Jetzt wollen Esther Keller und Isaac Reber die Durchmesserlinie retten
Basel SBB und Badischer Bahnhof sollen nur noch mit einer direkten unterirdischen Bahnlinie verbunden werden – ohne Zwischenhalte. Die Kosten halbieren sich. Im Gegenzug fordert die regionale Politik vom Bund eine rasche Umsetzung.
Das im Oktober erschienene Gutachten «Verkehr 2045» von ETH-Professor Ulrich Weidmann bedeutet mehr oder weniger das Ende der Basler Bahnausbau-Vision. Zumindest in seiner bisherigen Ausprägung.
Nun aber wollen die zuständigen Regierungsmitglieder, die Basler Bau- und Verkehrsdirektorin Esther Keller und ihr Baselbieter Amtskollege Isaac Reber, die Pläne retten, indem sie das Projekt auf das Wesentliche reduzieren. Darüber haben die beiden Kantone und die ebenfalls involvierte Handelskammer beider Basel (HKBB) am Donnerstag informiert.
Es ist ein Abschied von der Idee «Herzstück». Neu verlangen die Kantone nur noch eine reine, sechs Kilometer lange Durchmesserlinie zwischen Basel SBB und Badischer Bahnhof – «eine kurze Neubaustrecke mit grosser Wirkung», wie es im Communiqué heisst.
Günstiger und schneller
Indem man auf Umwege für die bisher vorgesehenen unterirdischen Haltestellen im Stadtgebiet verzichtet, sei das Projekt «in einem überschaubaren Zeitrahmen umsetzbar und im gegebenen Gesamtrahmen finanzierbar».
Die Kantone rechnen damit, dass das Vorhaben «weniger als die Hälfte» des ursprünglichen Betrags für das Gesamtprojekt kostet. Die Rede ist also von 7 statt 14 Milliarden Franken. Gemäss Communiqué hat das Bundesamt für Verkehr zugesagt, im kommenden Frühling eine neue Studie in Auftrag zu geben.
Esther Keller lässt sich dahingehend zitieren, dass die Durchmesserlinie in den kommenden 20 bis 30 Jahren realisiert werden könne. Das sei nicht nur für die Region wichtig, sondern für das ganze Land, weil oberirdische Kapazitäten für den Fern- und Güterverkehr frei würden. Hingegen würde die Region ohne Durchmesserlinie «zum Flaschenhals», hält Isaac Reber fest. Und HKBB-Direktor Martin Dätwyler findet, dass die Bahnhofs-Verbindung zusammen mit dem Rheintunnel sowohl die Schiene als auch die Strasse «fit» machten für die Zukunft. Das sei «essenziell für die Landesversorgung».
VCS übt Kritik
Die beiden Ständerätinnen Eva Herzog (SP, Basel-Stadt) und Maya Graf (Grüne, Baselland) wollen sich dafür einsetzen, dass der Bundesrat die Durchmesserlinie in die nächste Planung aufnimmt.
Trotz der Abstriche begrüssen die Grünen aus beiden Basel sowie die IGÖV Nordwestschweiz, dass man sich nun auf die Durchmesserlinie fokussiere.
Weniger pragmatisch zeigt sich hingegen der VCS beider Basel. Der Verband schreibt in seiner Stellungnahme, dass die Redimensionierung einer Kapitulation gleichkomme. Die Region laufe Gefahr, noch lange «auf eine echte trinationale S-Bahn» warten zu müssen. Zudem förderten die Kantone die «Verlagerung zur Strasse». Der VCS beider Basel, dem neben Geschäftsführer Florian Schreier auch SP-Landrat Jan Kirchmayr als Vorstandsmitglied angehört, kritisiert, dass beim Rheintunnel hingegen keine Anpassung erfolge.