SVP-Mitglied wird neuer CEO der BLKB-Tochter Radicant

Die Partei ist auf beiden Seiten federführend: An der Spitze des Unternehmens wie auch bei der Kritik aus der Politik.

Bruno Meyer wird neuer CEO der BLKB-Tochter Radicant.
Die Zukunft von Radicant ist völlig offen, auch mit dem neuen CEO Bruno Meyer. (Foto: ZVG)

Nach den massiven Wertberichtigungen und den personellen Abgängen sowie politischen Diskussionen, die diese zur Folge hatten, ist die Zukunft der Digitalbank Radicant ungewiss. Ende September teilte die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) mit, ihr Engagement beim Tochterunternehmen zu beenden. Im Fokus stehe zunächst der Verkauf. Sollte es damit nicht klappen, sei auch eine Rückgabe der Banklizenz möglich.

Trotzdem hat sich Radicant nach dem Entscheid von CEO Anton Stadelmann, die Bank spätestens bis Ende Februar 2026 zu verlassen, auf die Suche nach einem neuen Chef gemacht. Und diesen auch gefunden. Der Verwaltungsrat hat Bruno Meyer zum neuen CEO und zum Mitglied der Geschäftsleitung der Radicant Holding AG und der Radicant Business Services AG gewählt.

Interessant: Bruno Meyer, wohnhaft in Uerikon, ist Mitglied der SVP Zürich, wie aus deren Website hervorgeht. Ein Mandat scheint er nicht zu haben. Bankiers sind in der Zürcher Kantonalpartei gut vertreten. Erster Vizepräsident ist der aus Sissach stammende Nationalrat Thomas Matter, Verwaltungsratspräsident und Mitgründer der Helvetischen Bank.

Meyers Parteizugehörigkeit ist brisant, weil die SVP im Baselbiet mit der Kritik an Radicant und BLKB federführend ist. Präsident Peter Riebli steht dem Komitee der Initiative «BLKB – die Bank fürs Baselbiet» vor und hat sich nach der Radicant-Wertberichtigung unmittelbar und dezidiert für personelle und institutionelle Konsequenzen eingesetzt. Inzwischen hat der Baselbieter Landrat entschieden, dass eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) die Affäre aufarbeiten soll.

Es dürfte wohl auch an Riebli gelegen haben, dass der damalige Radicant-CEO Anders Bally im Februar 2023 freigestellt wurde. Dieser hatte im Vorfeld in einer E-Mail an die Mitarbeitenden über die «älteren Politiker» im «nicht-urbanen» Teil des Baselbiets gespottet. Sie würden das Geschäftsmodell nicht verstehen. Riebli, Jahrgang 1956, hat sich womöglich angesprochen gefühlt.

Die SVP ist ein Stück weit auch ganz oben in der Basellandschaftlichen Kantonalbank vertreten: Interims-Bankratspräsident Thomas Bauer war früher als Richter am Kantonsgericht Baselland tätig, aufgestellt von der SVP. Das Verhältnis zur Partei scheint inzwischen aber distanziert zu sein.

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Inwiefern sich der neue Radicant-CEO Meyer politisch engagiert, ist nicht bekannt. Doch er bringe mehr als 30 Jahre internationale Erfahrung in der Finanzbranche mit, schreibt die BLKB am Mittwoch in einer Ad-hoc-Mitteilung. Bis Februar 2025 leitete er als Mitglied der Geschäftsleitung der Incore Bank den Bereich Corporate Services. Warum er dort aufgehört hat, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Gemäss LinkedIn-Profil arbeitet er seit Mai in Teilzeit als Senior Advisor beim Beratungsunternehmen Finyon.

Seine Karriere startete Meyer bei der Credit Suisse in Zürich und New York. Dort übernahm er verschiedene Führungsfunktionen im Controlling und im Risikomanagement.

Meyer hat an der ETH Zürich einen Master in Materialwissenschaften abgeschlossen. Zudem ist er im Vorstand der Swiss Risk Association, die er von 2015 bis 2024 nebenberuflich als CEO führte.

Der 56-Jährige tritt seine neue Funktion am 27. Oktober 2025 an. Meyer sei «bestens geeignet, die nächsten Schritte von Radicant im Interesse aller Anspruchsgruppen sorgsam zu führen», lässt sich Marco Primavesi, Verwaltungsratspräsident der Digitalbank und BLKB-Bankrat, zitieren. Allerdings ist fraglich, in welche Richtung diese Schritte führen.

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Bruno Meyer

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