Jussi Adler Olsen: «Tote Seelen singen nicht»
Der Thriller ist, was man sich von einem skandinavischen Krimi mit «Olsen» vorne drauf erhofft: spannend, schnell und ziemlich gut lesbar.
Ich muss zunächst einmal präzisieren: Jussi Adler Olsen ist nicht der alleinige Autor dieses Buchs. Der 75-Jährige hat sich zwei (!) Co-Autorinnen geholt: Line Holm (Jahrgang 1975) und Stine Bolther (Jahrgang 1976) – beide sind schon sehr erfahren in Sachen Krimis und haben an einer Thriller-Reihe über die Kriminalhistorikerin Maria Just gearbeitet. Nun kooperieren sie mit Altmeister Jussi Adler Olsen und steuern Weiblichkeit und Jugend bei. Das kann ja nur gut gehen.
Und so ist es auch. «Tote Seelen singen nicht» ist eigentlich eine Fortsetzung von Olsens bisher zehn Bände (Fälle) umfassende Reihe um das «Sonderdezernat Q» mit dessen Leiter Carl Mørck. Dieser kam für zwei Jahre unschuldig ins Gefängnis und ist jetzt in Rente, weshalb das Sonderdezernat ohne ihn auskommen muss.
Die beiden übrig gebliebenen Kommissare im «Q», das sich mit Cold Cases befasst, mühen sich gerade einmal wieder mit einer neuen Führung ab: einer Französin, die – natürlich – nicht gerade kompatibel zu sein scheint.
Nun aber, so glaube ich, merkt man die neuen Ideen des Autoren-Trios. Die Kabbeleien innerhalb des Sonderdezernates sind auf einem sehr ungewöhnlichen Niveau, der neue «Cold Case» hat es in sich und greift ein Thema auf, das eine deutlich feminine Handschrift trägt.
Auf Netflix zu sehen
Ansonsten ist der Thriller das, was man sich von einem skandinavischen Krimi mit «Olsen» vorne drauf erhofft: spannend, schnell und dank kurzer, datierter und mit Namen versehener Kapitel ziemlich gut lesbar. Natürlich mischt Carl Mørck weiterhin mit. Auch wenn er mittlerweile selbst zum «Cold Case» geworden ist.
Es fehlt an sehr brutalen Morden (wieder der feminine Einfluss?), stattdessen werden überraschende und laute Methoden angewendet. Die Leserschaft ist von Anfang an mit dem Haupttäter unterwegs. Gegen Schluss des Buches nimmt die Geschichte ein sehr schnelles Tempo an. Man ist versucht, die Lesepause zu verlängern – wie es sich für einen soliden und guten Kriminalroman gehört.
Das «Sonderdezernat Q» ist auch verfilmt worden und im Mai 2025 auf Netflix gestartet. Der englische Titel lautet «Dept. Q».
Es ist vielleicht nicht gerade ein Buch für unter den Weihnachtsbaum (ausser, der oder die Beschenkte ist ein grosser Thriller-Fan). Empfehlenswert ist das Buch aber allemal.
Diese Buchbesprechung entstand in einer Kooperation mit der von Daniel Thiriet betriebenen Website buechercheck.com.