Mit Fred-Henri Schnegg drängt ein Antiseparatist in die Kantonsregierung
Um die 5 Sitze bewerben sich nicht weniger als 18 Kandidierende, davon 3 Bisherige.
Dass am 26. Oktober im Kanton Baselland der erste Wahlgang der Regierungsratsersatzwahl für die Nachfolge von Monica Gschwind (FDP) stattfindet, weiss hierzulande mittlerweile jeder und jede. Etwas weniger bekannt ist, dass bereits am Sonntag im Nachbarkanton Jura Gesamterneuerungswahlen für Regierung und Parlament stattfinden.
Wahlen, die es in sich haben und die mindestens so spannend sind wie die Ersatzwahl im Baselbiet. Denn nicht weniger als 18 Kandidierende bewerben sich für die fünf Sitze in der jurassischen Regierung, Gouvernement genannt. Im Moment scheint eigentlich nur etwas gewiss: dass es am 9. November zu einem zweiten Wahlgang kommen wird.
Auch nach 50 Jahren für Überraschungen gut
Auch gut 50 Jahre nach seiner Gründung am 1. Januar 1979 wartet der jüngste Kanton der Schweiz immer noch mit Premieren und Überraschungen auf. So wählt die Gemeinde Moutier, die per 1. Januar 2026 den Kanton Bern verlässt, bereits jetzt im Jura mit. Damit erhöht sich die Zahl der Stimmberechtigten gleich um zehn Prozent. Und Moutier stellt auch bereits zwei Kandidaten für die Regierung: Valentin Zuber (SP) und Clément Piqueret (Mitte). Zuber gehört in Moutier einer eigentlichen politischen und separatistischen Dynastie an. Ist er doch der Sohn des früheren Stadtpräsidenten Maxime Zuber.
Eine weitere Neuheit ist, dass mit Fred-Henri Schnegg (SVP) erstmals ein Antiseparatist in die jurassische Regierung drängt. Und nicht wenige attestieren dem amtierenden Chef der Abteilung Bildung im Kanton Jura und vorherigen Vizedirektor der pädagogischen Hochschule in Delémont sogar Wahlchancen. Dies einerseits dank der – antiseparatistischen – SVP-Stimmen aus Moutier, aber auch weil sogar gestandene Linke gegenüber OnlineReports Schnegg als «ganz vernünftigen Menschen» bezeichnen. Fred-Henri Schnegg (60) ist im Übrigen der Bruder des Berner Regierungsrats und Sozialdirektors Pierre Alain Schnegg (SVP).
Sechs aus der Mitte
Eine weitere jurassische Besonderheit ist die Fülle von Kandidatinnen und Kandidaten. Die insgesamt 18 Kandidierenden stammen aus neun Parteien. Der amtierende Bildungs-, Kultur- und Sportminister Martial Courtet kandidiert allerdings wild. Seine Partei, die Mitte, hat ihn wegen Unstimmigkeiten in seinem Departement nicht mehr nominiert. Weil jedoch die Mitte mit Stéphane Theurillat, Amélie Brahier, Anne Froideveaux, Jean-Paul Lachat und Clément Piqueret und damit mit fünf offiziellen Kandidatinnen und Kandidaten antritt, kommt die einstige dominierende jurassische «Staatspartei» diesmal effektiv auf sechs Bewerberinnen und Bewerber.
Vier Kandidierende steigen für die zweitstärkste jurassische Partei, die Sozialdemokraten, ins Rennen: die Bisherige Rosalie Beuret Siess, Sarah Gerster, Raphaël Ciocchi und Valentin Zuber. Für die Linkspartei POP (Parti Outrier Populaire) kandidieren Christophe Schaffter und Pierluigi Fedele.
SVP statt PCSI?
Die unabhängigen Christlichsozialen (PCSI), die schon der allerersten jurassischen Regierung angehört haben, treten mit Damien Chappuis für den zurücktretenden Umweltminister David Eray an. Beobachter gehen davon aus, dass eine Wahl von SVP-Kandidat Schnegg am ehesten auf Kosten der PCSI gehen könnte. Abgesehen von Wallis und Freiburg ist die SVP in keinem französischsprachigen Kanton in der Regierung vertreten. Demgegenüber versuchen die Freisinnigen, die 2020 ihren Regierungssitz verloren haben, mit Martin Braichet ins Gouvernement zurückzukehren.
Zu erwähnen sind schliesslich die drei Kandidierenden der Grünen, der Grünliberalen und von HelvEtica, Sonia Burri-Schmassmann, Didier Receveur und Pascal Prince. Die Partei HelvEthica behauptet von sich, weder links noch rechts oder Mitte zu sein und für keine Interessen, sondern nur für Rechte zu kämpfen.