Politkultur – Kulturpolitik?

Podium im «Cheesmeyer» mit Sabine Bucher und Markus Eigenmann
(© Foto: Jan Amsler)

Ein Montagabend zwischen Herbstmesse und Herbstmarkt, ein Wahlkampf, der schon über ein Vierteljahr andauert, und zwei Kandidierende, die sich keinen Zentimeter weiter zum Fenster hinauslehnen als unbedingt nötig. Das Podium im «Cheesmeyer» in Sissach zur Regierungs-Ersatzwahl hatte nie das Potenzial zu einem Strassenfeger. Und doch: Es kommt nicht nur mehr Publikum als erwartet, sondern auch mehr, als die Bestuhlung im Event-Bereich des Cafés überhaupt zulässt. Die rund 70 regulären Sitze sind belegt, und etwa 10 Personen begnügen sich mit einem Platz hinter der Trennwand.

Zum Podium hat die Volksstimme eingeladen. Die beiden Redaktoren Nikolaos Schär und Janis Erne führen durch die Bereiche Finanzausgleich, Energiepolitik, Verkehr, Gesundheit, Steuern. Sie holen aus den Kandidierenden raus, was nunmal rauszuholen ist. Da die Grünliberale Sabine Bucher und der Freisinnige Markus Eigenmann bei Bildungsthemen nur in Nuancen voneinander abweichen, sind die Themen grundsätzlich richtig gesetzt.

Womöglich etwas enttäuscht – oder erleichtert – ist Sportamt-Leiter Thomas Beugger, der das Gespräch von der ersten Reihe aus verfolgt. Obwohl sein Amt ebenfalls zur Direktion der zurücktretenden Regierungsrätin Monica Gschwind gehört, ist Sport in diesem Wahlkampf kaum ein Thema.

Genauso wenig die Kultur. Sie liefert im Moment – im Gegensatz zum Frühfranzösisch und der Integrativen Schule – nicht allzu viele öffentlichkeitswirksame Streitpunkte. Kaspar Geiger, einer der Köpfe des Kulturhauses Cheesmeyer, beschwert sich deshalb in der offenen Diskussionsrunde: «Niemand redet von Kulturpolitik. Als ob es sie nicht gäbe.» Er will von den Kandidierenden wissen, wie sie Initiativen wie den «Cheesmeyer» zu fördern gedenken.

Eigenmann punktet, weil er sich für die Kultur auf dem Land stark macht: Auch wenn «keine Geiss wegschleckt, dass Basel das Zentrum der Kultur ist», sei es wichtig, dass sich die Institutionen nicht nur auf die Zentren konzentrierten. Hingegen ist Buchers Antwort, dass die ehrenamtliche Arbeit mehr wertgeschätzt werden müsste, bei den Kulturschaffenden weniger gut angekommen. Gegen dieses Verständnis, Kultur auf dem Land sei Freiwilligenarbeit, wehrt sich Geiger: «Auch wir können hochstehende Kulturanlässe bieten, kombiniert mit Begegnung.»

Den Beweis hat Geiger schon mehrfach erbracht. Zum Beispiel holte seine Theatercompany Texte und Töne diesen Sommer die bekannte Basler Schauspielerin Sarah Spale («Wilder», «Platzspitzbaby») als «Medea» nach Sissach. Und das mit der Begegnung hat sich nun ja am Montagabend im vollen «Cheesmeyer» wieder gezeigt.

Die Politkultur auf dem Land funktioniert. Und die Kulturpolitik?

Alle Beiträge über die Ersatzwahl von Monica Gschwind finden Sie in unserem Dossier.

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