Nach Miami Beach, Hongkong und Paris nun auch Katar

Die MCH Group will mit der Kunstmesse auch in der Golfregion präsent sein. Sie ist sich der «kritischen Diskussionen» um den neuen Standort bewusst, fürchtet aber nicht um ihren Ruf.

Kunstmesse Art Basel
Die Art Basel wurde 1970 von Basler Galeristen gegründet. (Bild: Schweiz Tourismus)

2025 werde «ein Jahr der Umsetzung», teilte die MCH Group Ende März mit. Man wolle durch strategische und langfristige Investitionen den eingeschlagenen Weg fortsetzen und dabei «eine ausgewogene Balance zwischen finanzieller Disziplin und Wachstum – sowohl in Basel als auch international» finden.

Was damit gemeint war, wird am Dienstag klar: Im Februar 2026 soll die Art Basel, die zum Kerngeschäft der MCH Group gehört, unter dem Namen Art Basel Qatar in Doha stattfinden. Hierfür ist das Unternehmen eine Zusammenarbeit mit den katarischen Organisationen Qatar Sports Investments (QSI) und QC+ eingegangen, wie es in einem Communiqué heisst.

QSI ist eine Investmentgruppe in den Bereichen Sport, Kultur, Unterhaltung und Lifestyle. Zu ihrem Portfolio gehört unter anderem der französische Fussballclub Paris Saint-Germain (PSG), der Ende Mai den Champions-League-Final bestreiten wird. QC+ fokussiert auf kulturellem Handel.

Die Messe werde sich «nahtlos in die lebendige Kulturlandschaft Katars und das dynamische Kunstökosystem der Golfregion einfügen», schreiben MCH Group und die beteiligten Partner. Mit einem «klaren Fokus auf Qualität und kuratorische Exzellenz» schaffe Art Basel Qatar eine neue Plattform, um führende Galerien und herausragende künstlerische Positionen aus dem Nahen Osten, Nordafrika, Südasien und der internationalen Kunstszene zu präsentieren.

Mit Art Basel Qatar entstehe «ein neues Kapitel in der Erfolgsgeschichte von Art Basel – und ein starkes Zeichen für den kulturellen Dialog zwischen den Regionen». Katar ist nach Basel, Miami Beach, Hongkong und Paris der fünfte Standort der Kunstmesse.

Vorwürfe wegen Missachtung der Menschenrechte

Andreas Zappia, Verwaltungsratspräsident und interimistischer CEO der MCH Group, zeigt sich «sehr stolz» auf die Zusammenarbeit mit QSI und QC+. Diese «richtungsweisende» Partnerschaft vereine ambitionierte Organisationen mit einer gemeinsamen Vision, lässt er sich zitieren. «Wir glauben, dass wir gemeinsam etwas völlig Neues schaffen, das Kunstkäufer und -liebhaber aus der Region und der ganzen Welt anzieht.»

In Katar fand im Jahr 2022 auch die Fussball-Weltmeisterschaft statt. Die Vergabe des Turniers an den arabischen Golfstaat war von Anfang an von Bestechungsvorwürfen begleitet.

Im Vorfeld der WM wurde der Gastgeber zudem wegen schwerwiegender Verletzungen der Menschenrechte im Land kritisiert. Es kam weltweit und auch in der Schweiz zu Boykott-Aufrufen. Der damalige SVP-Bundesrat Ueli Maurer reiste trotzdem zum Spiel Schweiz-Brasilien.

Auch sitzt der Investmentgruppe QSI mit Nasser Al-Khelaïfi ein höchst umstrittener Geschäftsmann vor. Zuletzt untersuchte die französische Justiz den PSG-Chef und früheren Tennis-Profi wegen Amtsmissbrauchs.

Der kritischen Diskussionen bewusst

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob eine Expansion nach Katar und insbesondere eine Zusammenarbeit mit QSI nicht rufschädigend sein könnte für die MCH Group und die Art Basel. «Wir sind uns der kritischen Diskussionen bewusst und nehmen sie ernst. Gleichzeitig betrachten wir unsere Partnerschaft in Katar als ein kulturelles Engagement, das auf Austausch, Bildung und kreative Zusammenarbeit zielt», sagt MCH-Group-Sprecherin Lucia Uebersax auf Anfrage von OnlineReports.

Kunst sei für die Messe Basel ein «verbindendes Element und ein Impulsgeber für gesellschaftliche Entwicklung – auch über politische Grenzen hinweg». Art Basel verurteile Antisemitismus, Islamfeindlichkeit sowie jede andere Form von Hass oder Diskriminierung aufgrund von Religion, Nationalität, ethnischer Herkunft oder anderer geschützter Merkmale. «Wir verpflichten uns zu höchsten ethischen Standards in unserer Unternehmensführung und Geschäftspraxis.»

Weiterführende Links:

Art Basel expandiert

Kommentare

Florian Suter
Hausarzt im Ruhestand

Es bleibt ein ungutes Gefühl

So sehr ich die Absicht der MCH Group und der Art Basel verstehen kann, gewissermassen rund ums Jahr und rund um den Globus mit Kunstmessen präsent zu sein, so skeptisch bleibe ich bei Katar und dessen meines Wissens unbestrittenen Problemen mit Menschenrechten. Es ist zwar … nun ja: nett, wenn die MCH Group sagt, man sei sich dieser Problematik bewusst und wolle sie berücksichtigen – bloss: Wie genau?