Herzstück verzögert sich weiter und kostet 5 Milliarden mehr
Die unterirdische Verbindung zwischen Bahnhof SBB und Badischer Bahnhof in Basel kommt frühestens Ende der 2040er-Jahre.
Die Region Basel und das Herzstück – das ist eine Leidensgeschichte. Seit rund zwei Jahrzehnten wird in Basel-Stadt und Baselland sowie auf Bundesebene diskutiert, ob und wenn ja, wie die beiden dezentralen Knotenpunkte Bahnhof SBB und Badischer Bahnhof mit einer unterirdischen S-Bahn-Durchmesserlinie verbunden werden sollen.
Inzwischen sind sich Kantone, Bund, SBB und auch die Bahngesellschaften in Deutschland und Frankreich einig, dass im Raum Basel wegen der wachsenden Bedürfnisse des Personen- und Güterverkehrs mehr Kapazitäten nötig sind. Man will also am Herzstück festhalten.
Dieses sieht auf Grossbasler Seite einen Tunnel vom Bahnhof Basel SBB zur neuen Haltestelle Basel Mitte vor, die sich unter der Altstadt in der Nähe des Marktplatzes befindet. Von da aus führt je ein Tunnelast Richtung Basel St. Johann und Basel Badischer Bahnhof. Auf Kleinbasler Seite soll unter dem Badischen Bahnhof ebenfalls ein Tiefbahnhof entstehen. Noch offen ist, wo die Linie zwischen Basel Mitte und Badischer Bahnhof durchführen soll. Es stehen zwei Varianten zur Debatte; eine davon umfasst eine zusätzliche Haltestelle unter dem Klybeck.
Ertüchtigungsmassnahmen haben Priorität
Nur: So rasch wird das Herzstück nicht realisiert. Das war zwar zu erwarten, doch wie das Bundesamt für Verkehr (BAV) sowie Vertreter der SBB und des Kantons Basel-Stadt am Mittwoch an einem Medien-Fachgespräch mitteilen, dürfte der Baustart frühestens Ende der 2040er-Jahre erfolgen. Vorher müssen Ertüchtigungsmassnahmen auf dem bestehenden Netz umgesetzt werden. Dazu gehören unter anderem zwei Wendegleise bei der Schützenmatte und ein drittes Gleis über den Birsig.
Neben der Verzögerungen stellen auch die Kosten einen Knackpunkt dar. Der Vollausbau des Bahnknotens Basel wird gemäss Vorstudie rund 14 Milliarden Franken kosten – das sind 5 Milliarden mehr als veranschlagt. Hauptgrund dafür seien höhere Risikozuschläge bei der Berechnung der Endkosten, heisst es im Faktenblatt des BAV. Diese habe das BAV 2024 wegen der bisherigen Erfahrungen schweizweit bei allen Vorstudien angepasst. Als weitere Faktoren für die Kostensteigerung führt das BAV neue Erkenntnisse auf sowie die steigende Bahnbau-Teuerung und voll eingerechnete Drittprojekte, bei denen die genauen Beiträge Dritter noch zu verhandeln seien.
Parlamentsbeschlüsse nicht vor 2027
Bund, Bahnen und Kantone sehen vor, den Ausbau des Bahnknotens Basel weiterhin «Etappe für Etappe voranzutreiben». Das BAV werde noch dieses Jahr Vorprojekte und Studien für verschiedene Ertüchtigungsmassnamen in Auftrag geben.
Realisierungs- und Kreditbeschlüsse des eidgenössischen Parlaments liegen noch nicht vor. Die Politik wird voraussichtlich 2027 im Rahmen der nächsten Botschaft zum Bahnausbau darüber entscheiden.
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