Zwei Polit-Veteranen kämpfen in Liestal um einen Stadtratssitz
Der Sozialdemokrat Peter Küng und der Freisinnige Thomas Eugster wollen Daniel Muri beerben. Die Ausgangslage ist so speziell wie spannend.
Am 26. Oktober wird in Liestal wieder einmal an der Urne gewählt. Geht es um die Besetzung des fünfköpfigen Stadtrats, ist das keine Selbstverständlichkeit. Das letzte Mal geschah dies bei der Gesamterneuerung im Frühling 2020, als Lukas Felix (SP) das Rennen um die Nachfolge von Franz Kaufmann gegen die damalige Chefin der FDP-Fraktion im Einwohnerrat, Daniela Reichenstein, für sich und die Sozialdemokraten entschied. 2024 fand die Gesamterneuerung des Stadtrats ebenso in stiller Wahl statt wie zwei Jahre zuvor die Wahl von Pascal Meschberger (SP). Sie ersetzte ihre Parteikollegin Regula Nebiker.
Mit dem Rücktritt auf Ende 2025 des Parteilosen Daniel «Dani» Muri nach knapp elf Jahren haben die Liestalerinnen und Liestaler nun nicht nur eine echte Wahl, sie erwartet auch eine spannende Entscheidung. Denn die beiden Kontrahenten, Peter Küng von der SP und der Freisinnige Thomas Eugster, sind zwei gestandene Liestaler Politiker mit langjähriger Erfahrung auf städtischer und kantonaler Ebene.
Ein Polit-Saurier
Der 56-jährige Küng ist fast schon so etwas wie ein Polit-Saurier. Einst Gemeinderat in Seltisberg, sass er für die SP über vier Amtsperioden – zwei davon aber infolge Nachrückens nur teilweise – im Landrat, bevor er 2015 der Amtszeit-Guillotine zum Opfer fiel. Seither politisiert er «nur noch» im Liestaler Einwohnerrat, wo er die Finanzkommission präsidiert. Stadtrat wäre für den eigenständigen und auch ziemlich eigenwilligen Sozialdemokraten so etwas wie die Krönung seiner politischen Laufbahn.
Die Latte dafür liegt allerdings hoch. Für die politischen Gegner grenzt es nämlich fast schon an Frechheit, dass Küng beziehungsweise die SP versucht, im Stadtrat die absolute Mehrheit zu erringen. Mit Pascal Meschberger und Lukas Felix verfügt die Partei bekanntlich schon über zwei Sitze. Sollte der Coup tatsächlich gelingen, dann wäre der freisinnige Stadtpräsident Daniel Spinnler in Liestal so etwas wie der letzte bürgerliche Mohikaner in der Stadtregierung. Der fünfte Sitz gehört der Grünen Marie-Theres Beeler.
Eine Wahl ermöglichen
Dabei verfügt die SP im 40-köpfigen Einwohnerrat nur über neun Sitze. Zum Vergleich: Die seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr im Stadtrat vertretene SVP ist gleich stark. Für Peter Küng ist diese «Übervertretung» kein Problem. «Stadtratswahlen sind Persönlichkeitswahlen, und in der Stadtregierung steht die Parteizugehörigkeit nicht im Vordergrund», sagt er. Zudem sei es der SP wichtig gewesen, eine Wahl zu ermöglichen. Und weil von den anderen Parteien niemand angetreten sei, «mussten wir eben selbst eine Kandidatur stellen, um Thomas Eugster nicht kampflos den Sitz zu überlassen».
Der Präsident der FDP Liestal, Hans Vogt, begegnet der SP-Kandidatur mit Gelassenheit. «Wir werden jetzt sehen, wie die Wahlen ausgehen», sagt er und wirkt dabei zuversichtlich. Er könne sich schon vorstellen, dass nicht alle Sympathisanten von Rot-Grün einen dritten SP-Sitz als erstrebenswert erachten und daher teilweise den FDP-Kandidaten unterstützen könnten.
Einst Muris Gegenkandidat
Eine Überraschung wäre es jedenfalls nicht, wenn Thomas Eugster im zweiten Anlauf den Sprung in den Liestaler Stadtrat schaffen würde. Der 55-Jährige zog vor knapp elf Jahren gegen den Parteilosen Dani Muri den Kürzeren. Jetzt könnte er ihn beerben. Damals, im Frühling 2015, war Eugster in Liestal noch wenig bekannt, während man Muri im Stedtli – nicht zuletzt wegen seiner Vorfasnachtsveranstaltung «Rahmdäfeli» – niemandem vorstellen musste.
Mittlerweile kennt man in Liestal auch Thomas Eugster weit über die Parteigrenzen hinaus. Er sitzt seit gut zehn Jahren im Landrat und noch länger im Einwohnerrat. Ein Liestaler Urgestein wie Küng ist er zwar nicht, dennoch stehen seine Chancen, Muris Nachfolger zu werden, nicht schlecht. Eugster wurde auch als Kandidat für die Nachfolge von Regierungsrätin Monica Gschwind gehandelt. Er sagte aber mit Blick auf die Stadtratswahlen ab. Die FDP Liestal nominierte schliesslich Daniel Spinnler. Dieser landete bei der internen Ausmarchung aber hinter dem Arlesheimer Markus Eigenmann und Nadine Jermann aus Buus auf Platz drei.
Eugster geniesst die Unterstützung vor allem der SVP, die trotz ihrer zahlenmässigen Stärke im Einwohnerrat erneut keine eigene Kandidatur zustande gebracht hat. Der letzte SVP-Stadtrat war Daniel Seiler, der im Jahr 2000 zum Gerichtspräsidenten gewählt wurde. Seither bleibt die Volkspartei im Rathaus aussen vor. Ihre Kandidaturen – die letzte datiert von 2017 – blieben auch unter dem Vorsitz des gegenwärtigen Landratspräsidenten Reto Tschudin stets chancenlos.
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