Der FC Basel vereint die Basler Parteien

Politikerinnen und Politiker bis Linksaussen unterstützen eine Motion des SVP-Präsidenten und Grossrats Pascal Messerli. Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann gerät unter Druck.

Jubel von Spielern des FC Basel nach dem Sieg gegen den FC Zürich am 12. April 2025 im Zürcher Letzigrund.
Zuerst Jubel, dann Gewalt: Nach dem Spiel vom 12. April in Zürich kam es vor dem Letzigrund zu einer Schlägerei zwischen Fans. (Bild: FC Basel 1893)

Pascal Messerli ist ein Fan des FC Basel. Der Präsident der SVP Basel-Stadt stört sich massiv daran, dass die Muttenzerkurve am Ostermontag im Spiel gegen Yverdon (Anpfiff: 16.30 Uhr) geschlossen bleibt.

Die Bewilligungsbehörden haben diese Massnahme beschlossen, nachdem es am 12. April im Anschluss an das Spiel zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel vor dem Letzigrund zu einer Schlägerei zwischen Hooligans gekommen war. 50 FCB-Fans sollen 30 FCZ-Fans angegriffen haben. Die Sektor-Sperre geht auf das sogenannte Kaskadenmodell der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) zurück. Basel macht nun erstmals Gebrauch davon.

Die Massnahme löste eine grössere Kontroverse aus. Nun fordert Messerli die Basler Regierung mit einem Vorstoss im Grossen Rat dazu auf, das Kaskadenmodell per sofort nicht mehr anzuwenden. Konkret sei «auf Kollektivstrafen wie die Sperrung einzelner Sektoren oder des ganzen Stadions zu verzichten». Stattdessen soll «ein Konzept ausgearbeitet werden, wie vermehrt der Dialog mit dem Club und den Fans gesucht und unterstützt wird».

SP-Präsidentin Mathys: «Grundlage fehlt»

Interessant: Obwohl die SVP im Stadtkanton von den anderen Parteien oft verschmäht wird, hat Messerli es geschafft, auch Vertreterinnen und Vertreter bis Linksaussen für den Vorstoss zu gewinnen. So sollen bis jetzt unter anderem die Basta-Grossräte Oliver Bolliger und Nicola Goepfert, Noch-SP-Präsidentin Lisa Mathys sowie mehrere Grüne und ein Grünliberaler das Anliegen mitunterzeichnet haben.

Der FC Basel vereint die Basler Politikerinnen und Politiker, offensichtlich auch ausserhalb des St. Jakob-Parks. Lisa Mathys bestätigt gegenüber OnlineReports ihre Unterstützung für Messerlis Vorstoss. Sie begründet: «Kollektivstrafen halte ich für falsch, und für die Anwendung des sogenannten Kaskadenmodells fehlt meines Erachtens die Grundlage.»

Die Motionärinnen und Motionäre distanzieren sich im Vorstoss von den «Personen, die in Zürich Gewalt ausgeübt haben». Doch nicht alle Fussballfans seien Kriminelle. Die allermeisten würden sich friedlich verhalten – deshalb seien Kollektivstrafen unverhältnismässig. Messerli schreibt weiter, es sei «juristisch nicht haltbar», dass Clubs wie der FCB auch ausserhalb des Stadions für ihre Fans haften.

Eymann stört sich an Gleichgültigkeit gegenüber Gewalt

Bis jetzt weist Messerli für den Vorstoss keine Unterstützung aus der LDP aus. Dies hat wohl damit zu tun, dass die Liberalen die zuständige Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann stellen.

Eymann sieht sich in den vergangenen Tagen mit mehreren kritischen Medienbeiträgen konfrontiert. Sie verteidigt den Entscheid mit der Schwere der Schlägerei. Laut einem Artikel der BaZ will sie prüfen, Videoaufnahmen vom Vorfall zu veröffentlichen.

In einem Gastbeitrag auf PrimeNews schreibt Eymann, die Gewalt habe «eine besorgniserregende Dimension» angenommen. Doch würden Gewalttaten im Umfeld von Fussballspielen mit Gleichgültigkeit hingenommen: «Grosse Kreise scheinen sich damit abgefunden zu haben, solange sie nicht selbst davon betroffen sind.»

Der FCB hat seinerseits angekündigt, juristisch gegen den Entscheid vorzugehen. Politiker Messerli will den Vorstoss dringlich an der Grossratssitzung vom 14. Mai diskutieren.

Gegen Kollektivstrafe

Kommentare

Roland Stark
21. April 2025 um 19:56

Unheilige Allianz

In Anlehnung an Kaiser Wilhelm lässt sich feststellen: Wir kennen keine Rechtsstaats-Verteidiger mehr, sondern nur noch FCB-Fans.

Bis heute kann niemand schlüssig erklären, warum man ein Fussballspiel vermummt besuchen und andere Menschen verprügeln muss.

Werden einzelne Gewalttäter, auch bei Demos, zur Rechenschaft gezogen, stehen sogleich Anwälte und Menschenrechtsvertreter auf der Matte und beklagen wortreich eine willkürliche und ungerechte Behandlung unschuldiger Lämmer. Die gleichen Leute kritisieren nun die Anwendung einer Kollektivstrafe. Es stimmt bedenklich, dass von Basta über die SP bis zur SVP das staatliche Gewaltmonopol ausser Kraft gesetzt wird, sobald es gewalttätige Idioten (m,w,d) aus dem Umfeld des FCB betrifft.

Noch dümmer ist die Forderung, die Gewalt müsse mit mehr Geld für die Fan-Arbeit bekämpft werden. Bei diesen Chaoten handelt es sich nicht um «Fans». Für diese Leute braucht es nicht mehr Betreuung, sondern eine konsequente Anwendung des Strafgesetzbuches. Stephanie Eymann verdient deshalb nicht masslose Kritik, sondern uneingeschränkte Unterstützung.

Ruedi Basler
Sozial-Pädagoge

Gewalt wird nicht toleriert

Die allermeisten verurteilen Gewalt, es besteht absolut keine Gleichgültigkeit, wie Frau Eymann postulieren will. Allerdings verurteilen sehr viele Kollektivstrafen. Ob das dafür angewandte Polizeigesetz BS bestand hat, muss eine Überprüfung feststellen. Warum liess die Zürcher Polizei diese Schläger offenbar unbehelligt an den Bahnhof Altstetten gehen? Basler Behörden badeten diese Fehlleistung aus.