Soziale Herkunft und Geschlecht beeinflussen den Schulerfolg

Sekundarschülerinnen und -schüler
(Bild: Kanton BL)

Die Baselbieter Sekundarschülerinnen und -schüler schneiden besser ab als der Schweizer Durchschnitt und besser als jene aus anderen Kantonen im Bildungsraum Nordwestschweiz – zumindest was die Grundkompetenzen im Leseverständnis (BL: 83 Prozent / CH: 82 Prozent) und in Orthografie (BL: 87 Prozent / CH: 84 Prozent) in der Schulsprache angeht. Dies zeigen die Ergebnisse der Überprüfung der Grundkompetenzen (ÜGK) 2023, die die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren veröffentlicht hat.

Die Tests wurden in allen Leistungszügen der dritten Sekundarklassen in Deutsch sowie in den Fremdsprachen Französisch und Englisch durchgeführt. Bei Letzteren erreichen die Baselbieter Schülerinnen und Schüler durchschnittliche Resultate, wobei ihnen Englisch sowohl beim Hör- als auch beim Leseverstehen offensichtlich besser liegt als Französisch.

Schlechte Ergebnisse im Leistungszug A

Mädchen sind über alle Kompetenzen hinweg erfolgreicher als Buben. Im Gegensatz zur übrigen Schweiz seien diese geschlechtsbezogenen Unterschiede jedoch «nicht signifikant», heisst es in einer Mitteilung der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) unter Monica Gschwind (FDP). Hingegen erreichten auch im Baselbiet Schülerinnen und Schüler aus dem untersten sozioökonomischen Viertel die Grundkompetenzen deutlich seltener.

Die durchgehend schlechten Ergebnisse im Leistungszug A liessen darauf schliessen, dass Jugendliche aus ungünstigen sozioökonomischen Verhältnissen hier stärker vertreten seien. Dies decke sich mit den Ergebnissen des Baselbieter Bildungsberichts 2023. Deshalb wurde im Jahr 2024 ein Projekt lanciert mit dem Ziel, den Leistungszug A zu stärken. Die BKSD sei weiterhin bestrebt, die Anschlussfähigkeit von Schülerinnen und Schülern aus dem Leistungszug A an die Sekundarstufe II zu verbessern.

Basler Schüler haben mehr Mühe beim Lesen

In Basel-Stadt weichen die Schülerinnen und Schüler bei den Lesekompetenzen in Deutsch «leicht» vom Schweizer Durchschnitt ab, wie das Erziehungsdepartement mitteilt. Die Quote beträgt 77 Prozent. Bei der Orthografie sind es 81 Prozent.

87 Prozent erreichen die Grundkompetenzen im Hörverstehen in Englisch. Beim Leseverstehen sind es 75 Prozent.

In Französisch schliessen die Schülerinnen und Schüler schlechter ab – beim Leseverstehen liegt die Quote bei 46 Prozent, beim Hörverstehen bei 55 Prozent.

Das Erziehungsdepartement unter Mustafa Atici (SP) weist ebenfalls darauf hin, dass das Erreichen der Grundkompetenzen «statistisch auffällig» mit der sozialen Herkunft und dem Geschlecht zusammenhänge. Man wolle die ÜGK-Resultate nun differenziert auswerten und daraus Massnahmen ableiten.

Grundkompetenzen auf Sek-Stufe

Kommentare

Ueli Keller
Bildungs- und Lebensraumkünstler

Bildung als Schlüssel für eine andere Welt

So wie Schulen die Bildung organisieren, kann es viele Verlierer geben. Nach dem Allerwelts- und Wirtschafts-Motto «Konkurrenz belebt das Geschäft … und mit Verlusten muss gerechnet werden». Als Motor für eine Welt, die nach dem Muster «Kämpfen und Siegen» letztendlich zu Kriegen und Zerstörung führen kann. Schule mit Gleichmacherei und mit Rennbahnpädagogik, wo gelernt wird, um zu gewinnen, und nicht für die Bildung, ist und macht krank. Mit Traumafolgen oft für ein ganzes Leben.

Neben Traumafolgen ist das Ganze auch mit Kostenfolgen verbunden und ökonomisch eigentlich ein Wahnsinn: immer mehr Mittel für immer weniger Bildung. Wenn Verantwortliche davon nichts wissen (wollen), und viele Medien nichts darüber berichten, macht es dies nicht wirklich besser.

Ich habe es mir abgewöhnt, mich mit Vertretern einer Bildungsorganisation anzulegen, die – was eigentlich scheusslich ist – mit einem «toxischen Positivismus» propagandistisch schön reden. Oder basierend auf einer sogenannten konstruktiven Kritik grossartige und sogenannt wissenschaftlich designte Reformen anstreben, damit alles im Prinzip beim Alten bleiben kann.

Soll die Bildungsorganisation den Herausforderungen und Chancen im 21. Jahrhundert entsprechen, braucht es dafür nicht immer noch mehr aufwendige und teure Reformen, sondern einen fundamentalen Wandel. Es ist sehr erfreulich, dass und wie dafür immer mehr Projekte mit Kindern und ihren Eltern mutig auf ihrem Weg sind.