Ein eigenständiger Denker

Er trat ein für ein soziales Basel und eine demokratische Kirche. Nun ist der Basler Theologe im Alter von 77 Jahren gestorben.

Xaver Pfister
Stimme des Basler Katholizismus: Xaver Pfister. (Bild: Katholische Kirche Schweiz)

Der erste Eintrag in meiner Agenda zu einer Begegnung mit Xaver Pfister stammt aus dem Jahr 1998, als Gabriele Kieser und ich zu Leiterin und Leiter des Industriepfarramts gewählt worden waren. Er führte uns in die Geheimnisse des Umgangs mit Medienschaffenden ein und vermittelte uns seine Klarheit im Einsatz für die Schwächeren in unserer Gesellschaft. 

In meinem Freundeskreis war man damals neidisch auf mich, weil ich nun immer wieder mit Xaver Pfister zu tun hatte – im Industriepfarramt, bei gemeinsamen Auftritten vor betrieblichen Sozialarbeitenden, in den Seminaren für Arbeitnehmende und bei vielem mehr. 

Xaver Pfister war eine herausragende Stimme der Kirchen in der Nordwestschweiz. Als Co-Dekan der Römisch-katholischen Kirche hatte er eine wichtige politische und geistliche Position im Kanton Basel-Stadt inne und war ein eigenständiger Denker. Mit seiner deutlichen Ausdrucksweise gab er dem Dekanat und den dort tätigen Römisch-katholischen Pfarrern, Theologinnen und Theologen Orientierung. 

Auch Ablehnung und Anfeindung

Gut verständlich zu sein, ist in der Kirche bisweilen gefährlich, weil es nicht alle gerne sehen, wenn einer nicht so redet wie «die anderen Schriftgelehrten reden», wie es in den Evangelien heisst. Xaver Pfister musste hinnehmen, dass sein Eintreten für ein soziales Basel und eine demokratische Kirche auch Ablehnung und Anfeindung mit sich brachte.

Xaver Pfister wurde 1947 in Riehen geboren. Er studierte Theologie und wurde Pfarreiseelsorger in der Pfarrei St. Clara im Kleinbasel. Ab 1981 war er für die Katholische Erwachsenenbildung verantwortlich und wurde 1986 zudem Kommunikationsverantwortlicher der Römisch-katholischen Kirche Basel-Stadt. In seiner Dreifachrolle als Co-Dekan, Kommunikations- und Erwachsenenbildungs-Verantwortlicher war er bis zu seiner Pensionierung die Stimme des Basler Katholizismus. Er blieb es in vielem auch über seine Pensionierung hinaus. 

Gute Beziehung zu Reformierten

Ich konnte sehr viel von Xaver Pfister lernen und habe ich viel von ihm abgeschaut und kopiert. Denn Xaver war ein guter Lehrer. Er stand uns Reformierten wohlgesinnt gegenüber, war aber auch kritisch. Wir waren ihm damals zu sehr auf Konzepte aus und zu wenig auf konkrete Taten und Solidarität. Wir sahen das anders, aber das trennte uns nicht. 

Xaver hatte zusammen mit meinem Vorgänger im Kirchenratspräsidium, Pfarrer Georg Vischer, durchgesetzt, dass die Kirchen jeweils nicht einzeln auf die Regierung unseres Kantons zugehen oder sich in der Öffentlichkeit äussern, sondern dass sie das immer gemeinsam oder zumindest in Absprache miteinander tun. Das ist bis heute eine Grundlage für das Miteinander der beiden grossen Kirchen im Kanton, wie man es andernorts nicht finden kann. Dafür hat Xaver Pfister viel geleistet, und vor allem: Er hat sehr viel von sich selbst verschenkt. Zum Wohle dieses Kantons.

*Pfarrer Lukas Kundert ist Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Basel-Stadt.

Nachruf auf Xaver Pfister

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