Journalist Daniel Aenishänslin lanciert ein neues Medium für den Kantonshauptort

Eine Sommerserie macht den Start, ab September soll alle zwei Wochen eine neue Folge «Stadtgspröch» erscheinen. Und die Finanzierung? «Sagt das Publikum nein, wird das Hauptstadtstudio wieder geschlossen.»

Porträtbild von Journalist Daniel Aenishänslin, aufgenommen im Frühling 2025 in Frenkendorf
«Liestal wird gerne unterschätzt»: Daniel Aenishänslin.

Wenn Medien abbauen, entstehen Lücken. Journalist Daniel Aenishänslin will eine davon schliessen – oder zumindest verkleinern. In seinen Augen gibt der Baselbieter Kantonshauptort Liestal «mehr zu erzählen, als die bestehenden Medien heute erzählen», wie er sagt. «Liestal wird gerne unterschätzt. Da gibt es tolle Leute und deshalb tolle Geschichten.»

Aenishänslin ist 57 Jahre alt und wohnt in Frenkendorf. In der Branche nennt man ihn «Aenis». Er hat schon für fast alle Medien in der Region gearbeitet und schreibt auch für OnlineReports. Das Kurioseste in seinem Lebenslauf ist wohl seine Kameramann-Tätigkeit bei «Big Brother».

Schon länger beschäftigt er sich mit dem Gedanken, ein neues Medium zu lancieren. Nachdem er in der letzten Sparrunde sein Fixpensum bei der Basler Zeitung verloren hatte, konkretisierte er sein Projekt. Nun ist am Donnerstag die erste Podcast-Folge erschienen.

Der Podcast trägt den Titel «Stadtgspröch» und soll ab September alle zwei Wochen erscheinen. Die nun ausgestrahlte Sommerserie «Typisch Lieschtel» ist noch ein Testlauf.

Wir haben reingehört. Wer Aenis kennt, erkennt ihn wieder. Sein Ansatz geht über das rein Journalistische hinaus, der Podcast ist auch künstlerisch und verspielt. Das ist nichts für nebenbei, wenn man gerade den Abwasch macht, sondern eher etwas für den Sofa-Moment, wenn die Kinder im Bett sind und der Alltag ausklingt.

In der ersten Folge kommen die Liestaler Zentrumsmanagerin Marion Ernst, Künstler Jürg «Güggi» Widmer, Stadtpräsident Daniel Spinnler und Stefan Hess, Leiter des Dichter:innen- und Stadtmuseums Liestal (DISTL), zu Wort. Sie beschreiben, «wie Liestal tönt, riecht, aussieht und sich anfühlt». Marion Ernst zum Beispiel schaut zum Törli hinaus und gibt wieder, was sie in der Rathausstrasse beobachtet. Auch dank eines guten Schnitts und professioneller Vertonung schafft es Aenishänslin, dass man das Sinnliche wahrnimmt, obwohl man nur hört.

Warum Audio?

«Ich vertrete die Ansicht, Audioformate sind der direkteste Weg zum Menschen. Gerade dann, wenn sie über Kopfhörer in einen einfliessen.» Ausserdem seien Videobeiträge zu aufwendig und damit zu teuer, sagt Aenishänslin. Und im Print-Bereich besteht schliesslich bereits das Stadtmagazin LiMa.

Die nächste Frage drängt sich auf: Wie finanziert sich das?

«Die Sommerserie ist jetzt einfach mal for free.» Und sie sei auch nicht repräsentativ «für das, was kommt». Aenishänslin denkt etwa an die Wahlen in den Stadtrat. Er möchte den Podcast mit Inseraten und freiwilligen Beiträgen der Hörerinnen und Hörer finanzieren. Ein Verein «mit Leuten, denen Liestal am Herzen liegt», soll dabei helfen.

Ob das Konzept aufgehen wird?

Aenishänslin ist entspannt. Ein Versuch sei es wert. Aber: «Sagt das Publikum nein, wird das Hauptstadtstudio wieder geschlossen, das Stadtgspröch verstummen.»

www.hauptstadtstudio.ch

Hier können Sie reinhören:

Ein Podcast für Liestal

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