Diebe suchen Liestaler Läden heim
Sie steigen nachts ein und greifen in die Kassen der Gewerbetreibenden.
Eingedrückte Fenster, aufgebrochene Türen, zerschlagene Frontscheiben – in Liestal verunsichern mehrere nächtliche Einbrüche innerhalb kurzer Zeit die Gewerbetreibenden im Stedtli. OnlineReports hat sich umgesehen.
Der Stadtrat weiss von den Einbrüchen und Einbruchsversuchen. «Wir sehen sie im selben Rahmen wie die Einbrüche, die übers Wochenende in Reinach, in den letzten Monaten aber auch in weiteren Baselbieter Gemeinden geschehen sind und in erster Linie Ladengeschäfte oder Firmen betreffen», sagt Pascale Meschberger. Die Sozialdemokratin ist im Stadtrat für die Sicherheit zuständig.
Die Gewerbetreibenden wünschen sich mehr Überwachung. Ihr Vorschlag: Lieber weniger Bussen verteilen, dafür abends den geschlossenen Geschäften mehr Aufmerksamkeit schenken.
«Selbstverständlich steht es jedem Geschäft frei, eine Videoüberwachung im Laden zu installieren», entgegnet Stadträtin Meschberger. «Was wir aber nicht für sinnvoll erachten, ist die generelle Videoüberwachung des Stedtli. Diese würde einerseits dem Datenschutzgesetz widersprechen und andererseits bei der Abschreckung und bei der Bekämpfung von Ladendiebstählen wenig bringen, da die Einbrechenden meist maskiert sind oder ihr Gesicht bedeckt halten.»
Mehr Einbruchdiebstähle
Im Vergleich zur Vorjahresperiode verzeichnet die Baselbieter Polizei in Liestal einen leichten Anstieg der Einbruchdiebstähle in Einzelhandelsgeschäfte, wie Sprecher Patrick Blatter auf Anfrage sagt. Konkrete Fälle möchte er aber nicht kommentieren. Auch gibt er «aus ermittlungstechnischen Gründen» nicht darüber Auskunft, ob die Polizei eine Spur verfolge. Ein Geschädigter erzählt, dass offenbar ein entwendeter Safe leer im Elsass gefunden worden sei.
Die Polizei scheint die Forderungen aus dem Gewerbe nach einer Videoüberwachung zu stützen: «Der Einsatz von Kameras kann sowohl der Abschreckung dienen als auch zur Aufklärung von Straftaten von Nutzen sein», sagt Blatter.
Jonas Walther wäre dankbar. Der Inhaber der Confiserie Aebischer an der Rathausstrasse beklagt einen Schaden von mehreren Tausend Franken. «Als ich am Montagmorgen im Geschäft ankam, kam es mir seltsam vor, dass die Türe nicht abgeschlossen war, obwohl ich mir sicher war, sie selbst verriegelt zu haben.» Dann habe er am Boden Holzspäne entdeckt, «habe mir aber immer noch nichts Schlimmes dabei gedacht». Das war am Wochenende vom 10. und 11. Mai.
Die Einbrecher verwendeten ein Brecheisen. In den sechs Jahren, in denen Walther nun die Confiserie führt, war das der erste Einbruch. «Zum Glück haben sie nur Geld mitgenommen und nicht noch etwas kaputt gemacht», sagt Walther. Zum Beispiel Spuren verwischt, indem sie mit dem Feuerlöscher um sich sprühen. Aber: «Ein ungutes Gefühl bleibt.»
Zustände wie in Spanien
Laura Schaffner und Sabine Holinger, den Mode-Designerinnen vom Modewerk an der Ecke Rosengasse und Kanonengasse, ist es am selben Wochenende ähnlich ergangen. Bargeld wurde gestohlen. «Mehrere Tausend Franken, etwa einen Monatslohn von uns beiden», präzisiert Holinger. Zudem verschwanden eine Ledertasche und Goldschmuck. «Silberschmuck hat sie nicht interessiert», sagt Schaffner.
Die Einbrecher schafften es nicht durch die Eingangstüre, also versuchten sie es durch die Fenster und drückten eines auf. Die Anwohnerinnen und Anwohner hörten nichts. Die beiden Designerinnen wünschen sich mehr Stichproben von der Polizei. «Und dass sie sich mehr zeigen», fordert Laura Schaffner. «Wir bewegen uns auf spanische Verhältnisse zu», ergänzt Sabine Holinger. «Abends lassen sie dort die Gitter runter.»
Swisscom-Mediensprecherin Sabrina Hubacher bemerkt, grundsätzlich hätten die Einbrüche nach Corona schweizweit zugenommen. Der Swisscom-Shop im Durchgang zwischen der Rathausstrasse und der Kanonengasse ist einer der Hauptleidtragenden. «Es wurden Geräte gestohlen», bestätigt Hubacher knapp.
Zuletzt wurde im Februar eingebrochen. «Letztes Jahr gab es keine Einbrüche, im Jahr davor jedoch leider vier», zählt Sabrina Hubacher auf. Aus Sicherheitsgründen könne sie keine Angaben darüber machen, ob die Einbrüche immer auf dieselbe Weise ablaufen oder auf welche Summe sich Diebesgut und Sachschaden beliefen.
«Wir haben erhöhte Sicherheitsmassnahmen getroffen, weitere Angaben machen wir nicht», sagt Hubacher. Swisscom stelle keine zusätzlichen Ansprüche an die Polizei.
Zu den Geschädigten zählen ausserdem Schuh Müller und die Paninoteca, in die Buchinsel kamen die Täter nicht rein.
Tägliche Analyse
Die Baselbieter Polizei führe täglich eine Analyse der Kriminalitätsentwicklung durch und disponiere die Einsatzkräfte entsprechend, erklärt Mediensprecher Patrick Blatter. Dann werde in betroffenen Gebieten die Präsenz verstärkt, um einerseits präventive Massnahmen zu ergreifen und andererseits bei Vorfällen kurze Reaktionszeiten und -wege sicherzustellen. Verändere sich das sogenannte Kriminalitätsbild, sei das System so gestaltet, dass die Einsatzkräfte in der Lage seien, sich flexibel an die jeweilige Situation anzupassen.
Darauf hoffen die Liestaler Gewerbetreibenden.