Mustafa Atici will die Berufsbildung stärken
Basel-Stadt kämpft mit einer tiefen Ausbildungsquote und einem Imageproblem der dualen Berufsbildung. Das neue Konzept soll Abhilfe schaffen.
Der Basler Erziehungsdirektor Mustafa Atici (SP) hat am Mittwoch den «Masterplan Berufsbildung» vorgestellt. Unter dem Motto «Das kann Berufsbildung» soll die duale Ausbildung weiterentwickelt und gestärkt werden.
Gemäss Zeitplan wird im laufenden Jahr die Ausgangslage analysiert. Dazu will das Erziehungsdepartement (ED) die Lehrbetriebe befragen und die Lehrstellen-Struktur untersuchen. Die Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung ist bereits mit einer Studie beauftragt, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Das Resultat soll im ersten Quartal 2026 vorliegen.
Die schrittweise Umsetzung erfolgt ab 2026. 2030 soll der Masterplan dann mit einer erneuten Befragung und Analyse evaluiert werden.
Genfer Modell und Betriebscoaching
Mit dem Masterplan will das Erziehungsdepartement mehr Jugendlichen «eine berufliche Perspektive eröffnen». Es sind unter anderem eine Kommunikationsoffensive und eine «moderne und innovative Elterninformation» geplant. Eltern sollen schon beim Übertritt ihrer Kinder in die Sekundarschule «für die Chancen der Berufsbildung» sensibilisiert werden. Das ED will die Eltern auch mithilfe von Sportvereinen und Migrantenorganisationen erreichen. «Eltern sind Schlüsselpersonen bei der Berufswahl. Gerade in einer vielfältigen Stadt wie Basel braucht es gute, verständliche und mehrsprachige Informationen», wird Atici in der Mitteilung zitiert.
Auch ein Ausbildungsobligatorium nach dem Genfer Modell steht zur Debatte. Hier sind Jugendliche verpflichtet, bis zum Alter von 18 Jahren in einer Bildungs- oder Fördermassnahme zu verbleiben. Damit wird das Schulobligatorium faktisch verlängert. Der Masterplan will zudem Erwachsenen, die einen Abschluss nachholen möchten, mehr Beratungsmöglichkeiten anbieten.
Der Masterplan sieht zudem vor, die Ausbildungsbetriebe zu unterstützen, vor allem die kleineren. Deshalb werde ein «Betriebscoaching» geprüft, das Hilfe bei Ausbildungskonzepten und «schwierigen Lehrverhältnissen» bietet. Ziel sei, die Ausbildungsqualität zu sichern und Lehrabbrüche zu verhindern. Die Lehrabbruch-Quote liegt in Basel-Stadt zwischen 10 und 13 Prozent.
Ausbildungsquote und Imageproblem
Der Direktor des Gewerbeverbands, Reto Baumgartner, begrüsst den Masterplan – «weil er ein starkes Zeichen für die Zukunft der Berufsbildung in Basel ist und neue Verbindlichkeiten setzt», wie er sich zitieren lässt.
Der Masterplan ist Teil der Strategie Mittelschulen und Berufsbildung. Basel-Stadt hat eine hohe Gymnasialquote und gleichzeitig eine tiefe Abschlussquote auf Sekundarstufe II. Das Ziel, dass 95 Prozent der 25-Jährigen einen Abschluss halten, wird mit aktuell 84,5 Prozent deutlich verfehlt. Die Quote liegt so tief wie in keinem anderen Kanton und ist in den vergangenen Jahren auch kaum gestiegen. Die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rats hat in ihrem jüngsten Bericht explizit gefordert, diesem Thema eine hohe Priorität einzuräumen.
Eine Basler Spezialität ist auch, dass rund 50 Prozent der Arbeitsplätze im akademischen Bereich oder in der Führungsstufe angesiedelt sind. Auch deshalb haben gewerbliche Berufe ein Image-Problem.