Eine Feier ohne Eier

Dieses Jahr hoppelt der Osterhase zuerst nach Bern ins Bundeshaus und dann nach Washington ins Weisse Haus. Und kehrt ernüchtert zurück.

Bunte Ostereier in einer Eierschachtel
Der Osterhase träumt davon, wie der Biobauer Meier «ihm früher jeweils gab die Eier». (Bild: Symbolbild)

Wenn flattern lässt sein blaues Band der Frühling und wenn durch das Land die süssen, wohlbekannten Düfte dann wieder streifen durch die Lüfte, kann sehen man den Osterhasen zum Biobauern Meier rasen.

Er will dort kaufen seine Eier, doch heuer gibt es nichts bei Meier: Man habe, weil's nicht mehr rentiert, für Ostern kaum noch produziert.

Der Hase bleibt zunächst ganz stumm, dann fragt er ganz entsetzt, warum sich heute nicht mehr, wie gewohnt, die Produktion von Eiern lohnt. Man will, so Meier, nicht mehr feiern das Osterfest mit bunten Eiern und wünscht sich, dass der Hoppler bringe an Ostern lieber andre Dinge.

«Die Menschheit», sagt der Has' und stöhnt, «ist einfach viel zu sehr verwöhnt. Wem aber bring' ich denn jetzt was und lege es ihm dann ins Gras?» Herr Meier reicht ihm ein Papier: «Hier, diese Liste gab man mir vor Kurzem, vieles spricht dafür, dass sie Dir öffnen wird die Tür.» Mit einem voll bepackten Wagen, im Korb könnt' er nicht alles tragen, macht Langohr sich mit dieser Liste drauf unverzüglich auf die Piste.

Zunächst macht er, es liegt nicht fern, sich unverzüglich auf nach Bern. Ein Mann steht vor dem Bundeshaus; es ist ihm offenbar ein Graus, was jüngst an diesem Ort geschah, und deshalb steht der Mann auch da, die Hellebarde in der Hand, um zu verteidigen sein Land. Es ist der Marcel Dettling, Bauer; zum Hasen spricht er mehr als sauer: «Die Lag' ist bitterernst, es droht uns Eidgenossen höchste Not; wir werden lediglich es schaffen, mit Hilfe weit'rer solcher Waffen, da braucht mich niemand zu belehren, den Angriff Brüssels abzuwehren.» Der Osterhas' zeigt hinter sich und sagt ihm: «Hier, bediene Dich; Euch mögen helfen diese Speere im Kampf für Freiheit und für Ehre. Ob Ihr damit auch reüssiert, ist allerdings nicht garantiert. Wann nutzt Ihr die Gelegenheit, einmal zu gehen mit der Zeit?»

Dem Vorstand der Partei «Die Mitte» erfüllt er dann noch seine Bitte und schenkt ihm für die nächste Wahl zum Bundesrat, sie soll zur Qual nicht wiederum für ihn geraten, gleich einen Sack voll Kandidaten.

Das nächste Reiseziel für ihn, das ist der Reichstag in Berlin. Auch gegenüber Friedrich Merz zeigt Mümmelmann sein grosses Herz und schenkt ihm, was ihn bringt zum Strahlen, die längst ersehnten Wachstumszahlen.

Nicht minder freut im Elysée man sich, wie dort erscheint zum Tee der Rammler und seinem Tornister entsteigt der Wunschpremierminister, der es versteht, zu suggerieren, er werd' nicht gleich sein Amt verlieren.

Und weiter geht's, man ahnt es schon, zum Weissen Haus in Washington, wo ihn Melania beglückt ganz fest an ihren Busen drückt. Verlegen kratzt er sein Gesäss, dann sagt er: «Ich hab' wunschgemäss Dir diesen Hut da mitgebracht.» Es schwärmt die Lady: «Welche Pracht! Er kommt mir mehr als bloss gelegen, ich werde ihn mit Liebe pflegen und ihn so sorgsam aufbewahren, dass er mir steht noch in vier Jahren, wenn Don betritt zum dritten Mal als Präsident mit mir den Saal.»

«Und auch», verkündet drauf der Hase und putzt sich rasch noch seine Nase, «Dein Mann, das wird ihn freuen sehr, geht heute aus mitnichten leer. Zwar hab' ich leider nicht, verzeih', was er gewünscht sich hat, dabei. Zerknirscht muss ich es Dir bekunden: ich hab' kein Toupet mehr gefunden, das passend wär' für ihn gewesen, doch hab' ich für ihn ausgelesen, auch er erfüllt wohl seinen Zweck, stattdessen diesen Blankocheck.»

Melania reagiert blasiert, weist ihn zurück und repliziert: «Mein Mann hat einen solchen schon; agierend wie auf einem Thron macht er jetzt täglich, was er will, das Volk bleibt überwiegend still; ein grosser Teil der Medienwelt verhält sich so, wie's ihm gefällt; dank Elon und seinen Adlaten herrscht Panik unter Bürokraten; allmählich stellt bei uns sich ein Demokratie, wie sie soll sein. Mit LGBTQI Plus ist ein für allemal jetzt Schluss, es gibt, das ist doch wunderbar, nur Mann und Frau noch, wie's einst war. Der Golf von Mexiko heisst künftig, das scheint mir absolut vernünftig, Golf von Amerika, es geht nicht lang mehr, und in Grönland weht nicht anders als in Kanada und am Kanal von Panama das Sternenbanner, und bald werden uns nicht mehr mangeln selt'ne Erden; und ist's auch schwer noch zu begreifen: wir golfen bald im Gazastreifen. Don, das ist längst schon evident, ist ökonomisch kompetent: Die neuen Zölle garantieren, dass uns're Wirtschaft wird florieren (vom Zollpaket, weil es sich lohnt, sind selbst Pinguine nicht verschont). Das Rad dreht, things are going well for us, sich grade ziemlich schnell; es ist, kurzum, leicht abzuseh'n: Amerika wird great again. Mein Gatte wird die Welt rasch heilen von allem Bösen und sie teilen (er ist nun einfach ein Genie) darauf mit Wladimir und Xi. Es werden dann, mein lieber Hase (Melania fällt in Ekstase beinah und ihre Augen glühen), ein Ende finden alle Mühen, statt Krieg und Zwietracht herrscht hinieden, in Zukunft Eintracht nur und Frieden.»

Die Lady ist total verzückt, der Hase aber wirkt bedrückt: So hat er wahrlich sich am Ende nicht vorgestellt die Zeitenwende. «Es scheint mir jetzt die Rückkehr klug (auch das Gedicht ist lang genug!), ich brauche dringend eine Pause», seufzt er darauf und hüpft nach Hause.

Er träumt des Nachts dann, wie Herr Meier ihm früher jeweils gab die Eier, die er dann pünktlich auf das Fest gelegt hat jedem in sein Nest, als zwar nicht alles war perfekt, doch nicht so viel wie heut' defekt. Ob es je wieder sein wird so? Nicht er nur, manche wären froh.

*Hansjörg Reinau-Krayer wohnt in Binningen und war bis zu seiner Pensionierung am Basler Gymnasium Leonhard als Lehrer für alte Sprachen und Geschichte tätig.

Weiterführende Links:

Das Ostergedicht 2025

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