Das Regionalbüro Basel am Aeschenplatz wird aufgelöst

Der Fokus des Gratis-Mediums liegt neu auf dem Digitalprodukt. Die Neuausrichtung führt zu einem Abbau von 80 Stellen.

Pendlerzeitung 20 Minuten
Die gedruckte Ausgabe von 20 Minuten gibt es nur noch bis Ende Jahr. (Bild: 20 Minuten / Marco Zangger)

Man blättert sie durch und lässt sie auf dem aufklappbaren Tisch beim Fenster liegen, wenn man den Zug wieder verlässt – griffbereit für die kommenden Reisenden. Morgen für Morgen; ein Ritual.

Seit 25 Jahren begleitet die Gratiszeitung 20 Minuten Pendlerinnen und Pendler auf ihrem Weg zur Schule oder zur Arbeit. Damit ist nun aber Schluss. Die Zeitung wird per Ende 2025 eingestellt. Grund dafür sei «die sich rasch wandelnde Mediennutzung und die sinkenden Erträge im Printgeschäft», wie das Medium am Dienstag mitteilt. Man habe die Printausgabe jeden Tag «für unsere Leserinnen und Leser mit viel Leidenschaft und Sorgfalt» produziert. Nun sei aber der Zeitpunkt gekommen, um sich auf die digitale Zukunft auszurichten.

Das Unternehmen will «substanzielle Mittel» in die Weiterentwicklung von Digitalprodukt, Marke und Wertschöpfung sowie in neue kommerzielle Angebote investieren. Durch die Neuausrichtung gehen voraussichtlich 80 Stellen verloren, wie 20 Minuten schreibt.

Regio-News von der Zentrale aus

Die aktuell separat geführten Redaktionen in der Deutsch- und Westschweiz werden zu einer nationalen Redaktion mit den Standorten Lausanne, Bern und Zürich zusammengeführt. Für das Büro Basel am Aeschenplatz, wo sich auch die Basler Zeitung befindet, bedeutet diese Zusammenlegung das Aus.

Auch die Regionalbüros Genf, Luzern und St. Gallen sollen per Ende 2025 aufgelöst werden. Regionale News blieben aber weiterhin «zentraler Bestandteil der Berichterstattung» und würden durch «ein agiles Korrespondentennetz» abgedeckt.

Das Ressort Basel besteht aktuell aus vier Personen, davon eine Praktikantin und ein Praktikant. Die Leitung hat Tanja Opiasa. Die Journalistin arbeitete bis vor Kurzem noch bei der Basler Zeitung, wechselte aber nach dem Kahlschlag bei Tamedia im vergangenen Herbst zu 20 Minuten. Was mit den vier Redaktorinnen und Redaktoren in Basel geschieht, ist derzeit nicht bekannt.

Die deutschsprachige Ausgabe von 20 Minuten wurde 1999 vom norwegischen Medienkonzern Schibsted gegründet. 2005 übernahm das Schweizer Medienunternehmen Tamedia, später TX Group, die Gratiszeitung. Zur Gruppe gehören auch die Basler Zeitung und der Tages-Anzeiger. Im Jahr 2024 betrug die Auflage von 20 Minuten in der Deutschschweiz 298'429 Exemplare. In der französischen Schweiz waren es 123'147 und in der italienischen Schweiz 23'565 Exemplare.

Was passiert mit der BaZ?

Die Digitalisierung ist bei Tamedia und überhaupt bei den Medienunternehmen ein grosses Thema. Schon seit vielen Jahren lautet die Devise «online first». Das führt dazu, dass der Print immer stärker vernachlässigt wird und zum «Abfallprodukt» der einzelnen Titel verkommt. So ist nicht selten der Fall, dass man in der gedruckten Zeitung Artikel liest, die bereits mehrere Tage zuvor online erschienen sind. Auf Layout und Gewichtung wird kaum mehr Wert gelegt.

Es stellt sich also die Frage, ob nach 20 Minuten auch anderen Printprodukte der TX Group wie der Basler Zeitung das Aus droht. Die Antwort der Tamedia-Unternehmenskommunikation lautet auf Anfrage von OnlineReports kurz und knapp: «Nein.»

Solange der grösste Anteil des Tamedia-Umsatzes über Print generiert werde, sei es nicht denkbar, ausschliesslich auf Online zu setzen, sagt ein Mitarbeitender aus dem Konzern. Die Bezahlmedien hätten unter CEO Jessica Peppel-Schulz begriffen, wie sehr der Print noch einschenke, heisst es weiter. «Das wäre verheerend, wenn wir sowas planen würden.»

Weiterführende Links:

20 Minuten: Aus für Printausgabe

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