Der Baselbieter Uni-Standort Dreispitz ist vorerst vom Tisch
2600 Studierende sollten aufs Dreispitz-Areal ziehen. Daraus wird nun aber nichts.
Die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind war sichtlich bewegt, als sie im Oktober 2018 im Hotel Victoria am Basler Bahnhof den neuen Uni-Standort im Baselbiet bekannt gab. Münchenstein hatte sich gegen Allschwil und Liestal durchgesetzt. Im Jahr 2028, so der Plan, sollten die Wirtschaftswissenschaftliche und Juristische Fakultät der Universität mit rund 2600 Studierenden aufs Dreispitz-Areal ziehen.
Daraus wird nun aber nichts. Nachdem die Baselbieter Regierung 2022 den Lead übernommen hat, teilt sie nun mit, die Entwicklung des Universitätsprojekts Dreispitz in Münchenstein vorerst nicht weiter voranzutreiben. Dieses befindet sich zurzeit im Stadium von Vorstudien. Projektaufträge zur konkreten Ausgestaltung des neuen Universitätsgebäudes seien noch nicht vergeben worden.
Laufende Gespräche zwischen den beiden Basel
Ein Grund für den Entscheid sind die laufenden Gespräche der beiden Basel zur künftigen Finanzierung der Universität ab dem Jahr 2030, wie es in einem Communiqué der Baselbieter Regierung vom Mittwoch heisst. Man wolle die Ergebnisse abwarten, bevor weitere Schritte zum Neubauprojekt im Dreispitz geplant werden. Die Verhandlungen über die Leistungsperiode 2026–2029 und die damit verbundenen finanziellen Beiträge an die Universität Basel seien von dieser Entscheidung nicht betroffen. Entsprechende Parlamentsvorlagen sollen im zweiten Quartal 2025 an die Parlamente überwiesen werden.
Als weiteren Grund nennt die Regierung eine Neubeurteilung der Situation. Diese zeige, dass «die Bedürfnisse der Wirtschaftswissenschaftlichen und Juristischen Fakultäten am bestehenden Standort vorerst ausreichend bedient werden können». Die Universität halte derzeit andere Investitionsvorhaben «für dringlicher» als den Standort Dreispitz.
Finanzielle Herausforderungen
Im vergangenen Jahr wies die Uni Basel in der Erfolgsrechnung 2023 ein Defizit von 13,4 Millionen Franken aus. Die Uni stehe vor «bedeutenden finanziellen Herausforderungen», hiess es damals.
Die Regierung betont in ihrer Mitteilung, dass sich die Sistierung des Projekts nicht nachteilig auf die Immobilienplanung der Universität auswirke. Mit der Verlängerung des Mietvertrags zu verbesserten Bedingungen am heutigen Standort Peter Merian-Weg 6 und 8 in Basel bestünden für die beiden Fakultäten ausreichend Planungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.
Zankapfel Uni-Finanzierung
Die beiden Basel streiten sich schon seit Längerem über die Uni-Finanzierung. Bürgerliche im Baselbiet stellen die bikantonale Lösung infrage, und die SVP fordert gar die Kündigung des Univertrags. Unlängst hat zudem die Gemeinde Rünenberg eine Gemeindeinitiative lanciert, die verlangt, dass alle Kantone, die Studierende an die Uni schicken, sich gleichermassen an den Kosten beteiligen. Ein Vorstoss der Basler Grünliberalen Katja Christ im Nationalrat geht in die gleiche Richtung.
Die Nachricht der Sistierung stösst vor allem im Stadtkanton auf Unverständnis. Der Kanton Baselland fordere seit Jahren «vehement» einen Unistandort auf eigenem Boden und versenke nun das konkrete Projekt auf dem Dreispitz, lässt sich Marco Natoli, Vizepräsident der Mitte Basel-Stadt, in einem Communiqué zitieren. Der Standort wäre nicht nur «eine wertvolle Erweiterung» des Universitätscampus, sondern auch «ein langfristiger Vorteil» für den Bildungsstandort Baselland gewesen.
Weiterführende Links:
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