Die Welinvest steht vor dem Aus

An der Generalversammlung am 13. Oktober 2025 soll das Ende der traditionsreichen Immobiliengesellschaft mit Sitz in Basel beschlossen werden.

Stadthof Basel
Gehörte bis 2021 der Welinvest: Der Stadthof in Basel. (© Foto: bs.ch)

In den vergangenen Jahren hat die Basler Immobiliengesellschaft Welinvest praktisch alle Liegenschaften, die in ihrem Besitz waren, verkauft. Zu den bekanntesten gehört der Stadthof. Josef Schüpfer, früherer Präsident des Wirteverbands Basel-Stadt und Chef der Brötlibar sowie der Walliser Kanne, hat das Gebäude im Jahr 2021 erworben – und es nun in diesem Jahr an die Zürcher Gastrogruppe Bindella weiterverkauft. Viele Welinvest-Liegenschaften gingen an die Lebensversicherung Pax.

«Welinvest leidet», schrieb das Netzwerk Schweizeraktien.net in einem Blogbeitrag im November 2024 und wies auf die unsichere Zukunft der Traditionsgesellschaft hin. Das Unternehmen geht auf die 1930er-Jahre zurück und hat seinen Ursprung im Brauereigeschäft; danach konzentrierte es sich auf Immobilien als Kapitalanlage. Nun steht Welinvest tatsächlich vor der Auflösung.

Am 13. Oktober 2025 soll die Liquidation beschlossen werden, wie es in der Einladung zur 142. Generalversammlung der Welinvest heisst. Der Verwaltungsrat beantragt, eine Dividende von 1250 Franken pro Aktie auszuschütten. Die Verwaltungsräte Gerhard Ammann, Ernst Knut Stahl und Kuno Wolfgang Ammann sollen als Liquidatoren ernannt werden.

Ist das Mietrecht der Grund?

Als Grund für den Schritt nennt die Immobiliengesellschaft in ihrem aktuellen Geschäftsbericht «die schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingung» und vor allem «die negativen Auswirkungen des neuen Basler Mietrechts». Die umfangreichen Genehmigungsverfahren, und insbesondere die Festlegung der Mieten, führten dazu, «dass wir unsere Wohnungen nicht mehr sanieren können, um eine angemessene Rendite auf unsere Liegenschaften zu erzielen».

Ob das Mietrecht tatsächlich der Hauptgrund für den Schritt ist, darf allerdings bezweifelt werden. Nach der massiven Kritik am Wohnschutz aus bürgerlichen Kreisen sowie aus der Immobilienbranche und dem Gewerbe hat die Basler Regierung im Juni eine neue Wohnraumschutzverordnung verabschiedet und darin mehrere Lockerungen verankert.

In Zukunft dürfte es zu weiteren Erleichterungen kommen. Die Basler Regierung wird in den nächsten zwei Jahren eine Gesetzesrevision für die Lockerung des Wohnschutzes vorlegen.

Mehrheitlich im Besitz der Familie von Finck

Wie dem Geschäftsbericht ausserdem zu entnehmen ist, erzielte die Welinvest im Geschäftsjahr, das Ende Juni zu Ende gegangen ist, einen Betriebsertrag von 13,0 Millionen Franken. Davon stammen 3,2 Millionen Franken aus Mieteinnahmen, 6,6 Millionen Franken aus dem Wertschriftenhandel, 2,2 Millionen Franken aus den Wertschriften, knapp 470’000 Franken aus dem Edelmetallhandel sowie rund 430’000 aus weiteren Erträgen.

Aus Liegenschafts-Verkäufen hat Welinvest einen Gewinn von knapp 16 Millionen erzielt. Es handelt sich offenbar um die Untere Rebgasse 22. Unter dem Strich resultiert 2024/25 ein Jahresergebnis von 18,9 Millionen. Bereits im angebrochenen Geschäftsjahr hat die Gesellschaft zudem die Liegenschaften Rappoltshof und Bäumleingasse/Luftgässlein veräussert.

Die Welinvest ist mehrheitlich im Besitz der deutschen Bankiersfamilie von Finck. Ende November 2021 verstarb das Familienoberhaupt August von Finck. Der Baron aus München hatte seinen Wohnsitz im Schloss Weinfelden im Kanton Thurgau. Er war einer der reichsten Männer der Schweiz und hinterliess ein Vermögen von 9 Milliarden Franken. Dieses wanderte im Laufe der Zeit von Deutschland vor allem in Schweizer Beteiligungen. Welinvest ist im Gesamtvermögen der Familie laut Schweizeraktien.net «ein kleiner Fisch».

Die Familie von Finck gilt politisch als klar rechts orientiert. August von Finck Senior war Hitler-Unterstützer und einer der Financiers der Nationalsozialisten. August von Finck Junior soll über seinen Bevollmächtigten Ernst Knut Stahl über mehrere Jahre die rechtspopulistische AfD unterstützt haben. Stahl half somit mutmasslich beim Aufbau der Partei – nun soll der Münchner den Niedergang der Welinvest abwickeln.

Liquidation beantragt

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