Gefahrenpunkt Schulhaus Mühlematt

Die Baustelle beim Kantonsspital Baselland in Liestal führt zu gefährlichen Situationen für die Kinder – und zu Elternprotesten. Doch wie schlimm ist es tatsächlich? Das Problem wird sich von selbst lösen: Das Schulhaus kommt mittelfristig weg.

Knappes Trottoir beim Schulweg zum Mühlemattschulhaus in Liestal
Wenig Platz auf Trottoir und Strasse: Schulweg zum Mühlemattschulhaus in Liestal. (© Foto: Daniel Aenishänslin)

Schräg gegenüber dem Mühlemattschulhaus baut das Kantonsspital Baselland (KSBL) ein neues Parkhaus. Der Baustellenverkehr geriet zeitweise aus dem Ruder, was zu gefährlichen Situationen für die Kinder führte. Eltern dokumentierten, wie Lastwagen auf dem Trottoir vor dem Schulhaus stehen und den Kindern den Weg versperren.

Seither ist das Mühlemattschulhaus weit über Liestal hinaus bekannt. Auch weil kräftig an der Geschichte gedreht wurde. Einen Tag nachdem die Lotsen begonnen hatten, den Verkehr zu regeln, titelte der Blick: «Horror-Schulweg in Liestal BL: Eltern schlagen Alarm».

OnlineReports nahm mehrmals einen Augenschein und stellte fest: Die Lotsen bewahren Ruhe und haben die Situation unter Kontrolle. Jeweils zwei Personen stehen im Einsatz.

Christian Berger teilt diese Meinung. Er ist einer der Väter, die an die Öffentlichkeit getreten sind. «Die Gefahrensituation hat sich deutlich entschärft», sagt er. Berger ärgert sich aber immer noch über das Tempo einiger Fahrerinnen und Fahrer und wünscht sich eine Tempokontrolle mit Blitzer.

Entlang der Mühlemattstrasse sei es schon früher immer wieder zu Problemen mit Baustellen gekommen, erzählt Berger. Etwa als während der Bauarbeiten der Elektra Baselland Lastwagen auf den Gehwegen standen. Allerdings habe damals ein einziger Hinweis gereicht, um Abhilfe zu schaffen. Im Fall des KSBL-Parkhauses sei es umständlicher gewesen, obwohl der Zuständige für die Verkehrsflächen bei der Stadt Liestal stets umgehend reagiert habe. Zuletzt in scharfem Ton an die Bauführung.

Verkehrslotse beim Schulweg zum Mühlemattschulhaus in Liestal
Verkehrslotsen sorgen für mehr Sicherheit. (© Foto: Daniel Aenishänslin)

Auch das hohe Verkehrsaufkommen sorgt für Kritik. Das ist allerdings nichts Neues: Die Mühlemattstrasse ist seit Jahren eine viel befahrene Strasse, die unter anderem zum KSBL führt. Hier arbeiten über 1700 Personen, die monatlich rund 2500 Patientinnen und Patienten versorgen, wie Sprecher Dominik Werner sagt. Besucherinnen und Besucher nutzen die Parkplätze.

Wäsche, Medikamente, Esswaren werden über die Mühlemattstrasse angeliefert. Hier liegt auch der Eingang zur Notfallstation. Durchschnittlich zwölf Mal am Tag rückt der Rettungsdienst aus. Letzterer wird im November an den neuen Standort Altmarkt verlegt.

Über die Mühlemattstrasse, auf der Tempo 30 gilt, erreicht man ausserdem das Berufsbildungszentrum Baselland, die Elektra Baselland, das Direktionsgebäude des Kantonsspitals und die Kita Feldsäge. Viele Leute sind hier unterwegs.

Schulhaus wird aufgehoben

Es stellt sich also die Frage, ob das Schulhaus wegen des grossen Verkehrsaufkommens schlicht am falschen Ort steht. «Der Standort des Mühlemattschulhauses ist grundsätzlich optimal», sagt Liestals Stadtverwalter Cemi Thoma. Es sei zentral gelegen, was ein grosses Einzugsgebiet erlaube.

Dennoch sind die Tage des 1949 gebauten Mühlemattschulhauses gezählt. Es soll mittelfristig im Rahmen des «Masterplans Rheinstrasse» aufgehoben werden. Dieser sieht eine Siedlungsentwicklung entlang der Rheinstrasse vor. Ein Ersatz sei bislang nicht geplant. Stattdessen wird aber das Fraumattschulhaus erweitert. Ist der neue Schulraum fertig, soll die Anzahl Klassen im Schulhaus Mühlematt reduziert werden. Heute besuchen hier 59 Kinder die Primarschule und 20 den Kindergarten.

Die Baselbieter Polizei stuft den Schulweg zum Mühlemattschulhaus nicht als gefährlicher als andere Schulwege ein. «Was die Situation gefährlicher macht, sind sicherlich auch die Elterntaxis, die leider auch sonst an vielen Schulen verkehren», sagt Sprecher Marcel Wyss. Auch Vater Christian Berger kritisiert die Elterntaxis.

Zu dieser Erkenntnis kommt nach Gesprächen mit Lehrpersonen auch Stadtverwalter Thoma. «Durch den Taxidienst tragen die Eltern erheblich zu unnötigen Gefahren auf dem Schulweg bei», sagt er. Man erachte die Regelung mit dem Verkehrsdienst im Rahmen der Baustelle als geeignet. Im Übrigen sei die Baustellen-Problematik am vergangenen Elternabend «kaum angesprochen» worden.

Diese Aussage widerspricht dem Vorwurf, dass Eltern seit Mai versuchten, etwas an der Situation beim Schulhaus zu ändern. Cemi Thoma betont: «Der Austausch mit besorgten Eltern findet statt.»

Eltern seien wichtiger Faktor

Die Polizei betreibe einen grossen präventiven Aufwand, sagt Sprecher Wyss. Die Verkehrsinstruktoren brächten den Kindergarten-Kindern aktuell bei, wie sich Fussgängerinnen und Fussgänger verhalten müssen und welche Regeln zu beachten sind. Doch auch die Eltern seien in der Pflicht und müssten ihre Vorbildfunktion wahrnehmen. Was offenbar auch geschieht. Denn, so Thoma, gebe es auch bei anderen Schulhäusern stark befahrene Strassen, die die Kinder «sehr gut meistern».

Kindergartenkinder auf dem Schulweg, Mühlemattschulhaus Liestal
Dieses Kindergarten-Kind geht lieber auf dem «Müürli». (© Foto: Daniel Aenishänslin)

Der Stadtverwalter möchte aber die Situation beim Mühlemattschulhaus nicht verharmlosen. Er habe Bilder gesehen, die Fahrzeuge auf dem Trottoir vor der Schule zeigen. Daraufhin habe die Stadt interveniert und den Bauherrn sowie die zuständigen Unternehmen aufgefordert, entsprechende Massnahmen umzusetzen.

Vater Christian Berger verlangt neben den Lotsen auch bauliche Veränderungen. «Wir brauchen eine ganz klare Abgrenzung von der Strasse zum Trottoir.» Er sehe die Kinder auf dem schmalen Trottoir vor dem Mühlemattschulhaus auch dann gefährdet, wenn nicht darauf parkiert wird. Deshalb schlägt Berger vor, am Trottoirrand ein Metallgeländer anzubringen.

Als Richtwert gelte für ein Trottoir eine Breite von 1,80 Metern, sagt Thoma. Die werde beim Schulhaus Mühlematt tatsächlich unterschritten. Die Mindestbreite von 1,20 Meter werde hingegen eingehalten. Sein Fazit: «Im Hinblick auf die Anforderungen ist das Trottoir ausreichend.» Den Vorwurf, den ein anderer Vater gegenüber 20 Minuten erhob – «auf der Strasse vor der Primarschule herrscht Chaos» –, will Thoma nicht gelten lassen.

Mitte Oktober wird sich Christian Berger mit dem Tiefbauamt der Stadt und der Schulleitung zu einer Aussprache treffen.

Hindernisse auf dem Schulweg

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