Riesen-Abschreiber auf Radicant – CEO und Bankratspräsident gehen

Die Basellandschaftliche Kantonalbank überrascht am Donnerstag mit Nachrichten grosser Tragweite.

John Häfelfinger und Thomas Schneider
Geben ihre Posten ab: BLKB-CEO John Häfelfinger und Bankratspräsident Thomas Schneider.

Der CEO der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB), John Häfelfinger, will seine Karriere «ausserhalb der Bank» fortführen. Er verlässt das Finanzunternehmen Ende März 2026, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst. Häfelfinger ist seit 2017 in dieser Position. Noch im Sommer werde der Prozess für die Nachfolgeregelung gestartet.

Das ist nicht die einzige Personalie. Auch Bankratspräsident Thomas Schneider hört Mitte 2026 auf – ein Jahr vor Ende der laufenden Amtsperiode. Schneider übernahm den Posten im August 2018.

Radicant: Weitere 105,5 Millionen abgeschrieben

In derselben Mitteilung informiert die BLKB darüber, dass sie beim Tochterunternehmen Radicant Wertberichtigungen in der Höhe von 105,5 Millionen Franken vornimmt. Dies ist der dritte und bisher grösste Abschreiber.

«Insgesamt bewertet die BLKB die Kostenbasis der Radicant-Gesellschaften als zu hoch», schreibt die Bank. Die Wertberichtigungen gingen «einher mit einem umfangreichen Kostenreduktions- und Effizienzprogramm, mit veränderten geschäftlichen Zielen für die Radicant-Gesellschaften sowie mit Anpassungen in der Governance der Finanzgruppe». Man gehe neu davon aus, dass das Unternehmen 2029 die Gewinnzone erreiche. Bisher war die Rede vom Jahr 2027. Weiter werde Radicant-Verwaltungsratspräsident Marco Primavesi sein Amt «gemäss der Planung» Ende 2025 zur Verfügung stellen.

Zusammenhang bestätigt

Die BLKB schreibt im Communiqué, dass der Abschreiber zum Teil aus den Reserven finanziert werden könne. Der Halbjahresgewinn werde auf dem Vorjahresniveau abschliessen.

Die personellen Abgänge und die schlechte Entwicklung bei der Tochter Radicant hängen direkt zusammen: Bankratspräsident Schneider sagte am Donnerstagmorgen an einer virtuellen Medienkonferenz laut bz: «Selbstverständlich hat mein Abgang mit der Wertberichtigung bei Radicant zu tun. Ich will und muss die Verantwortung dafür übernehmen.»

Radicant sorgt seit jeher für Diskussionen. Konservative Politikerinnen und Politiker kritisieren, dass sich dieses Engagement der BLKB ausserhalb des eigentlichen Geschäftszwecks befinde und ein unnötiges Risiko darstelle.

Initiative fordert Lohn-Deckel für CEO

Diese Kombination von Nachrichten ist politisch höchst relevant; die BLKB befindet sich zum grössten Teil im Eigentum des Kantons. Unterstützer der hängigen Initiative «BLKB – die Bank fürs Baselbiet» dürften sich bestätigt fühlen. Komitee-Mitglied und SVP-Präsident Peter Riebli sagte schon im vergangenen November zu OnlineReports, dass man «einen signifikanten Abschreiber» auf Radicant befürchte.

Die Initiantinnen und Initianten kritisieren «überzogenen Gestaltungswillen in gesellschaftspolitischen Themen» und stören sich an «risikoreichen Projekten» wie Radicant. Die Initiative fordert entsprechend, dass sich die BLKB auf ihr Kerngeschäft im Baselbiet fokussiert.

Es ist noch schwer abzuschätzen, inwiefern die heutigen Nachrichten den Zuspruch zur Initiative beeinflussen. Umgekehrt allerdings könnte die Initiative die Nachfolgeregelung für Häfelfinger prägen. Das Begehren verlangt nämlich einen Lohn-Deckel für den CEO von rund 600'000 Franken. Heute verdient Häfelfinger rund 1,1 Millionen im Jahr.

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Kommentare

Peter Waldner
03. Juli 2025 um 10:09

Konkurrenz der Muttergesellschaft

Wie gut (oder schlecht) die Radicant aufgestellt ist, kann ich nicht beurteilen. Allerdings weiss ich genau, wie eine Tochtergesellschaft einer sie konkurrenzierenden Muttergesellschaft einem emotional geprägten Konkurrenzkampf ausgesetzt ist. Jeder normale Konkurrent kann und darf nur auf dem Markt agieren und reagieren – ist aber die Muttergesellschaft im gleichen Markt aktiv, behindert sie die Tochter, die sie ja geschaffen hatte, um nicht dasselbe zu tun.

Ich vermute, dass CEO John Häfelfinger und Bankratspräsident Thomas Schneider dem Druck aus der BLKB und eben auch von politischer Seite ausgesetzt sind, die ihnen eine faire, unabhängige Oberaufsicht auf ihre Tochtergesellschaft und deren eigenständige Entwicklung massiv behindert. «Kannibalismus» ist wohl eines der Stichworte, die ihnen im Tagesgeschäft von Kadern und Mitarbeitern in der BLKB und Politikern vorgeworfen wurden, welche die Aufgabe so einer Tochter nicht verstehen (wollen).

Barbara "Umiker Krüger"
03. Juli 2025 um 15:10

Konservatismus? Gesunder Menschenverstand!

Es sind doch nicht nur Konservative, die dieses Gebaren seltsam fanden! Ich habe noch nie SVP gewählt, aber wer nur über etwas Weitsicht und Gespür verfügt, wusste schon lange, dass etwas faul war.