«Nach zwei Wochen ist ein Buch für dich wertlos – aber für andere nicht»
Blogger Daniel Thiriet hat vorgesorgt, um nach der Pensionierung nicht in ein Loch zu fallen. Mit einem mobilen Buchladen besucht er nun Märkte. Am Samstag ist Premiere.
Daniel Thiriet liest pro Woche ein Buch. Er ist ein Genussleser im doppelten Sinn – die Zigarre gehört dazu.
In der Corona-Zeit hat er den Büchercheck erfunden. Auf dem Blog besprechen er und sein Bruder Roger – ein bekannter Medienmann aus Basel – regelmässig Neuerscheinungen. Kurz und knackig. Das Ziel ist es, den Leserinnen und Lesern die Entscheidung zu vereinfachen, ob sie ein Buch kaufen oder verschenken wollen oder nicht.
Seit Dezember 2020 sind etwa 350 Besprechungen zusammengekommen. Immer am 1. des Monats erscheint auch ein Büchercheck auf OnlineReports.
Daniel Thiriet konzentriert sich auf Krimis und Thriller, während sein Bruder über aktuelle Bestseller schreibt. Obwohl sie sich nicht absprechen, sei es bis jetzt nur einmal vorgekommen, dass sie dasselbe Buch rezensierten. Daniel Thiriet will sich nicht mehr daran erinnern, wessen Kritik am Ende erschienen ist.
Buchladen auf Rädern
Wer so viel liest, hat den Schrank bald gefüllt. Dann stauen sich die Bücher auch im Keller. Bei Thiriet sind es Hunderte. Er findet das schade: «Wenn du ein Buch nach zwei Wochen gelesen hast, ist es für dich wertlos – aber für andere nicht.» Deshalb stellte er einen Tisch vor seine Haustüre in Riehen: «Gratis zum Mitnehmen». Plötzlich standen dort zehn Menschen und blätterten. «Offenbar besteht ein Bedürfnis nach günstiger Occasion-Literatur.»
Gleichzeitig wusste Thiriet um seine nahende Pensionierung im Mai 2025; dann wird er die Geschäftsführung der Reederei abgeben. Freunde und Bekannte, etwa sein früherer Militär-Kollege und Alt-Regierungsrat Carlo Conti, rieten ihm, eine Beschäftigung zu finden, um nicht in ein Loch zu fallen.
So entstand die Idee eines mobilen Second-Hand-Buchladens: Ein Laden auf Rädern, um damit Märkte in der Region anzufahren.
Er fragte seine Frau, was sie davon halte. Sie hatte kürzlich geerbt und beschloss, ihrem Mann einen Anhänger zu schenken. Um die Beschriftung wollen sich die Kinder kümmern.
Am Samstag kommt der Büchercheck-Anhänger nun erstmals zum Einsatz, am Pfingstmarkt in Arboldswil. Am 14. Juni ist Thiriet am Flohmarkt in Riehen. Er ist gespannt, wie gross das Interesse an seinem Angebot sein wird. Und will dann entscheiden, wie es weitergeht. Schliesslich besteht eine gewisse Konkurrenz mit den öffentlichen Bücherschränken und -brockenstuben.
Thiriet kann sich aber vorstellen, etwa auch auf den Flohmarkt auf dem Petersplatz zu fahren. Um ein breites Sortiment anbieten zu können, ruft er dazu auf, ihm Bücher zu überlassen.
Gewinn für Bildungsprojekt in Guatemala
Thiriet verlangt für ein Occasion-Buch zwischen fünf und zehn Franken. Den Tipp des Büchercheckers – er hat nach eigenen Angaben 80 Prozent der angebotenen Bücher selbst gelesen – gibt es gratis dazu.
Er wolle nicht verdienen. Wenn die Kosten des Anhängers für die Standgebühren und den Unterhalt gedeckt sind und ein Gewinn übrig bleiben sollte, will Thiriet diesen nach Guatemala spenden. Dort engagiert sich sein Freund Max Umiker – Garagist aus Muttenz – seit 1998 mit dem Verein Probigua. Dieser unterstützt das Proyecto Bibliotecas Guatemala: Kleine, ländliche Schulen werden mit einer fahrenden Bibliothek aufgesucht und mit dem allernötigsten Schulmaterial wie Hefte, Bleistifte und Bücher versorgt.
Das passt doch.