Exodus geht weiter: Nun verlässt auch Marco Primavesi die BLKB
Nach dem angekündigten Rücktritt als Verwaltungsratspräsident von Radicant folgt zudem der Abgang aus dem BLKB-Bankrat.
Seit der 105-Millionen-Wertberichtigung auf die Tochtergesellschaft Radicant geht es bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) drunter und drüber. Verwaltungsratspräsident Thomas Schneider und CEO John Häfelfinger gaben ihre Abgänge bekannt, die sie schliesslich früher vollzogen als ursprünglich angekündigt – sie sind seit Ende Juli weg. Aktuell führen Thomas Bauer als Bankratspräsident und Interims-CEO Christoph Schär die Organisation durch den Trubel. Marco Primavesi tritt als Verwaltungsratspräsident von Radicant ebenfalls auf Ende Jahr zurück. Und nun ist klar: Er verlässt auf diesen Zeitpunkt hin auch den BLKB-Bankrat. Diesem gehört er seit 2015 an. Er wäre bis Mitte 2027 gewählt.
Primavesi verantwortet im BLKB-Bankrat das Strategy and Executive Committee. Als Verwaltungsratspräsident von Radicant ist er die direkte Verbindung zwischen Mutter- und Tochterunternehmen.
Der Prozess, um Primavesi bei Radicant zu ersetzen, sei bereits im Gang, teilt die BLKB am Dienstagmorgen mit. Auch die Vakanz im eigenen Bankrat soll wieder besetzt werden.
Überdies muss die BLKB aktuell die Position des Chief Investment Officer (CIO) neu besetzen, da Fabienne Hockenjos-Erni per September die Leitung des Bereichs Financial Services bei der Privatbank Rahn+Bodmer übernommen hat.
Neuer Radicant-CEO im Einsatz
Die BLKB will sich von Radicant trennen und sucht nach einem Käufer. Bei fehlendem Interesse soll die Digitalbank notfalls geschlossen werden. Eben erst hat mit Bruno Meyer ein neuer CEO angefangen. Er folgt auf Anton Stadelmann, der im August seinen Abgang «aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen über die Weiterentwicklung von Radicant» angekündigt hatte.
Mit Meyer steht nun ein SVP-Mitglied an der operativen Spitze des Unternehmens. Das ist vor allem deshalb interessant, weil die Partei bei der Kritik an der BLKB federführend ist. Auch Interims-Bankratspräsident Thomas Bauer war früher als Richter am Kantonsgericht Baselland von der SVP aufgestellt worden. Das Verhältnis zur Partei scheint inzwischen aber distanziert zu sein.
Der Baselbieter SVP-Präsident Peter Riebli geht schon seit Jahren gegen das Radicant-Engagement der BLKB vor. Er gehört auch zu den Urhebern des erfolgreich überwiesenen Vorstosses, eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) einzusetzen.
Wenn die PUK beginnt, ist Primavesi bereits weg
Die PUK wird ihre Arbeit ungefähr zum Jahreswechsel aufnehmen. Noch muss der Landrat die personelle Zusammensetzung bestimmen. Der Vorschlag des Landratsbüros wird mit Interesse erwartet, weil etwa die Frage im Raum steht, ab wann eine Politikerin oder ein Politiker in diesem Fall als befangen gilt. Befangenheit ist ein Ausschlusskriterium für das Mitwirken in der Untersuchungskommission.
PUK und Primavesi-Abgang folgen also ungefähr gleichzeitig. Damit dürften sich jene bestätigt sehen, die der PUK wegen des grossen finanziellen und zeitlichen Aufwands bei gleichzeitig offenem Erkenntnisgewinn kritisch gegenüberstehen: Bis die Resultate der Untersuchung vorliegen, sind die Verantwortlichen womöglich bereits alle weg.
Zu klären bleibt noch die Rolle von Finanzdirektor Anton Lauber, der innerhalb der Regierung für die BLKB zuständig ist. Verschiedene Landratsmitglieder wollten ihm das Dossier entziehen, doch das Parlament sprach sich dagegen aus.
Zwei Initiativen
In Bearbeitung sind auch zwei Initiativen. Ein überparteiliches Komitee mit Präsident Peter Riebli hat im August die Initiative «BLKB – die Bank fürs Baselbiet» eingereicht. Das Begehren verlangt, dass sich die Kantonalbank auf das Kerngeschäft im Baselbiet fokussiert.
Ausserdem haben Gemeinden eine Initiative lanciert mit der Forderung, dass der Kanton ein Drittel der Gewinnausschüttungen der Basellandschaftlichen Kantonalbank an die Gemeinden weitergibt. Die Beschlüsse an den Gemeindeversammlungen und Einwohnerräten sollen noch in diesem Jahr erfolgen.
Weiterführende Links:
BLKB-Ausschüttungen sollen zu einem Drittel in die Gemeinden fliessen
Gutachter kommen zum Schluss: Der BLKB-Bankrat hat es vermasselt
Petition verlangt sofortige Rücktritte von Häfelfinger und Schneider
Vorstoss im Landrat: Vertreter von SVP, GLP und Grünen verlangen eine PUK
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