Journalist Jürg Gohl bekommt den Baselbieter Kulturpreis

Seit über 35 Jahren schreibt der 68-Jährige über das Geschehen im Kanton – mit spitzer Feder, ein bisschen Chaos und viel Humor.

Jürg Gohl
(Bild: Jan Amsler)

Ein vergnügtes Lächeln setzt sich in seinen Mundwinkeln fest, wenn er etwas erfahren hat, das die anderen nicht wissen. Oder noch nicht wissen. Meistens passiert das, wenn Jürg Gohl von einem Mittagessen oder einer Abendveranstaltung zurückkehrt. Er rückt dann nicht gleich heraus mit der Sprache, kostet den Moment aus, in dem alle gebannt darauf warten, dass er seinen Primeur verkündet.

Primeur, so nennt man im Journalismus eine exklusive Nachricht, die man vor allen anderen Medien veröffentlicht. Gohl, in der Szene gut vernetzt, schenkte in seiner journalistischen Karriere den Zeitungen, für die er schrieb, einige Primeurs. Zu diesen gehört etwa das Nussverbot an der Schule in Lausen, um Kinder mit einer Allergie zu schützen. Eine Geschichte, die über die Kantonsgrenze hinaus eine Debatte auslöste.

Präzise und stilsicher

Immer wieder gelingt es Jürg Gohl mit seinen Artikeln, das Geschehen in der Region in die Schweiz hinauszutragen, etwa, wenn er über die Metzgete in Sissach berichtet. Umgekehrt holt er mit seinem Blick aufs Ganze das Weltgeschehen ins Baselbiet. Dabei stechen die präzisen, stilsicheren Beschreibungen hervor und sein Humor, den er an der richtigen Stelle platziert – und der ihn selbst zum Lachen bringt.

Humor ist Gohls Stärke. Er verliert ihn nie, selbst dann nicht, wenn die Multiple Sklerose, an der er seit seinem 18. Lebensjahr leidet, ihn dazu zwingt, Pausen einzulegen. Im Gespräch mit anderen oder im Umgang mit seinen Kolleginnen und Kollegen rückt er seine Krankheit aber nicht in den Vordergrund. Er akzeptiert sie und trägt sie mit – als seine ständige Begleiterin. Im Zentrum stehen für den 68-Jährigen der Journalismus und das Schreiben.

All das bleibt nicht unbemerkt: Die Baselbieter Regierung würdigt Gohls «unermüdliches Engagement für einen qualitativ hochstehenden Lokaljournalismus» mit dem Literaturpreis 2025 in der Sparte Literatur/Journalismus. Während mehr als 35 Jahren habe Gohl das Medienschaffen in der Region «massgeblich» geprägt, heisst es in einem Communiqué vom Mittwoch. Bekannt für «seine Geradlinigkeit, seine sprachlich feine Klinge», habe er parteiübergreifend grosses Vertrauen genossen.

Baschi
Auch Baschi räumt ab

Neben Jürg Gohl wurden auch die Drehbuchautorin Simone Schmid (Sparte Drehbuch/Film) und der Musiker Baschi (Sparte Musik) ausgezeichnet. Die Spartenpreise sind mit je 20’000 Franken dotiert. Die mit 15’000 Franken belohnten Förderpreise gingen an die Übersetzerin Marina Galli sowie an drei Initiantinnen einer Neuauflage des Werks von Adelheid Duvanel. Es sind dies Angelica Baum, Elsbeth Dangel-Pelloquin und Friederike Kretzen.

Die öffentliche Preisverleihung fand am Mittwochabend im Setzwerk in Arlesheim statt. Die Baselbieter Regierungsrätin Monica Gschwind, Vorsteherin der Bildungs‑, Kultur- und Sportdirektion, würdigte die Preisträgerinnen und Preisträger persönlich.

Gohl ist in Allschwil und Birsfelden aufgewachsen und lebt heute mit seiner Frau in Sissach. Er studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Basel. Eigentlich wollte er Lehrer werden und hatte vor, nach dem Lizentiat das Lehrerseminar zu absolvieren. Doch waren an der Schule, an der er neben seiner Ausbildung arbeiten wollte, keine Pensen offen. Also nahm er eine Stelle beim Oberbaselbieter Lokalradio Raurach an und startete so in den Journalismus. Danach kam er zur Basellandschaftlichen Zeitung, wechselte anschliessend in die Sportredaktion der Basler Zeitung und kehrte später zur bz zurück, wo er unter anderem das Lokalressort leitete.

Beruflicher Ausflug zum EHC Basel

Im Jahr 2011 wurde Jürg Gohl zum Chefredaktor der Volksstimme in Sissach ernannt. Er schärfte das Profil des Lokalblatts und machte daraus eine wichtige Stimme, die weit über das Oberbaselbiet hinaus Beachtung fand.

In seiner beruflichen Karriere verliess Jürg Gohl nur einmal den journalistischen Pfad, als er von der BaZ-Sportredaktion zum EHC Basel wechselte und die Geschäftsführung übernahm. Dieser Schritt erwies sich als Debakel, wie er später selbst sagte. Vielleicht, weil Organisieren und Planen nicht zu Gohls Stärken gehören. Er ist ein genialer Chaot.

Für sein Engagement gewürdigt

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