BLKB will Radicant loswerden
Der Skandal um die Tochtergesellschaft zwingt die Kantonalbank zur Trennung.
Als Anfang September die Ergebnisse des externen Gutachtens zur Radicant-Affäre präsentiert wurden, konnte man schon ahnen, dass die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) ihre Tochtergesellschaft wohl nicht bis zum Break-Even 2029 mitziehen würde, wie es der alte Bankrat beschlossen hatte. Nun hat der aktuelle Bankrat unter dem Vorsitz des früheren Finma-Präsidenten Thomas Bauer am Dienstag beschlossen, dass die BLKB ihr Engagement bei Radicant beenden wird.
Im Fokus stehe zunächst der Verkauf des Unternehmens, teilt die BLKB am Mittwoch mit. Der Bankrat habe dafür ein Zeitlimit festgelegt. Über dieses sowie über die konkrete Planung und die potenziellen Käufer könne die BLKB aber nicht öffentlich informieren, da der Verkaufsprozess ansonsten beeinträchtigt würde. Sollte dieser innerhalb der gesetzten Frist nicht erfolgreich verlaufen, sei auch eine Rückgabe der Banklizenz der Radicant möglich.
«Nicht die am besten geeignete Eigentümerin»
Obwohl Radicant in jüngerer Zeit Fortschritte erzielt habe, etwa beim Kundenwachstum sowie bei der Entwicklung von KMU-Applikationen, sei der Bankrat «nach eingehender Beratung» zu der Auffassung gelangt, «dass die BLKB nicht die am besten geeignete Eigentümerin für die als Digitalbank gegründete Radicant ist», lässt sich Bankratspräsident Thomas Bauer im Communiqué zitieren.
Bedingung für den geplanten Verkauf oder auch für die Rückgabe der Banklizenz ist, dass unter anderem die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma dem jeweiligen Schritt zustimmt.
Marco Primavesi, Verwaltungsratspräsident der Radicant und BLKB-Bankrat, versichert, dass der operative Betrieb der Bank derzeit gut laufe und vom Entscheid der BLKB nicht betroffen sei. Radicant sei auch weiterhin «mit dem vollen Angebot für ihre Kundinnen und Kunden da». Die Kundeneinlagen seien «absolut sicher».
Landrat entscheidet über PUK
Anfang Juli hatte die BLKB bekannt gemacht, dass beim Tochterunternehmen Radicant Wertberichtigungen in der Höhe von 105,5 Millionen Franken nötig seien. Dies hatte zur Folge, dass BLKB-CEO John Häfelfinger und Bankratspräsident Thomas Schneider früher als geplant ihre Plätze räumten.
Das Radicant-Debakel löste auch heftige politische Diskussionen aus. Unter anderem fordern die Landräte Peter Riebli (SVP), Marco Agostini (Grüne) und Manuel Ballmer (GLP) per Vorstoss, dass eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) die Affäre aufarbeitet. Die Chancen, dass eine solche tatsächlich zum Einsatz kommt, stehen gut. Sowohl die Geschäftsleitung des Landrats als auch die Geschäftsprüfungskommission sprechen sich dafür aus. Der Entscheid könnte am Donnerstag im Landrat fallen.
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