Herzliche Gratulation! Das Baselbiet ist Basel-Stadt einen Schritt voraus

Der Landrat ist offen für Luftseilbahn-Verbindungen – im Gegensatz zur Regierung. Damit nimmt Baselland eine Vorreiterrolle ein.

Mi Teleférico in La Paz
Im BVB-Grün: Mi Teleférico, die Luftseilbahn in La Paz (Bolivien), befördert täglich rund 200'000 Fahrgäste. (Foto: ZVG)

Während man sich in Basel erste zaghafte Gedanken über eine Luftseilbahn-Verbindung «SBB–Barfi–Schifflände–Claraplatz–Messe–Badischer Bahnhof» macht, ist der Kanton Baselland schon einen Schritt weiter.

Mit der unüblichen und höchst erfreulichen Stimmenkombination von SVP, Grünen, EVP, Mitte, SP und GLP wurde ein Vorstoss zur Evaluation geeigneter Luftseilbahn-Strecken für den öffentlichen Nahverkehr überwiesen. Zuvor hatte die Regierung dem Parlament beantragt, das Postulat abzuschreiben. Die Argumentation in ihrer improvisierten Antwort war geradezu erschreckend bis beschämend. Zwar stellte die Kantonsexekutive richtigerweise fest, dass Luftseilbahnen ein geeignetes Verkehrsmittel seien, um Verkehrsströme zu bewältigen. Man setze sie aber meist dort ein, wo keine Strassen bestehen. Da es im Kanton Baselland aber schon Strassen gebe, brauche es keine Luftseilbahnen.

Offensichtlich hat der Regierungsrat nicht begriffen, dass bei urbanen und suburbanen Seilbahnen der Zweck gerade darin liegt, die Strassen zu entlasten. Man folgt noch der in Europa verbreiteten Idee aus dem letzten Jahrhundert, Luftseilbahnen seien nur dazu geeignet, Höhenmeter in unzugänglichem Berggelände zu überwinden.

Die Baselbieter Regierung hat offensichtlich nicht erkannt, dass Luftseilbahnen:

  • auch und gerade in der Ebene ein hervorragend effizientes, kostengünstiges und ökologisches Verkehrsmittel sind.

  • im Gegensatz zu allen terrestrischen Verkehrsmitteln wie Auto, Bus, Zug, Tram oder selbst Velo kaum Grundfläche in Anspruch nehmen und somit das einzige Verkehrsmittel sind, das nicht mit anderen Verkehrsteilnehmern (inklusive Fussgängern) um Platz konkurrenziert.

  • ein Verkehrsmittel sind, das nicht in erster Linie sich selbst, seinen Motor, seinen Kraftstoff und eine gewaltige Karosserie transportiert, sondern Menschen.

  • einen zusätzlichen Nutzen als Touristenattraktionen oder allenfalls als Werbeträger haben, dies aber nicht ihr Hauptzweck ist.

  • viel günstiger gebaut und unterhalten werden können als Trams, S-Bahnen, geschweige denn Metros.

Ich gratuliere dem Parlament des Kantons Baselland für die Offenheit und Weitsicht sowie seine Beharrlichkeit gegen die vorschnelle Ablehnung der Regierung. Endlich hat das Baselbiet wieder Gelegenheit, eine Vorreiterrolle in der Schweiz einzunehmen und hoffentlich auch den städtischen Nachbarn ein Vorbild zu sein.

Auch in der Stadt müsste ein ergänzendes Luftseilbahn-Netz zur Entlastung der Strassen wohlwollend und ergebnisoffen geprüft werden. Statt von Individual-Drohnen und selbstfahrenden Individual-Autos zu träumen, kann man sich hier für eine bestehende und bewährte Schweizer Technologie entscheiden, die in anderen Kontinenten schon längst Strassen entstopft, Kosten spart und Menschen statt Motoren, Karosserien und Kraftstoff befördert.

*Gastautor Daniel Ordás ist Vizepräsident der GLP Basel-Stadt, Bürgergemeinderat und Rechtsanwalt.

So stellt sich Daniel Ordás die Luftseilbahn-Linien in Basel vor
So stellt sich Daniel Ordás die Luftseilbahn-Verbindung in Basel vor. (Grafik: ZVG / Google Maps)
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