Regine Kokontis: «Die Kirche hat nicht mehr die Deutungshoheit»

Regine Kokontis wird am 1. Juli die erste Kirchenratspräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Baselland. Sie spricht über ihre persönliche Haltung zum Glauben und sagt, warum die Kirche an Bedeutung verloren hat.

Regine Kokontis, Kirchenratspräsidentin der Reformierten Kirche Baselland ab Juli 2025, im Porträt.
Regine Kokontis, während 21 Jahren Pfarrerin im Laufental, übernimmt nun eine neue Funktion in der Landeskirche. (Bild: Jan Amsler)

Regine Kokontis, Sie sind die erste Frau an der Spitze der Reformierten Kirche Baselland. Wie schwierig war es für Sie, diese Position zu erreichen?

Regine Kokontis: Es war nicht so, dass ich aktiv darauf hingearbeitet hätte, diese Position zu erreichen. Sie entstand eher aus meiner Arbeit und den Gesprächen mit Menschen, die bereits in Ämtern waren. Vor etwa zehn Jahren wurde ich schon einmal für den Kirchenrat angefragt, aber damals hatte ich das Gefühl, meine Zahnräder und die des Kirchenrats würden nicht ineinandergreifen. Jetzt, da ich älter geworden bin, hat sich das geändert.

Nun übernehmen Sie direkt das Präsidium, ohne vorher einfaches Mitglied des Kirchenrats gewesen zu sein.

Ich war sehr gerne Pfarrerin. Ich hatte damals Bedenken, dass ich mit weiteren Tätigkeitsbereichen als Kirchenratsmitglied die Arbeit in der Gemeinde nicht mehr so intensiv angehen könnte. Nun wurde ich gebeten, für das Präsidium zu kandidieren. Ich zögerte zuerst, direkt oben einzusteigen. Da es aber eine 100-Prozent-Stelle ist, wurde mir bewusst, dass ich mich ganz auf die Bereiche dieses Amts konzentrieren kann. Verschiedene Leute haben mich in Gesprächen zu diesem Schritt ermuntert. Und ich spüre, dass ich mich nun gerne auf der landeskirchlichen Ebene engagieren will.

Hat die Geschlechterfrage auch eine Rolle gespielt, dass Sie als Frau an die Spitze kommen – um ein Zeichen zu setzen? 

Für mich persönlich nicht. Aber von Rückmeldungen her weiss ich, dass es für viele von Bedeutung ist. Und das anerkenne ich natürlich und freue mich auch darüber, dass ich die erste Frau in dieser Position sein darf.

Die Reformierte Kirche lässt im Gegensatz zur Katholischen Kirche schon länger Frauen als Pfarrerinnen zu. Der Frauenanteil ist stark gestiegen, fast die Hälfte der Pfarrschaft ist weiblich. Könnte dieser Anteil noch weiter steigen?

Das kann durchaus sein. Die Landeskirche ist bestrebt, die Arbeitsbedingungen so anzupassen, dass der Beruf zugänglicher wird, auch für Menschen mit diversen Verantwortungsfeldern. Ich selbst begleitete mehrere Vikare und Vikarinnen, also angehende Pfarrpersonen, im Praktikumsjahr. Es ist ein wunderbarer Beruf, freigestellt zu sein, um Zeit zu haben für die Mitmenschen und den Glauben zu pflegen. Und es ist gut, wenn es wieder mehr Frauen und Männer geben wird, die den Pfarrberuf wählen.

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Es gibt aktuell einige Wechsel in den Pfarrämtern, viele werden pensioniert. Wie gross ist die Not? Und was ist die Rolle der Landeskirche in dieser Situation?

Die Not besteht. Wenn eine Gemeinde zu wenig Pfarrpersonen hat, um Menschen zum Beispiel bei Abdankungen zu begleiten, dann ist da ein grosser Druck. Mit der Stabstelle Kirchen- und Gemeindeentwicklung unterstützt die Landeskirche die Kirchgemeinden darin, sich für die Zukunft zu organisieren. Die verschiedenen Fachstellen und Spezialpfarrämter bieten den Kirchgemeinden Entlastung an und fördern die Zusammenarbeit unter den Gemeinden. Im kommenden Oktober findet ein gesamtkirchlicher Anlass zum Thema Innovation statt. Als Kirchenratspräsidentin will ich ein offenes Ohr haben, wenn ich Nervosität feststelle, und die Prozesse und Strukturen fördern, die das Fundament stärken.

Als Massnahme gegen den Personalmangel will die Reformierte Kirche Schweiz Pfarrerinnen und Pfarrer in nur drei Monaten ausbilden. Was halten Sie von dieser Schnellbleiche?

Seit zehn Jahren gibt es das Quereinsteiger-Programm Quest. Auch arbeitet man daran, dass Bachelor-Abgängerinnen und -Abgänger das Masterstudium berufsbegleitend absolvieren können. Doch alles, was schneller geht, finde ich fragwürdig. Ich wünsche mir, dass es ohne Kurzausbildung möglich ist, dem Personalmangel zu begegnen. Potenzial liegt meines Erachtens weiterhin darin, die Profile der kirchlichen Berufe zu schärfen und die Teamarbeit zu fördern, damit die Aufgaben gut verteilt sind. Es gibt neu auch Laienprediger und Laienpredigerinnen, und für die Mitarbeit in anderen Bereichen können geeignete Personen durch Kurse ausgebildet werden, zum Beispiel für Besuche bei Menschen, die an Einsamkeit leiden.

«Auch die Individualisierung trägt zum Rückgang bei.»
Regine Kokontis

2024 sind so viele Menschen aus der Kirche ausgetreten wie noch nie. Ist dieser Trend überhaupt noch zu stoppen?

Ich glaube nicht. Die Frage ist, wie sich die Kirche dabei verhält. Sollen wir panisch den Leuten hinterherrennen und versuchen, etwas aufzuhalten, was kaum aufzuhalten ist? Ich denke nicht. Vielmehr sollten wir uns auf die Funktionen konzentrieren, die die Kirche für die Gesamtgesellschaft hat. Wir bieten Raum und sind Dialogpartner – für die Menschen, für die Kantonsregierung und auch für Menschen aus anderen Religionen. 

Was kann die Kirche gegen den Mitgliederschwund tun?

Die Kirche bietet Raum, in dem Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zusammenkommen können. Hier hören wir zuerst zu und anerkennen, dass hinter jedem Standpunkt ein Mensch in seiner Vielschichtigkeit steht. Ich wünsche mir, dass die Menschen das merken und nutzen. Im kirchlichen Rahmen können Projekte erprobt werden. Die Kirche schenkt unter anderem auch Rhythmus – zum Beispiel mit den Festtagen des Kirchenjahrs – und pflegt Tradition. Das ist bei allem Neuen, Schnellen und den Veränderungen nicht zu unterschätzen. Wir glauben, dass die Liebe am stärksten ist und Gutes selbst dort möglich ist, wo es unmöglich scheint.

Was ist der Grund für den Rückgang? Schwindet der Glaube, oder wollen die Menschen einfach keine Kirchensteuer bezahlen?

Es gibt darauf keine abschliessende Antwort. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Kirchen früher die Menschen vereint haben: mit einem Chor, Theatergruppen, Musikgruppen. Kindergarten und Krankenpflege wurden vielerorts zuerst durch die Kirchen eingeführt. Dann hat die Gesamtgesellschaft diese Aufgaben übernommen, was sehr erfreulich ist. Heute sind die Vereine eigenständig organisiert. Sie leisten viel für die Gesellschaft, und das ist super – dieses Engagement müssen wir nicht unter das Dach der Kirche zurückholen. Gleichzeitig spüren auch die Vereine sowie die Kirchen mit der Individualisierung einen Rückgang in der Bereitschaft, zeitlich eingebunden zu sein. Der Einzelne, die Einzelne darf heute selbst formulieren, was Halt gibt oder nach welchem Konzept das eigene Handeln ausgerichtet wird. Die Kirche hat nicht mehr die Deutungshoheit. Das ist einerseits gesund, weil jeder Mensch als Individuum wahrgenommen wird, andererseits ist es nur die eine Seite von uns Menschen, weil wir einander brauchen – als Korrektiv, zur Ergänzung, Unterstützung und Gemeinschaft.

Regine Kokontis, Kirchenratspräsidentin der Reformierten Kirche Baselland ab Juli 2025, im Porträt.
Regine Kokontis – ein Wechsel ins Strategische

Regine Kokontis ist 52 Jahre alt und wohnt mit ihrer Familie in Laufen. Nach 21 Jahren als Pfarrerin im Laufental und davor dreieinhalb Jahren in den USA tritt sie nun als erste Frau an die Spitze der Exekutive der Reformierten Kirche Baselland. Ihre Amtszeit als Kirchenratspräsidentin beginnt am 1. Juli.

Die Kirche hat besonders Mühe, Jugendliche zu erreichen; Kinder wollen den Religionsunterricht nicht besuchen. Ist dort ein Kurswechsel nötig, vom Schwerpunkt Christentum hin zu den Weltreligionen?

Der Trend ist nicht grundsätzlich so. Zum Teil wachsen die Konfirmandenklassen wieder, und der Religionsunterricht ist heute schon sehr offen. Im Sinne von: Wir erzählen euch vom Christentum, aber wir wissen, dass es ganz viele andere Religionen gibt. Und man thematisiert diese im Unterricht auch. Es ist heute wichtig, sich mit anderen über ihre Religion austauschen zu können. Dazu aber braucht es Wissen, Erfahrung und Sprachfähigkeit im eigenen Glauben.

Sie haben selbst zwei Kinder. Können Sie Ihnen den Glauben vermitteln?

Sie sind sehr frei und kritisch denkend unterwegs. Beide achten die Arbeit sehr, die durch die Kirchen geleistet werden. Sie sind beide konfirmiert. Die Tochter hat klar gesagt, dass sie die Konfirmation für mich mache. Das akzeptierte ich so. Ich wollte, dass sich meine Kinder mit der Religion, dem Christentum, auseinandersetzen. Der Sohn geht dieses Jahr als Mitleiter ins Konfirmandenlager. Die Tochter führt ab und zu das Kinderprogramm während des Gottesdienstes durch. Auch die Frage, ob man sich in dieser multikulturellen Gesellschaft noch als Christ oder Christin bezeichnen will, kam auf. Das sind absolut legitime Punkte, die wir zu Hause diskutieren.

«Wir sollten uns nicht auf eine Seite schlagen, sondern die Menschen in den Vordergrund rücken, die unter dem Krieg leiden.»
Regine Kokontis

Unter Ihren Vorgängern hat sich die Kirche auch politisch positioniert, zum Beispiel bei der Konzernverantwortungs-Initiative. Wird das künftig öfter geschehen?

Bei der Konzernverantwortungs-Initiative war speziell, dass diese die christlichen Werte in besonderem Mass betraf. Das ist nicht bei jeder politischen Vorlage so. Die Kirche bietet aber immer wieder Raum für den Austausch, ein Forum. Das war auch in der polarisierten Debatte während der Corona-Pandemie wichtig.

Welche Rolle kommt der christlichen Kirche im Nahost-Konflikt zu?

Die Kirche muss immer wieder an die Menschlichkeit appellieren. Es ist grauenhaft, wie in diesem Konflikt miteinander umgegangen wird. Wir müssen Brückenbauer finden und dafür sorgen, dass sie gehört werden. Wir sollten uns nicht auf eine Seite schlagen, sondern die Menschen in den Vordergrund rücken, die unter dem Krieg leiden.

Sie gelten als sozial engagiert und haben sich bei der Wahl ums Kirchenratspräsidium gegen einen konservativen Pfarrer durchgesetzt. Was bedeutet das für die kommende Legislatur?

Die Kirche ist sehr sozial und hat sich für zukünftige Aufgaben mit den neuen Gesetzestexten und der neuen Fachstelle Diakonie dazu auch gute Voraussetzungen geschaffen. Und ich bin dankbar für das klare Signal, dass es so weitergehen soll.

«Meine Tochter war zwei Jahre alt, als wir ein zweijähriges Kind begruben.»
Regine Kokontis

Was war für Sie ein Highlight als Pfarrerin?

Es gab viele Highlights! Da ist zum Beispiel ein Brief, den ich kürzlich von einer Frau erhalten habe. Ich sah sie nicht oft in der Kirche. Aber sie schrieb, dass sie einfach wusste, ich sei da, wenn es schwierige Zeiten gibt. Der Brief hat mich tief berührt. Mir wurde noch einmal bewusst, wie wichtig es ist, präsent zu sein. Es ist nicht nur die Interaktion, sondern oft schon das Dasein, das eine grosse Bedeutung hat.

Und was war für Sie ein schwieriger Moment?

Nach einer gewissen Zeit als Pfarrerin kennt man einzelne Menschen sehr gut. Wir begleiten sie in traurigen und fröhlichen Situationen. Es entsteht eine Nähe, und man fühlt die Erschütterungen tiefer mit. Es sind schwierige Momente, wenn man nichts machen kann, ausser zusammen die Ohnmacht auszuhalten. Etwa, wenn ein Kind stirbt. Meine Tochter war zwei Jahre alt, als wir ein zweijähriges Kind begraben haben.

Wie grenzen Sie sich ab?

Ich finde das Wort «abgrenzen» schwierig, weil wir damit manchmal kühle Distanz assoziieren. Ich kann professionell sein, auch wenn ich mich nicht hart abgrenze. Aber ich darf nicht daran kaputt gehen und muss immer wieder lernen und mir Zeit geben, wieder loszulassen. Das Relativierende des Glaubens ist für mich eine grosse Hilfe: Ich weiss immer, ich bin nur ein kleines Persönchen; schon wichtig, aber Teil eines grossen Ganzen.

Wie meinen Sie das?

Das Wort «Gott» zu verwenden, hat für mich mit Relativieren zu tun. Als Jugendliche habe ich immer gesagt: Gott ist wie ein toller Teppich – darauf steht man gerne und hat guten Halt. Aber wie auch immer man Gott beschreibt oder denkt: Man blickt anders auf die Welt und die Gesellschaft. Ich sehe mich als Mensch neben anderen, gleichwertig. Das meine ich mit Relativieren.

Man könnte kritisieren, Sie wählen diese Perspektive, um sich aus der Verantwortung zu nehmen, indem sie sagen: Ich bin gleich wie alle, die ich begleite.

Nein, im Gegenteil. Ich wähle diese Perspektive, um mich realistisch der Verantwortung zu stellen. Im Wissen darum, dass andere auch Verantwortung und wir alle auch unsere Grenzen haben. Diese müssen oder eben dürfen wir im Glauben getrost anerkennen.

Regine Kokontis, Kirchenratspräsidentin der Reformierten Kirche Baselland ab Juli 2025, in ihrem Büro in Liestal während des OnlineReports-Monatsgesprächs.
Regine Kokontis beim OnlineReports-Interview in ihrem neuen Büro in Liestal. (Bild: Jan Amsler)

Sie sind seit 21 Jahren in der Schweiz als Pfarrerin tätig, davor dreieinhalb Jahre in Amerika. Wie haben sich die Kirchgemeinden in dieser Zeit gewandelt?

Ich denke, die Menschen sind freier geworden, und darüber freue ich mich. Es werden mehr kritische Fragen gestellt. Das bedeutet für mich nicht, dass die Leute mit dem Christentum brechen, sondern dass sie suchen. Sie möchten einen Zugang finden. Dass man dennoch zu einer Gemeinschaft gehören kann, auch wenn man nicht vorbehaltlos zu allem Ja sagt, sehe ich als Basis und Chance für uns als Landeskirche.

Aber bergen der lockere Umgang und die Vielfalt von Zugängen zum Glauben nicht auch die Gefahr, dass die Kirche nicht mehr klare Antworten und damit einen starken Halt bieten kann?

Ich glaube nicht, dass dadurch Halt und Profil verloren geht. Denn wenn ich das Gefühl haben kann, trotz kritischer Fragen dazuzugehören, stärkt das mein Vertrauen. Glauben heisst in den alten Sprachen auch Vertrauen. Ich kann es nicht verantworten, Menschen zu sagen: Folgt uns, wir tragen die richtige Fahne, die anderen liegen falsch. Das ist menschenverachtend und gegen sämtliche Prinzipien, für die ich stehen will. Es kommt darauf an, zu welchem Handeln mich mein Glaube motiviert.

«Gott als Wort muss für das stehen, was wir nicht und nie fassen können.»
Regine Kokontis

Viele Leute schrecken vor dem Wort Gott zurück.

Ich fände es schön, wenn die Leute wieder den Mut finden, das Wort Gott und überhaupt die religiöse Sprache zu gebrauchen. Wir haben verschiedene Zugänge zu Gott und benutzen verschiedene Worte, Bilder und Geschichten, um unser Vertrauen zu stärken. Gott als Wort muss für das stehen, was wir nicht und nie fassen können. Wenn wir Gott fix definieren, dann berauben wir das Wort seiner eigentlichen Kraft. Wenn ich zum Beispiel eine Taufe vorbereite, dann frage ich die Eltern immer, was das Wort Gott bei ihnen auslöst. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich zum Beispiel Universum benutzt habe, weil das Wort Gott bei einer betroffenen Person belastet war. Aber das geschieht sehr selten. Meistens gelingt es uns, das Wort gemeinsam mit Bildern und Werten neu zu füllen, die in unserer Tradition verankert sind und relevant bleiben für das heutige Leben.

Warum sind Sie Pfarrerin geworden?

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der der Glaube Platz hatte und darüber gesprochen wurde. Ich würde sagen, typisch landeskirchlich: Wir waren zwischendurch in Gottesdiensten, meine Mutter hat ein Gutenacht-Gebet gesungen, ich war in der Sonntagsschule und habe den Präparandenunterricht gemacht. Eine Zeit lang wurde ich in der Primarschule zur Aussenseiterin. Das hat natürlich weh getan. Ich war aber auch in der Jungschi, fand dort Halt und Sicherheit. Der Verband kritisierte uns: Ihr macht ja gar keine christliche Arbeit, ihr habt keine biblischen Themen am Samstagnachmittag, ihr seid einfach Pfadi. Das hat mich schon gefuchst. Wir haben gute Arbeit geleistet, waren da für die Gemeinschaft und hielten christliche Werte hoch. In den Leiterkursen korrigierte ich dann dieses Bild. Ich hatte die Bibel ganz durchgelesen und gewann meistens beim Bibel-Quiz. Auch im Religionsunterricht wehrte ich mich gegen angelernte theologische Zugänge. Ich wollte ganz von den biblischen Erzählungen her denken. Wenn mich Leute fragten, was ich mal werden wolle, sagte ich ab etwa zwölf Jahren: Pfarrerin. Das habe ich dann durchgezogen.

Fällt es Ihnen leicht, Ihre Tätigkeit als Pfarrerin aufzugeben?

Ich möchte nicht missverstanden werden, wenn ich einfach Ja sage. Es heisst in vieler Hinsicht Abschied nehmen, aber dieser ist eingebettet in riesiger Dankbarkeit. Ich war 21 Jahre im Laufental tätig, doch es fühlte sich an, als hätte ich jedes Jahr eine andere Stelle. Ich konnte hinhören, was in der Gesellschaft los ist, dies einbringen, etwas aufbauen und auch wieder loslassen. Wir haben unter den drei Landeskirchen eine sehr schöne Zusammenarbeit gepflegt, die viel Bewegung hatte. Wir konnten Vereine gründen, und die Kirchenpflege war sehr engagiert. Ich hatte nie das Gefühl, alleine zu sein.

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