Amerikanisches Tenorsax trifft auf Baselbieter Kirchenorgel
Der Basler Saxofon-Export Sam Burckhardt und der Baselbieter Organist und Pianist Adrian Schäublin begeistern in der reformierten Kirche Gelterkinden.
Kirchenorgel und Tenorsaxofon, ein klassisches Instrument par excellence zusammen mit einem vorwiegend im Jazz und Blues verwendeten Blasinstrument – geht das? Es geht. Und wie!
Vor allem, wenn wie am Freitagabend in der reformierten Kirche in Gelterkinden zwei Virtuosen wie der Baselbieter Organist und Pianist Adrian Schäublin und der Saxofonist Sam Burckhardt spielen.
Dass es ein spezieller Anlass werden würde, lag auf der Hand. Dem Publikum von Burckhardt und Schäublin wurde ein Konzert der Sonderklasse geboten – vor allem beim aus sechs Teilen bestehenden Hauptstück «19 Corvids» für Orgel und Saxofon aus der Feder von Sam Burckhardt. Das Zusammenspiel der beiden Instrumente war schlichtweg perfekt und von einem derartigen gegenseitigen Verständnis geprägt, als spielten die beiden Instrumentalisten permanent zusammen.
Aus Chicago angereist
Dabei spielt Adrian Schäublin vorwiegend in der Region Basel. Etwa als Kirchenorganist in der Grossformation der Steppin Stompers oder mit Felix Handschin im Projekt «POLAR». Saxofonist Sam Burckhardt reiste hingegen aus Chicago an. Dort lebt er seit rund 40 Jahren.
Dass ein Jazz- und Bluesmusiker aus Chicago im Oberbaselbiet konzertiert, ist allein schon ein aussergewöhnliches Ereignis. Doch eigentlich ist Sam Burckhardt, obschon längst amerikanischer Staatsbürger, ein Basler, wie sein Name – mit «ckdt» geschrieben – vermuten lässt und sein Dialekt immer noch unmissverständlich bestätigt.
In Basel ist der heute 67-Jährige auch aufgewachsen, hatte dort seine ersten musikalischen Erfahrungen als Jugendlicher am Schlagzeug in der Band seines Bruders gemacht, bevor er sich beim legendären Chester Gill zum Saxofonisten ausbilden liess. Noch als Schlagzeuger begleitete er 1975 den amerikanischen Blueser Sunnyland Slim bei zwei Konzerten in Grenzach.
Jahre in der Band einer Blueslegende
Nach einem abgebrochenen Ethnologie-Studium folgte Burckhardt Sunnyland Slim in die USA, wurde in Chicago Profimusiker und war Mitglied von Sunnyland Slims Band bis zu dessen Tod im Jahr 1995. Seither spielt er als Tenorsaxofonist mit eigenen Formationen wie dem Sam Burckhardt Nonett im Stilbereich von Jazz, Blues und Swing.
Den Kontakt mit seiner alten Heimat liess Sam Burckhardt aber nie abbrechen. Stets kehrte er wieder nach Europa und in die Schweiz zurück, sei es für Konzerttourneen oder auch einmal ganz privat, wie seinerzeit zur Abdankung seines alten Freundes und früheren Mitmusikers Cla Nett im November 2021. Im Jahr 2008 wurde Burckhardt übrigens mit dem renommierten Swiss Blues Award für seine Verdienste um den Blues in der Schweiz ausgezeichnet.
Ideale Partner
Am Gelterkinder Kirchenkonzert wurde der Orgel-Saxofon-Teil des Konzerts auf der Empore von Stücken für Saxofon und Klavier im Altarraum umrandet. Dabei handelte es sich zum Einen um Klassiker von Duke Ellington wie «Solitude», zum Andern um Eigenkompositionen von Sam Burckhardt wie «Owl Flight» oder «Sunday Morning Boogaloo».
Dieser Teil war vielleicht etwas weniger spektakulär, stand jenem mit Kirchenorgel und Tenorsax aber, was den Hörgenuss angeht, um nichts nach. Mit seinem mal klassisch, mal jazzig oder bluesig anmutenden Klavierspiel weckte Adrian Schäublin Erinnerungen an Keith Jarrett und Joe Zawinul und war für den ebenfalls stilistischen Grenzgänger Sam Burckhardt ein geradezu idealer Partner.
War es nun ein klassisches oder ein Jazz-Blues-Konzert? Stilistische Zuordnungen spielten an diesem Abend in Gelterkinden keine Rolle. Es war einfach Musik vom Allerfeinsten. Das Publikum war – auch von der Spielfreude der Musiker – so begeistert, dass es diese nach Duke Ellingtons «In a Sentimental Mood» als zweite Zugabe nur ungern ziehen liess.