Eine echte Baselbieterin

Nach ihr ist das Beizli bei der Bergstation Wasserfallen – das «Heidi-Stübli» – benannt. Die Alt-Landratspräsidentin aus Hölstein ist Ende März im Alter von 83 Jahren gestorben.

Heidi Tschopp
Sie hat sich unermüdlich für die Wasserfallenbahn eingesetzt: Heidi Tschopp. (Bild: ZVG)

Heidi Tschopp interessierte sich bereits als Kind für unternehmerische Zusammenhänge. Ihr Vater gründete im Jahr 1941 mit seinem Partner die Martin & Tschopp AG in Hölstein – ein Unternehmen für feinmechanische Produkte von höchster Qualität und Präzision in einer Branche, die vor allem von Männern dominiert war.

1962 trat Heidi Tschopp in die Firma ein. Nach verschiedenen Aus- und Weiterbildungen führte sie das Geschäft von 1985 bis 2002 als selbstständige Chefin. Als Pionierin konnte sie sich in diesem Produktsegment über mehrere Konjunkturphasen erfolgreich behaupten. 

Die sozialen Aspekte, nämlich den Betrieb weiterzuführen und die Arbeitsplätze zu sichern, waren Heidi immer ein grosses Anliegen. Sie interessierte und engagierte sich aber auch für das Leben ausserhalb des Unternehmens – in Vereinen, Verbänden, als Gemeinderätin von Hölstein, als Landrätin oder als höchste Baselbieterin.

Heidi Tschopp wusste, dass der Erfolg eines Unternehmens von guten Rahmenbedingungen abhängt. Deshalb fand sie ihre politische Heimat in der FDP. Hier engagierte sie sich während vieler Jahre auf allen Ebenen.

Heidi Tschopp politisierte frei und unabhängig mit einer eigenen Meinung.

Ich habe Heidi erst im Landrat kennengelernt. Sie ist mir als unermüdliche und fleissige Schafferin mit vielseitigen Interessen aufgefallen. Auf politischer Ebene waren ihr die Schulen von der Berufsausbildung bis hin zu gesicherten Arbeitsplätzen in den Gewerbe- und Industriebetrieben sehr wichtig. Aber auch die Betreuung der älteren Generationen und die dafür notwendigen Seniorenzentren lagen ihr sehr am Herzen. 

Heidi Tschopp war eine «Powerfrau» mit klaren Linien und Zielsetzungen. Sie politisierte frei und unabhängig mit einer eigenen Meinung. Damit machte sie sich manchmal auch unbeliebt. Wenn ihr etwas nicht passte, traute sie sich, es zu sagen, und konnte dabei auch ganz böse schauen. War ein Entscheid gefällt, akzeptierte sie diesen aber. 

Heidi war keine Feministin, die Quoten forderte. Mit ihrem konstanten Einsatz hat sie jedoch aufgezeigt, was Frauen (auch) können, und dabei manchen Mann in den Schatten gestellt. 

Eine Aufzählung ihrer vielseitigen Engagements sprengt diesen Rahmen. Zwei grosse «Kisten» müssen aber erwähnt sein.

Als beharrliche Promoterin des Wasserfallen-Neubaus setzte sie sich eine Art Denkmal.

Jahrelang setzte sie sich als Stiftungsratspräsidentin mit viel Herzblut für den Ausbau des regionalen Seniorenzentrums Gritt in Niederdorf ein, das heute noch als Vorzeigeprojekt gilt.

Eine Art Denkmal setzte sich Heidi Tschopp als beharrliche Promotorin des Wasserfallenbahn-Neubaus. Zuerst als Präsidentin des Bähnliclubs und später als erste Präsidentin des Stiftungsrates der Wasserfallenbahn, klopfte sie mit ihrem aggressiven Charme sämtliche potenziellen Stellen ab, bis die notwendigen Gelder vorhanden waren. Als Dank und Erinnerung an sie ist das Beizli bei der Bergstation nach ihr benannt worden: das «Heidi-Stübli». 

Es kommt selten vor, dass ein Politiker oder eine Politikerin etwas bewirken kann, das man sieht, funktioniert, jungen bis alten Menschen Freude macht, eine Region aufwertet und erst noch nachhaltig ist.

Privat musste Heidi immer wieder grosse Herausforderungen meistern. Dabei wurde sie von der eher im Hintergrund wirkenden Tochter Marlies unterstützt. Sie waren ein gutes Team. Egal für welche der zahlreichen Organisationen sie sich eingesetzt hat, bei ihren Auftritten in der Öffentlichkeit war sie stets gut vorbereitet und präsentierte sich in einem eleganten Outfit.

Heidis Blick ging über die Grenzen hinaus, ihre «Swissmade»-Produkte waren auf der ganzen Welt gefragt. Sie fühlte sich jedoch als Schweizerin, Baselbieterin, Oberbaselbieterin und insbesondere für das Waldenburger- und Frenkental zuständig.

Auf ihren Wunsch wurden am Ende des Trauergottesdienstes stehend und mit Orgelbegleitung alle vier Strophen des Baselbieterlieds gesungen. Die dritte Strophe beginnt mit: «Die Baselbieter Lütli si gar e fliss’ge Schlag». Das war Heidi Tschopp.

Danke!

*Hansruedi Bieri politisierte zusammen mit Heidi Tschopp für die FDP im Baselbieter Landrat und war Gemeindepräsident von Itingen.

In Gedenken an Heidi Tschopp

Kommentare

Markus Jordi-Koi
Pens Chemiker HTL

Danke

Danke für diesen informativen Nachruf auf eine bedeutende Mitbürgerin.