BLKB macht Tochterbank Radicant dicht
Ein Verkauf – als erste Wahl der Kantonalbank – kam «trotz intensiver Gespräche» nicht zustande.
Das strategische Projekt der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) ist endgültig gescheitert: Das Tochterunternehmen Radicant wird liquidiert.
Die Digitalbank zu verkaufen, wie die BLKB priorisiert hatte, war offenbar nicht opportun. «Trotz intensiver Gespräche mit Kaufinteressenten und nach sorgfältiger Prüfung verschiedener Verkaufsoptionen» habe «keine tragfähige Lösung» gefunden werden können, lässt sich Bankratspräsident Thomas Bauer in einer Mitteilung vom Dienstagmorgen zitieren. Darum werde nun «die Rückgabe der Banklizenz und die geordnete Abwicklung von Radicant notwendig».
Marco Primavesi, Verwaltungsratspräsident von Radicant und BLKB-Bankrat, verspricht, dass die Kundeneinlagen «vollständig geschützt» blieben. Es würden «Anschlusslösungen» geprüft. Die Mitarbeitenden von Radicant würden «eng begleitet und unterstützt». Rund 100 Personen sind betroffen.
In einer Mitteilung von Radicant richtet deren neuer CEO Bruno Meyer aus: «Im Vordergrund steht die konsequente Suche nach optimalen Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden sowie die verantwortungsvolle Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zugleich legt Radicant grossen Wert auf eine offene und transparente Information.»
BLKB-Jahresergebnis sinkt
Die Affäre wirkt sich auch auf die Zahlen der Mutterbank aus: Das Jahresergebnis des BLKB-Stammhauses werde im Jahr 2025 voraussichtlich um bis zu 60 Millionen tiefer ausfallen als im Vorjahr, steht in der Mitteilung weiter – obwohl sich der operative Geschäftsgang auf Vorjahresniveau bewege. Dennoch sollen die Ausschüttungen an die Zertifikatsinhaberinnen und -inhaber wie auch an den Kanton Baselland als Eigentümer der Bank gleich hoch bleiben wie in Vergangenheit.
Die BLKB konzentriere sich nun «auf ihr Kerngeschäft», lässt Bauer weiter verlauten. Damit spielt er auf die hängige Volksinitiative «BLKB – die Bank fürs Baselbiet» an, die ebendies verlangt. Die vom Landrat beschlossene Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) lässt sich aber nicht mehr stoppen. Das politische Sondergremium wird sich die Vorgänge rund um Radicant genau anschauen und nimmt seine Arbeit voraussichtlich zum Jahresbeginn auf.
Neben Wertberichtigungen im dreistelligen Millionenbereich hat die Radicant-Affäre bereits viele personelle Konsequenzen nach sich gezogen. Zuletzt wurde am 4. November bekannt, dass Marco Primavesi vorzeitig aus dem BLKB-Bankrat zurücktritt.
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