Bikantonale Universität: erfolgreich trotz Motzer und Miesepeter

Marc Schinzel, Kolumnist
(Bild: Landeskanzlei BL)

Neben dem FCB und der Fasnacht ist das Verhältnis zwischen Basel-Stadt und Baselland ein Dauerbrenner der regionalen Polit- und Medienszene. Die emotionalen Befindlichkeiten sind indirekt proportional zur Beziehungsrealität der beiden Kantone. Weit über hundert Verträge haben diese miteinander geschlossen: vom Gesundheitsbereich über die Polizei, die Kultur, den Verkehr, die Bildung bis hin zu den Passbüros.

Der Alltag verläuft in grösster Normalität. Basel ist das regionale Wirtschafts- und Kulturzentrum, wo Personen aus Baselland arbeiten und in den Ausgang gehen. Das Baselbiet ist nicht nur Erholungsgebiet für Städterinnen und Städter. Auch bei uns arbeiten zahlreiche Leute aus Basel in KMU, Spitälern, Altersheimen und Schulen.

Und doch jammern viele über das angeblich schlechte Verhältnis der beiden Kantone. Wer für ein eigenständiges Baselbiet ist, setzt sich dem Verdacht aus, ein Ewiggestriger zu sein, der die Schlacht an der Hülftenschanz zelebriert. Umgekehrt wird der Stadt vorgeworfen, man wolle das Land dominieren wie zur Zeit der Gnädigen Herrschaft. Einen Überblick über erregte Voten in beiden Parlamenten, wer wen wann finanziell über den Tisch gezogen haben soll, erspare ich Ihnen und mir.

Ich möchte aber auf unsere Universität eingehen. Diese hat nicht nur ein ausgezeichnetes Standing. Sie hat auch eine einzigartige Trägerschaft. Mit dem am 1. Januar 2007 in Kraft getretenen Universitätsvertrag beschlossen Basel-Stadt und Baselland, die Universität gemeinsam zu betreiben und zu finanzieren. Vergleichbares gibt es nirgendwo.

Mit ihren Globalbeiträgen (2024: 175,5 Millionen Franken von Basel-Stadt und 164,5 Millionen von Baselland) haben die beiden Kantone die Universität entscheidend entwickelt. Ein Grund zum Frohlocken, sollte man meinen. Nicht für Motzende und Miesepetrige. Die SVP Baselland findet, die Universität gehöre der Stadt und nicht Baselland. Das Baselbiet solle nur noch so viel zahlen, wie die Interkantonale Hochschulvereinbarung für Studierende an fremden Universitäten festlegt. So könne man auf einen Schlag hundert Millionen Franken sparen. Basel könne das ausgleichen.

Wir hören Plattitüden von einem liberalen Alt-Regierungsrat, der offenbar nicht loslassen kann.

Allein der Umstand, dass 2024 21,1 Prozent der Studierenden aus Baselland kamen und 15,7 Prozent aus der Stadt, zeigt die Bedeutung der Universität für das Baselbiet. Dazu kommen Dozierende und Forschende aus unserem Kanton und die vielen Landschäftler Institutionen und Betriebe, die mit der Universität zusammenarbeiten und wirtschaften.

Umgekehrt hören wir von einem liberalen Alt-Regierungsrat, der offenbar nicht loslassen kann, Plattitüden wie, es gebe in der Baselbieter Regierung «niemanden, der diese Universität voranbringen will», und Linke seien «affiner für Partnerschaft und Bildungsqualität» (Basler Zeitung vom 15. April 2025). 

Das ist Unsinn. Nur so viel: Qualitativ unterirdische Umtriebe wie der Polit-Aktivismus im Fachbereich «Urban Studies», dort gemachte antisemitische Äusserungen, die Besetzung von Universitätsinstituten oder die «Wildschwein-Dissertation» sind eindeutig nicht bürgerlichen Kreisen zuzuordnen.

Die bikantonale Trägerschaft der Universität Basel ist ein Erfolgsmodell. Das soll so bleiben. Deshalb müssen die beiden Kantone immer wieder über die Finanzierung reden. Das ist normal in einer Partnerschaft. Die paritätische Finanzierung darf dabei kein Tabu sein. 

Die Zahlen zeigen, dass Basel-Stadt klar mehr Ertrag erwirtschaftet als Baselland. 2024 betrugen die Steuererträge von natürlichen Personen in Basel-Stadt 2,084 Milliarden Franken und von juristischen Personen 711 Millionen Franken. In Baselland sind es 1,291 Milliarden Franken beziehungsweise 275,9 Millionen Franken. Die Gesamterträge in Basel-Stadt betrugen im vergangenen Jahr 4,861 Milliarden Franken, in Baselland 3,392 Milliarden Franken. Das Basler BIP liegt bei 42,8 Milliarden Franken, dasjenige des Baselbiets bei 22,7 Milliarden Franken (2022). 

Eine Partnerschaft ist stark, wenn sie den beidseitigen Realitäten Rechnung trägt. Das haben Baselland und Basel-Stadt in den letzten Jahrzehnten immer gut verstanden, allen Jammernden hüben wie drüben zum Trotz.

Kolumne: «Schinzel Pommes»

Kommentare

Ueli Keller
Bildungs- und Lebensraumkünstler

Wo Scham ist, möge Demut werden

Toxischer Positivismus ist, wenn schön geredet wird, was eigentlich – wie beispielsweise das Verhältnis der beiden Basler Halbkantone – nicht wirklich gut ist. Schlau und versiert wird versucht, dem Taifun der Wahrheit nicht ins Auge schauen zu müssen. In der Politik gehört es zur Kunst, Scham zu vermeiden.