Clubsterben: Es liegt nicht nur an den vernünftigen Jungen
Der Kolumnist fordert eine grundsätzliche Debatte darüber, warum in Basel so viele Lokale verschwinden.
Wer sich diesen Winter in Basel fragt, wohin es abends noch in den Ausgang geht, bei dem macht sich zunehmend Ratlosigkeit breit. In der stolzen Kulturstadt bleibt von den Orten, die in meinem Umfeld gerne besucht wurden, nicht mehr viel übrig.
Seit dem Ende des Humbug im Klybeckareal im Herbst fällt ein Lokal nach dem anderen weg: Das Sääli organisiert keine Tanzveranstaltungen mehr. Das Rouine schliesst ganz, die Friends Bar ebenso. Übrig bleiben einzelne Lokale wie das WURM auf dem Wolf und die grossen Kommerzläden Viertel, Nordstern und Elysia.
Meine Freund*innen betrachten diese Entwicklung mit Sorge – zumindest jene, die noch ausgehen. Das Clubsterben wird in Wellen immer wieder ausgerufen, dieses Mal scheint es in Basel wirklich einzutreffen. Stets macht eine neue Erzählung die Runde, welche Location als nächstes schliesst. Sei es aus finanziellen Gründen oder weil eine Zwischennutzung ausläuft; erstaunt ist niemand mehr.
Lokale und nationale Medien sind sich offenbar einig: Die Jungen trinken zu wenig.
Lokale und nationale Medien haben sich offenbar auf eine Erklärung für das Clubsterben geeinigt: Die Jungen trinken zu wenig. «Sind die Jungen zu vernünftig?», fragt etwa das SRF in einem Beitrag über den sinkenden Alkoholkonsum und den mangelnden Umsatz von Clubs und Bars bei jungem Publikum.
Andere Medien wie Bajour berichten indes, dass Coffee Raves – Tanzpartys morgens mit Kaffee statt Bier – in einem Basler Yuppie-Schuppen an Beliebtheit gewinnen. Vor der Arbeit kurz zu tanzen, um dann mit positiver Energie und einem Lächeln durch den Frust des Büroalltags zu kommen, eine für mich unglaublich dystopische Vorstellung.
Ich verstehe sehr wohl, dass ein sinkender Konsum für Veranstalter*innen zum Problem wird. An der aktuellen Debatte über das Nachtleben nervt mich aber, dass Medien selten über die Frage des Alkoholkonsums und damit einhergehende Spekulationen über eine angepasst-brave Jugend hinausgehen.
Man müsste die Sorge um die Zukunft von Ausgangsmöglichkeiten und Clubkultur grundsätzlich zum Anlass nehmen, um sich zu fragen, welche Räume in dieser Stadt gerade verloren gehen. Angebote wie das Humbug, wo ein niederschwellig zugängliches, nicht durchkommerzialisiertes Nachtleben stattfand, verschwinden, weil Prestigeprojekte wie das Klybeckplus aus dem Boden gestampft werden. In Lokalen wie dem Humbug war es übrigens auch gar nicht so unüblich, alkoholfreie Getränke zu trinken.