Sprengkandidatin Sabine Bucher von der GLP gewinnt den ersten Wahlgang
Der Abstand zum Zweitplatzierten Markus Eigenmann von der FDP beträgt 1702 Stimmen. SVP-Kandidatin Caroline Mall liegt abgeschlagen auf dem dritten Rang – Präsident Peter Riebli gibt den Rückzug bekannt.
Um Viertel vor eins steht das Schlussresultat bereits fest: GLP-Sprengkandidatin Sabine Bucher gewinnt den ersten Wahlgang um die Nachfolge von Monica Gschwind in der Baselbieter Kantonsregierung. Das absolute Mehr von 26’093 Stimmen verpasst sie aber deutlich. Der zweite Wahlgang findet am 30. November statt.
Bucher erzielt 20'133 Stimmen. FDP-Kandidat Markus Eigenmann liegt mit 18'431 nicht allzu weit dahinter. SVP-Politikerin Caroline Mall hingegen schafft es bloss auf 13'297 Stimmen.
Wahlkampf geht nahtlos weiter
Die Stimmung bei der GLP ist ausgelassen. Gar aus Basel-Stadt ist mit GLP-Präsident Serge Meyer und Stimmungsmacher Daniel Ordas eine Delegation angereist, um die Regierungsanwärterin zu unterstützen. Landrat Manuel Ballmer ruft nun die SVP-Wählerinnen und -Wähler dazu auf, im zweiten Wahlgang Bucher zu wählen, «damit in der Regierung nicht nur das Unterbaselbiet und mehr als nur eine Frau vertreten ist». Der Wahlkampf geht also nahtlos weiter.
GLP-Präsident Thomas Tribelhorn ging am Freitag im Gespräch mit OnlineReports von einem Wähleranteil von über 40 Prozent aus. Sabine Bucher liegt mit knapp 39 Prozent leicht darunter.
Sabine Bucher und Markus Eigenmann gewinnen in ihren Wohngemeinden Sissach und Arlesheim. Caroline Mall erreicht in Reinach hingegen den letzten Platz hinter dem FDP-Kandidaten und der GLP-Politikerin. Die SVP-Frau scheiterte in Reinach bereits bei den Gemeinderatswahlen 2017.
Parteitreue Wählerinnen und Wähler
Beobachterinnen und Beobachter rechneten im Vorfeld damit, dass Eigenmann an der Spitze liegen wird. Doch aktuell spiegelt das Wahlresultat ungefähr die Parteistärken wider: Eigenmann wird neben der FDP auch von der Mitte unterstützt. Caroline Mall kann nur auf die SVP zählen. Und Sabine Bucher hat sich in einem spektakulären Deal den Support der SP gesichert – im Gegenzug unterstützen die Grünliberalen 2027 die designierte Ständeratskandidatin Samira Marti. Die Grünen sprechen sich ebenfalls, wenn auch mit Vorbehalten, für Bucher aus.
Sabine Bucher freut sich über den Support von Rot-Grün. Gerade in Allschwil, wo die Grünliberale vor Eigenmann liegt, hätten die Sozialdemokraten stark mobilisiert. Nun hofft Bucher, dass diese Unterstützung auch im zweiten Wahlgang vom 30. November klappt.
SVP zieht zurück
Der innerbürgerliche Wettbewerb zwischen Eigenmann und Mall fällt zugunsten des Freisinnigen aus. SVP-Präsident Peter Riebli gibt dann auch kurz nach Publikation des Schlussresultats bekannt, dass sich seine Partei zurückziehen werde.
So kommt es nun also zu einem Zweikampf zwischen Eigenmann und Bucher. Für die FDP geht es um viel, ist sie doch seit 150 Jahren immer in der Baselbieter Kantonsregierung vertreten.
Eigenmann erwartet Support
Der Fraktionspräsident der Mitte, Pascal Ryf, trifft als einer der ersten Bürgerlichen im Regierungsgebäude ein. Er habe damit gerechnet, dass Eigenmann hinter Bucher liegen werde. Nun gelte es, die bürgerlichen Stimmen zu vereinen.
Obwohl er betont, mit dem Resultat zufrieden zu sein, wirkt Markus Eigenmann etwas geknickt, als er vor den Medien steht. Persönlich habe er nicht mit dem ersten Platz gerechnet. Auch weil Unterbaselbieter Gemeinden nicht automatisch bürgerlich seien. Aber ja, offensichtlich sei es Bucher gelungen, auch im unteren Kantonsteil zu mobilisieren, was er umgekehrt im Oberbaselbiet nicht geschafft habe. Er müsse nun in der Breite bekannter werden, sagt der Arlesheimer. Eigenmann will nun die Zahlen zusammen mit seinem Team, das sich offenbar schon an die Arbeit gemacht hat, analysieren und dann nochmals alles geben.
Von der SVP erwartet Eigenmann jetzt die volle Unterstützung. Er habe von einigen Mitgliedern der Partei gehört, die treu Caroline Mall gewählt haben, im zweiten Wahlgang aber für ihn stimmen werden.
Mall will nicht, dass «dieser Sitz an die GLP geht»
SVP-Chef Peter Riebli bestätigt, dass sich seine Partei im zweiten Wahlgang für den Freisinnigen engagieren werde. Es gehe schliesslich darum, den bürgerlichen Sitz zu halten. Dies sei auch der Grund gewesen, weshalb die SVP entschieden habe, mit einer eigenen Kandidatin anzutreten. «Ich bin überzeugt, dass wir durch unsere Kandidatur unsere Wählerschaft mobilisieren konnten, was andernfalls schwierig geworden wäre.»
Nun sei es wichtig, genau diese Wählerinnen und Wähler zu überzeugen, im zweiten Wahlgang Eigenmann zu wählen. «Das wird nicht ganz einfach sein», sagt Riebli. Die Europa-Frage spiele hier wohl eine Rolle. Denn diejenigen, die wegen der Zustimmung der FDP-Delegierten nun Mall gewählt hätten, wählten zwar nicht plötzlich die Grünliberale Sabine Bucher. «Doch vielleicht wählen sie gar nicht.»
Auch Caroline Mall will alles daran setzen, dass der Sitz der scheidenden Bildungsdirektorin Monica Gschwind bürgerlich bleibt. Es fällt ihr aber sichtlich schwer, sich für Markus Eigenmann auszusprechen. In leicht genervtem Ton sagt sie: «Ich unterstütze den bürgerlichen Sitz. Wer auch immer antritt. Es kann nicht sein, dass dieser Sitz an die GLP geht.»
Mall hat über die SVP hinaus nicht viele Stimmen geholt. Ob die SVP bessere Chancen gehabt hätte, wenn sie nicht mit Mall, sondern mit Matthias Liechti gekommen wäre, darüber möchte Peter Riebli nicht sprechen. Das sei «eine müssige Diskussion», zumal es sich um einen basisdemokratischen Entscheid handle.
Für Riebli ist nach dieser Wahl eines ganz klar: «Die Bürgerlichen können nur zusammen gewinnen.» Und zwar seien FDP und Mitte genauso von der SVP abhängig wie umgekehrt. Riebli ist nach wie vor bereit, die Bürgerliche Zusammenarbeit für die Gesamterneuerungswahlen 2027 wieder aufleben zu lassen.
SP: «Zusammen können wir etwas reissen»
Auch SP-Chef Nils Jocher ist gekommen, um Sabine Bucher zu feiern. «Allen Unkenrufen zum Trotz haben wir es geschafft. Wir, die Fortschrittlichen, haben gezeigt, dass wir zusammen etwas reissen können», sagt er – und lacht breit. Seine Partei habe in den typischen SP-Gemeinden wie Allschwil oder Muttenz viele Wählende für Bucher gewinnen können. Der zweite Wahlgang werde sicher anspruchsvoll, aber mit der Juso-Initiative, die zur Abstimmung stehe, sei er zuversichtlich, dass die Grünliberale die Wahl schaffe.
Die Wahlbeteiligung liegt an diesem Sonntag bei tiefen 28,02 Prozent. Das dürfte am 30. November anders aussehen, weil dann neben kantonalen auch gewichtige nationale Abstimmungsvorlagen an die Urne kommen. Der Einfluss der polarisierenden Juso-Erbschaftsinitiative ist noch schwierig abzuschätzen – sie könnte auch Bürgerliche mobilisieren.
Alle Artikel über die Ersatzwahl von Monica Gschwind finden Sie in unserem Dossier.