«Das schlaue Füchslein»: Ein Märchen, das im Museum beginnt
Eine ernsthafte musikalische Parabel über das Tierische im Menschen und das Menschliche in den Tieren wird für Kinder zurechtgestutzt.
Museen sind ebenso wie Theater Bildungsstätten, die auch Kindern Spass machen können. Vorausgesetzt, sie werden von ihren Erziehungsberechtigten darin unterstützt. Das ist zweifellos der Fall bei der kleinen Familie, die wir zu Beginn der Aufführung auf der Kleinen Bühne des Basler Stadttheaters sehen.
Halb neugierig und halb gelangweilt streifen die drei durch ein Naturkundemuseum und bleiben in der Abteilung "Wald" hängen. Dort steht vor einem grossen Wandbild ein ausgestopfter Fuchs, der das Interesse des Mädchens Rona auf sich zieht. Ist sie nicht selbst mit ihren fuchsroten Haaren und ihrem Freiheitsdrang eine kleine Füchsin?
Während die Eltern eingehend das Wandbild studieren und vielleicht die nächsten Wanderferien besprechen, fantasiert sich das Mädchen in eine Waldlandschaft hinein. Der übereifrige Museumswärter kann sie davon ebenso wenig abhalten wir der plappernde Audio-Guide und eine Gruppe hippeliger junger Museumsbesucherinnen mit ihrer zickigen Lehrerin. Da betritt eine grosse Füchsin die Bühne und nimmt Rona an der Hand, führt sie aus dem Museum in den grünen, etwas unheimlichen Wald. Dort begegnen die beiden einer Schar Hühner und anderen Tieren, denen der Jäger mit seinem Schiessgewehr nachsetzt.
«Das schlaue Füchslein» ist eigentlich kein Kinderstück.
Die Füchsin, Schlaukopf mit Namen, findet einen Partner, und im Nu sind sie umringt von einer siebenköpfigen Horde von Fuchskindern. Der Jäger, der verdächtig Ronas Vater ähnelt, gibt seinen Plan, ein Fuchsfell nach Hause zu bringen, nicht auf und erschiesst die Füchsin Schlaukopf, nachdem er vorübergehend selbst in die Fuchsfalle getappt ist.
Jetzt schlägt die Stunde der vom Menschenkind zur Füchsin mutierten Rona, sie tritt die Nachfolge von Schlaukopf an, und das Stück ist nach dichten 65 Minuten aus.
«Das schlaue Füchslein» ist eigentlich kein Kinderstück, sondern eine ernsthafte musikalische Parabel über das Tierische im Menschen und das Menschliche in den Tieren. Auch die unsentimentale, kürzelhafte Musik des mährischen Komponisten Leoš Janáček, entstanden vor hundert Jahren, ist durchaus anspruchsvoll und nicht im gängigen Sinn kindgerecht.
Der Komponist hat darin seine ganze Kunst der Charakterisierung von Personen durch Töne aufgeboten, und auch in der von Alexander Krampe erstellten verschlankten Fassung für zwölf Instrumentalisten (Musiker vom Sinfonieorchester Basel, Konzertmeisterin: Friederike Starkloff) bleibt viel vom Klangreiz des Originals erhalten. Das tönt jederzeit hellwach und ohne opernhaften Schwulst.
Sechs Sängerinnen und Sänger aus dem Opernstudio OperAvenir leisten hervorragende singschauspielerische Arbeit, an der Spitze die Koloratursopranistin Harpa Ósk Björnsdóttir und die Mezzosopranistin Hope Nelson als Fuchs-Paar. Auch der Bariton Sono Yu ist zweifellos ein Talent, dem grössere Opern-Aufgaben zuzutrauen sind. Acht junge Mitglieder der Mädchenkantorei sind in diversen Rollen beteiligt, und wenn sie in den noch folgenden Aufführungen etwas von ihrer Scheu ablegen und an Sicherheit zulegen, ist das Vergnügen perfekt.
Da darf man sich ein bisschen darüber wundern, dass Füchse sogar Bäume hochklettern können.
Sechs Sängerinnen und Sänger aus dem Opernstudio OperAvenir leisten hervorragende singschauspielerische Arbeit, an der Spitze die Koloratursopranistin Harpa Ósk Björnsdóttir und die Mezzosopranistin Hope Nelson als Fuchs-Paar. Auch der Bariton Sono Yu ist zweifellos ein Talent, dem grössere Opern-Aufgaben zuzutrauen sind. Acht junge Mitglieder der Mädchenkantorei sind in diversen Rollen beteiligt, und wenn sie in den noch folgenden Aufführungen etwas von ihrer Scheu ablegen und an Sicherheit zulegen, ist das Vergnügen perfekt.
Hélio Vida, der Leiter des Basler Opernstudios, hält den Apparat gut zusammen, und die Inszenierung von Tilman aus dem Siepen im Bühnenbild von Elena Scheicher ist fantasievoll und farbig. Da darf man sich ein bisschen darüber wundern, dass Füchse sogar Bäume hochklettern können und dass der bis über beide Fuchsohren verliebte erwachsene Fuchs seiner Partnerin in spe nach Wiener Art zuruft: «Küss die Pfote!» Das zeigt den Witz der Textbearbeitung von Ronny Dietrich, die bei aller Aktualisierungslust Wendungen wie «He, du grausiges Luder!» aus der alten Fassung stehen liess.
Das ganze Ensemble wird seinen Spass an solchen leicht aus der Zeit gefallenen Formulierungen gehabt haben. Und den Kindern ab acht Jahren, denen der Besuch der kurzweiligen Aufführung wärmstens empfohlen sei, kann das politisch unkorrekte Sätzchen kaum schaden. Noch sieben Mal haben sie Gelegenheit, ihre Grosseltern zum Opernbesuch mitzunehmen.
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