Ein gelb-würdiges Foul
Der Otto-Normalpolitiker sucht die Gesellschaft von zweifelhaften Persönlichkeiten wie Wladimir Putin oder Kim Jong-un wahrlich nicht. Alt-Bundesrat Ueli Maurer aber schon.
Kein Zweifel, dieser Mann versteht es zu provozieren. Erst die Grussbotschaft an die deutsche AfD-Chefin Alice Weidel («Hoi Alice») und vergangene Woche die Teilnahme an der Truppenparade in Peking. Und dies nota bene im Verein mit zweifelhaften Persönlichkeiten wie Wladimir Putin und Kim Jong-un, deren ein Gesellschaft Otto-Normalpolitiker wahrlich nicht sucht.
Doch Ueli Maurer, früherer Schweizer Verteidigungsminister – richtig, der mit «der besten Armee der Welt!» – und Finanzminister scheint das nicht zu kümmern. Der SVP-Mann weist auf den privaten Charakter seines Peking-Trips hin. Als ob ein Schweizer Alt-Bundesrat jemals ganz Privatperson sein könnte. Dafür darf er sich aber auch lebenslänglich als «Herr Bundesrat» anreden. Einmal Bundesrat, immer Bundesrat. Das gehört zur schweizerischen Politkultur.
Mit Stahlhelm
Der Karikaturist der NZZ, Peter Gut, hat den privaten Charakter in der letzten Freitagsausgabe der Neuen Zürcher Zeitung denn auch mit spitzer Feder absolut treffend ad absurdum geführt. Er zeichnet Ueli Maurer, wie dieser in einer alten Schweizer Militäruniform mit Stahlhelm in der chinesischen Truppenparade mitmarschiert. Ein Bild, das in diesem Fall wirklich mehr als tausend Worte sagt.
Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang an einen früheren Baselbieter SVP-Kantonalpräsidenten, der vor knapp 15 Jahren im Zusammenhang mit den damaligen Bestrebungen zur Wiedervereinigung von Basel-Stadt und Baselland die Fusions-Befürworter in die Nähe von Landesverrätern rückte, die das Baselbiet «verkaufen» wollten.
Nun war dieser SVP-Präsident weiss Gott intelligent genug, um sehr wohl zu wissen, dass staatsrechtlich korrekte Mittel zur Wiedervereinigung vom Landesverrat etwa so weit entfernt sind wie Liestal von Peking. Aber der SVP-Basis gefielen eben derartige Vergleiche.
Leer geschluckt
Wir wollen deshalb bei Ueli Maurers wenig rühmlichem Auftritt in Peking auch nicht von Landesverrat sprechen, verzichten ebenfalls auf den Begriff Skandal. Aber drei Mal leer geschluckt haben wir schon, als wir den früheren Schweizer Bundesrat in Xi Jinpings Reigen mittanzen sahen.
Ein gelb-würdiges politisches Foul war das auf jeden Fall.