Binningen – Place to be
In der letzten Kolumne berichtete ich von meiner Reise nach Jordanien und Jerusalem. Es ging um faszinierende Eindrücke im antiken Petra, in der Wüste, am Jordan und an der Klagemauer, fast ohne Touristen. Sich selbst zählt man bekanntlich nie zur mitunter nervigen Spezies der Weltenbummler.
Fernreisen sind reizvoll, weil man davon ausgeht, dass man zurückkehrt. Spannend ist der Kontrast zur Heimat. Wenigstens dann, wenn Fastfood, Büchsenbier oder Sangria aus dem Plastikeimer nicht das Mass aller Dinge sind.
Zurück in «meinem» Binningen fällt mir zunächst auf, wie feinmaschig wir unsere Mobilität organisieren. Hauptverkehrsachsen, Nebenstrassen, Begegnungszonen, Velowege, Tram, Bus und Ruftaxi sind aufeinander abgestimmt. In der Vier-Millionen-Stadt Amman ist es ein Abenteuer, die Strasse zu überqueren. Fussgängerstreifen haben hier eher dekorativen Charakter. Trottoirs sind selten, oft schmal und löchrig. Velofahrer sind Exoten, Velofahrerinnen sowieso.
Es irrt, wer glaubt, unsere Vorortsgemeinde sei eine Schlafstadt.
Binningen zählt 16'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Das angrenzende Basel ist über elf Mal so gross und das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region. Doch irrt massiv, wer glaubt, unsere Vorortsgemeinde sei eine Schlafstadt. Viele, die wie ich in Binningen aufgewachsen sind, haben eine starke Bindung zu unserem urbanen Dorf entwickelt, obwohl es weder einen historischen Dorfkern wie Arlesheim noch ein boomendes Gewerbegebiet wie Allschwil aufweisen kann. Auch spektakuläre Hochbauten und trendige Eventlokale findet man nicht bei uns.
Und doch: Binningen ist anziehend. Zuzügerinnen und Zuzüger werden freundlich aufgenommen im Ort mit dem relativ niedrigen Steuerfuss, den guten Wohnlagen, Schulen und Anbindungen. Binningen ist keine Etepetete-Gemeinde. Klar, wir haben das Schloss, das heute ein Gourmet-Lokal beherbergt. Es wurde 1293 kurz nach der Gründung der Urschweiz erbaut. 1545 erwarb es der holländische Wiedertäufer David Joris, womit unser Dorf auf der Karte der bewegten europäischen Religionsgeschichte erscheint.
Binningen stellt seine Vorzüge nicht reisserisch in den Vordergrund. Wer unseren dörflichen Kern entdecken will, muss in das reichhaltige Vereinsleben eintauchen. Als Gemeinderat mit dem Ressort Kultur, Freizeit, Sport und öffentliche Sicherheit ist es mein Privileg, dies auch amtlich tun zu dürfen.
Wussten Sie, dass der SC Binningen der grösste Amateursportverein der Nordwestschweiz ist?
Ich begegne zahlreichen engagierten Menschen, die Binningen zu einem lebendigen Biotop am Eingang des Leimentals machen. Es ist beeindruckend, was entwickelt, kompetent organisiert und liebevoll gepflegt wird. Das beginnt mit unserer über 160 Jahre alten, top ausgerüsteten Feuerwehr, die keine Rekrutierungs-Sorgen kennt und im Bestand von gegen 70 Personen auch 15 Prozent Frauen einschliesst.
Da sind auch unsere Sportvereine, die so beliebt sind, dass sie aus allen Nähten platzen und uns vor die Herausforderung stellen, genügend Trainingsflächen anbieten zu können. Die Leichtathletik-Riege, der Handballclub Blau Boys, unser Tischtennisclub, aber auch die Feldschützen haben jeweils mehrere hundert Mitglieder.
Wussten Sie, dass unser lokaler Fussballverein, der SC Binningen, mit über 800 Aktiven und 47 Teams, darunter 80 Mädchen, der grösste Amateursportverein der Nordwestschweiz und die Nummer vier in der Schweiz ist? Besonders stolz sind wir auf unseren erfolgreichen Schwingclub, der Binningen zum Mekka des Schwingens in der Nordwestschweiz macht.
Im Bereich Freizeit sind der Familiengärtnerverein, die Stiftung und der Förderverein Herzogenmatt, die 1980 ein Naturschutzgebiet mit einem Amphibien-Laichplatz von nationaler Bedeutung schufen, das 151 Jahre alte Sonnenbad auf dem Margarethenhügel, der Rebbergverein oder auch unser Robinson-Spielplatz zu nennen. Das Ortsmuseum, der Kunstverein und die von kunstbegeisterten italienischstämmigen Familien 1992 ins Leben gerufene, viel beachtete jährliche Ausstellung «arte Binningen» pflegen das kulturelle Leben.
Wer in Binningen wohnt, ist offen für die Welt, kehrt aber ebenso gern wieder zurück. So halten wir es hier!