Basler Bodenforscher stossen auf Funde aus zwei Jahrtausenden

Neben römischen Münzen und Bauteilen des ersten Badhysli kommt bei den Sanierungsarbeiten am Rheinufer auch ein vollständig erhaltener Siegelstempel aus dem Mittelalter zum Vorschein.

Spätmittelalterlicher Siegelstempel (Messing, 4,8 cm) des Domkantors Rudolf Kraft. Er wurde im Oktober bei archäologisch begleiteten Unterwasserarbeiten am Fuss der Pfalzmauer entdeckt.
Der Siegelstempel gehörte Domkantor Rudolf Kraft. (© Foto: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt)

Römische Münzen, ein mittelalterlicher Siegelstempel und Konstruktionsteile des ersten Basler Freibads – die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt hat unterhalb der Pfalz Gegenstände aus zwei Jahrtausenden gefunden. Sie wurden im Rahmen von Unterwasser-Arbeiten entdeckt. Aktuell wird die Ufermauer saniert – begleitet von archäologischem Fachpersonal.

Der bedeutendste Fund sei der vollständig erhaltene Siegelstempel mit der Aufschrift ECCE(LESIA).BASILIEN(SIS) + S(IGILLVM) RVDOLFI.CANTORI. Das Wappen verrate «eindeutig», dass es sich um das Siegel des Domkantors Rudolf Kraft handle, schreibt das Präsidialdepartement am Donnerstag. Dieser lebte zwischen 1296 und 1305 in der heutigen Augustinergasse und war für die Verwaltung der liturgischen Bücher und die musikalische Gestaltung der Gottesdienste im Münster verantwortlich.

Unter den römischen Münzen befindet sich auch «eine gut erhaltene» Silbermünze (Siliqua) des Kaisers Gratian aus dem späteren vierten Jahrhundert.

Und als zu Beginn des 19. Jahrhunderts bei der Pfalz ein Freibad gebaut wurde, stützte ein sogenannter eiserner Pfahlschuh einen Pfahl. Dieser Gegenstand ist nun ebenfalls im Besitz der Archäologischen Bodenforschung.

Historische Entsorgungsstelle

Die Funde an dieser Stelle seien kein Zufall, schreibt das Präsidialdepartement weiter. Hier wurden über Jahrhunderte Abfälle, Schutt und Baumaterialen von der Pfalz und der bischöflichen Residenz entsorgt. Ausserdem gab es Einstürze. Bereits im Winter 1932/33 kamen 580 Münzen aus der Römerzeit und zahlreiche mittelalterliche Objekte zum Vorschein.

Die Archäologische Bodenforschung untersucht den schlammigen Aushub der Baustelle mit Metalldetektoren. Erstmals setzt sie auch Unterwasserkameras und Drohnen ein.

Mit einem Unterwasserroboter werden Mauerteile fotografiert, die unter dem Wasser liegen.
Fachleute fotografieren Mauerteile mit einem Unterwasser-Roboter. (© Foto: David Roth, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt)
Abfallentsorgung im frühneuzeitlichen Basel: Durch eine Maueröffnung wurde Schutt direkt von der Pfalz in Richtung Rhein entsorgt. Radierung von Hans Heinrich Glaser aus dem Jahre 1642.
Abfallentsorgung im frühneuzeitlichen Basel: Schutt wird durch eine Maueröffnung direkt von der Pfalz am Rhein entsorgt. Radierung von Hans Heinrich Glaser aus dem Jahr 1642. (© Foto: HMB Inv.-Nr. 1942.293, Peter Portner)
Die «Pfalzbadhysli» unterhalb des Münsters wurden noch bis Anfang der 1960er Jahre genutzt. Das Foto aus dem Jahr 1911 zeigt eine inszenierte Schneeballschlacht für ein Postkartensujet.
Die «Pfalzbadhysli» unterhalb des Münsters waren bis Anfang der 1960er-Jahre in Betrieb. Das Foto aus dem Jahr 1911 zeigt eine inszenierte Schneeballschlacht für ein Postkartensujet. (© Foto: StABS, BSL 1045c 2-21)
Unter der Pfalz

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