Der erste Baselbieter Kantonsarchäologe

Als 14-Jähriger half er mit, in Liestal eine römische Villa auszugraben. Nun ist der einstige «Munzacherbueb» im Alter von 86 Jahren gestorben.

Jürg Ewald
«Lieber zu früh als zu spät»: Jürg Ewald. (ZVG)

In den 1950er-Jahren wurden in Liestal Reste der römischen Villa Munzach entdeckt. Viele Kinder halfen bei den Ausgrabungen – man nannte sie «Munzachkinder». Zu diesen gehörte auch Jürg Ewald, damals 14 Jahre alt. Später wurde er der erste Kantonsarchäologe des Kantons Baselland.

Nun ist Jürg Ewald Mitte September im Alter von 86 Jahren gestorben – «aus freiem Willen», wie seine Angehörigen in einer Todesanzeige festhalten. Ohne langes Leiden, ohne langen Spital-, noch Altersheim-Aufenthalt habe er – «nach seinen Worten» – abtreten dürfen. Sein Motto: «Lieber zu früh als zu spät.»

Jürg Ewald absolvierte zuerst eine Ausbildung zum Mittellehrer und hängte danach ein Archäologiestudium an. Es sei seine Mutter gewesen, die ihn dazu motiviert habe, schreibt der Leiter der Kantonsarchäologie, Reto Marti, in einem Nachruf in der bz. Mit 30 Jahren promovierte er und trat am 1. August 1968 in den Staatsdienst ein. Während fast 30 Jahren leitete Jürg Ewald die Kantonsarchäologie.

Kritischer Geist

Auch nach seiner Pensionierung blieb Jürg Ewald aktiv. Als Leiter der Basler Slow-Food-Sektion initiierte und organisierte er die Baselbieter Genusswoche mit. Er war ein kritischer Geist und äusserte sich regelmässig pointiert in Leserbriefen zu politischen Themen. Als Befürworter eines Kantons Basel schrieb er 2011 in der Basler Zeitung: «Wenn doch die ewiggestrigen Hülftenschänzler (vornehmlich rund um ‹Karl den Grossen Willensmann›) endlich einsehen wollten, dass alle Probleme aus der Welt geschafft wären, wenn man es in unseren (winzigen!) Breiten einfach nur mit einem einzigen statt mit zwei Kantonen zu tun hätte.» 

Sparmassnahmen im kulturellen Bereich waren Jürg Ewald zuwider. Er wolle nicht bei jedem Theaterbesuch das Gefühl haben, eine 200-Franken-Note «unter dem Füdli» zu haben, 200 Franken, mit denen Basel-Stadt jeden Theaterbesucher aus dem Baselbiet subventioniere, sagte er, als es darum ging, den Beitrag des Kantons Baselland ans Theater Basel zu erhöhen. Und als die Regierung die Schlösser Bottmingen und Wildenstein verkaufen wollte, rief er aus: «Ich schäme mich, Baselbieter und da selbst Steuerzahler zu sein.»

Die Urne wird im kleinsten Familienkreis beigesetzt. Im November soll aber ein Fest für Jürg Ewald stattfinden – für «alle, die positive Erinnerungen an ihn haben». So sein Wunsch.

In Gedenken an Jürg Ewald

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