Gastro Baselland teilt gegen Bundesrätin Keller-Sutter aus

Präsidentin Fabienne Ballmer kritisiert den Entscheid aus Bern als kontraproduktiv für die Gastro-Branche. Am falschen Ort gespart, findet man auch in Basel-Stadt.

Weinachtsessen
Weihnachtsfeiern stehen zur Debatte. (Foto: ZVG)

Die Angestellten des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD) werden jedes Jahr vor Weihnachten ins Nobelhotel Bernerhof geladen. Das hat Tradition. Doch damit ist nun Schluss. Die Bundesverwaltung muss sparen, und Karin Keller-Sutter will als oberste Säckelmeisterin mit gutem Beispiel vorangehen. Deshalb hat die Bundesrätin beschlossen, die Weihnachtsfeier abzusagen, wie mehrere Medien am Mittwoch berichteten. Stattdessen sollen kleinere Anlässe in den Verwaltungseinheiten stattfinden.

Die beiden Räte verabschieden im Dezember das Budget fürs kommende Jahr. Zudem beschäftigt sich der Ständerat erstmals mit dem über 2,4 Milliarden Franken schweren Entlastungspaket 27. Dieses beinhaltet 57 Sparmassnahmen und ist eines der wichtigsten Projekte von Karin Keller-Sutter.

Nun sorgt die gut bestückte Bundesverwaltung immer wieder für Ärger bei den Bürgerlichen. Diese sehen beim «aufgeblähten Staat» besonders viel Sparpotenzial. Wie viel das EFD jeweils für die Feier ausgegeben hat, ist nicht bekannt. Karin Keller-Sutter dürfte es denn auch vielmehr ums Signal gehen, das ihr Departement mit dieser Massnahme aussendet. 

Weihnachtsgeschäft wichtig für Wirte

Doch genau dieses Signal hält Fabienne Ballmer für falsch. In einem Post auf der Plattform LinkedIn kritisiert die Präsidentin von Gastro Baselland die Bundesrätin aufs Schärfste. Ob Keller-Sutter bewusst sei, welche Wirkung ein solcher Entscheid habe, fragt sie. Sie befürchtet, dass dieser auch Unternehmen beeinflussen könnte, keine Weihnachtsessen mehr zu organisieren, und als «gesellschaftlicher Aufruf zum Verzicht» verstanden werden könnte. 

Die Gastronomie sei aber auf das Weihnachtsgeschäft angewiesen, betont Ballmer. Diese Wochen gehörten zu den umsatzstärksten des Jahres und seien entscheidend, um wirtschaftlich zu überleben. «In einer Zeit, in der Margen tief sind, Kosten steigen und Fachkräfte fehlen, sind solche öffentlichen Appelle nicht förderlich, sondern kontraproduktiv.» Ausserdem betrachtet die Präsidentin von Gastro Baselland Weihnachtsfeiern auch als wichtige soziale Anlässe, «die Motivation schaffen und Gemeinschaft fördern».

Zur Abwechslung ein Fondue-Essen?

Maurus Ebneter kann Karin Keller-Sutters Zeichen nachvollziehen. Beim Bund gebe es tatsächlich Sparbedarf, und es sei richtig, dies den Mitarbeitenden auch mitzuteilen, sagt der Präsident des Wirteverbands Basel-Stadt. Abgesehen davon gehe es den Bundesangestellten nicht schlecht – «sie verdienen mehr, und man kann sie kaum entlassen». 

Allerdings sieht Ebneter nicht ein, weshalb ausgerechnet beim Weihnachtsessen gespart werden soll. Solche Anlässe seien keine Pflichtübung, sondern wertvoll für den Zusammenhalt im Team, und dürften nicht als reine Aufwandposten betrachtet werden. «Es muss ja nicht immer im teuersten Restaurant sein, man kann zur Abwechslung auch ein Fondue-Essen organisieren.»

Auch Migros-Belegschaft geht leer aus

Wie Fabienne Ballmer hat Ebneter auch aus Wirte-Sicht Bedenken. Wegen des 13. Monatslohns, der den Mitarbeitenden Ende Jahr ausbezahlt wird, und den grossen Rechnungen Anfang Jahr sei das Adventsgeschäft für die meisten Betriebe enorm wichtig, um die Liquidität zu garantieren. Würden diese ausfallen, gäbe es wohl vielerorts Probleme.

Ebneter glaubt aber nicht, dass die Absagen nun zum «Massenphänomen» werden. «So ein grosses Vorbild ist Karin Keller-Sutter nun auch wieder nicht.» 

Auch die Migros verzichtet dieses Jahr auf das Weihnachtsessen, wie Inside Paradeplatz berichtete. Als Grund nennt der Detailhändler das 100-Jahr-Jubiläum – Anfang September fand ein grosses Fest für die Mitarbeitenden statt.

Beim Weihnachtsessen gespart

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