiert oder zum Schweigen gebracht wurden. Angestossen durch ein bewegendes Konzert mit Michail Jurowski 2021, entwickelte sich daraus ein Festival, das künstlerisch wie politisch Position bezieht. Im Mittelpunkt: Dmitri Schostakowitsch und andere Stimmen zwischen Anpassung und Anklage.

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Wie verhindern Sie, dass die Konzerte zur reinen Unterhaltung werden?

Wir kombinieren Konzerte mit Vorträgen und Podiumsdiskussionen. Musik kann Menschen unterschiedlicher Ansichten verbinden – ein seltener Raum für Begegnung, gerade in polarisierten Zeiten.

Darum auch Programmpunkte wie «Musik in Diktaturen»?

Ja. Wir wollen zeigen, unter welchen Ängsten Künstler im Stalinismus arbeiteten. Schostakowitschs 5. Sinfonie oder sein 8. Streichquartett wurden vom damaligen Publikum als Spiegel der Grausamkeiten verstanden. Experten wie Friedrich Geiger beleuchten diese verschlüsselten Botschaften – und die Balance zwischen Anpassung und Widerstand.

Welche Rolle spielt Ihre eigene Biografie?

Ich bin in der DDR aufgewachsen, in einem oppositionellen Elternhaus, und habe früh die Grenzen des Systems gespürt. Nach dem Mauerfall erlebte ich in der Berliner Philharmonie einen Schostakowitsch-Zyklus – ein Schlüsselmoment, der mein Interesse an Komponisten wie Schostakowitsch, Prokofjew und Weinberg prägte.

*Dieser Beitrag ist eine Publireportage im Auftrag des Vereins Macht Musik:

Verein Macht Musik c/o André Weishaupt Leonhardsstrasse 6 4051 Basel [email protected] www.machtmusik.ch

Interview mit Hans-Georg Hofmann