Der törichte Einfall des Klaus Kirchmayr
Der einstige Grünen-Landrat wechselt zur FDP und will nun Bildungsdirektorin Monica Gschwind beerben.
Die Basler Zeitung widmet am Dienstag ihre Titelgeschichte einem Polit-Gag. Klaus Kirchmayr hat die Grünen verlassen, ist neu FDP-Mitglied und will nun als Ersatz für die zurücktretende Bildungsdirektorin Monica Gschwind in die Baselbieter Kantonsregierung gewählt werden. Er wolle dort seine unternehmerische Erfahrung einbringen. Aber nur bis 2031 – er habe zu viele Regierungsmitglieder erlebt, die zu lange im Amt blieben, wie er sich in der BaZ zitieren lässt.
Tatsächlich hat auch Kirchmayr seine politische Zeit gehabt. Er ist 61 Jahre alt. Den Landrat verliess er 2022 kurz vor Ende der Legislatur – zu den Wahlen 2023 hätte der Aescher Politiker wegen der Amtszeitbeschränkung ohnehin nicht mehr antreten dürfen.
Kirchmayr hat vieles erreicht, sowohl im Parlament als auch in parteipolitischer Hinsicht. Er half seinem damaligen Parteikollegen Isaac Reber dabei, 2011 in die Regierung gewählt zu werden, und war auch am überraschenden Wahl-Erfolg von EVP-Politiker Thomi Jourdan beteiligt.
Doch nun riskiert Kirchmayr, sein eigenes Andenken zu beschmutzen. Schon länger fällt er mit öffentlichen Stellungnahmen auf, die er als Ehemaliger besser für sich behalten würde. So unterstützt er etwa die BLKB-kritische Initiative aus dem SVP-Umfeld und fährt der Regierung mit dem Vorwurf an den Karren, sie scheue den Fortschritt.
Seine Regierungs-Ambitionen sind ein törichter Einfall. Vielleicht steckt ein grösserer Plan dahinter: Will er damit seinen Wunschkandidaten anstacheln, sich ebenfalls für die Ersatzwahl zur Verfügung zu stellen? Ein solcher Zug wäre ihm zuzutrauen.
Kirchmayr selbst hat aber kaum eine Chance auf das Amt. Die FDP, die sich innerhalb der Bürgerlichen schon gegen Amts-Gelüste der SVP wehren muss, wird kein wankelmütiges Neo-Parteimitglied nominieren, wenn sie nicht ihr Gesicht verlieren will. Die Partei sollte die Situation nun schnellstens klarstellen und sich distanzieren. Mit Markus Eigenmann, dem Gemeindepräsidenten von Arlesheim, hat sich bereits ein valabler Kandidat zur Verfügung gestellt. Und womöglich wird auch die Buuser Gemeindepräsidentin Nadine Jermann, seit diesem Jahr Präsidentin des Verbands Basellandschaftlicher Gemeinden (VBLG), zur parteiinternen Nomination antreten.
Selbst wenn Kirchmayr am Ende tatsächlich zur Wahl stehen sollte – wer würde ihn wählen? Die Grünen und die Linke, die sich verschaukelt fühlen, weil er während 15 Jahren unter falscher Flagge im Landrat politisiert hat? Die Bürgerlichen, die in ihm den Erlöser sehen und seinen Gesinnungswandel vorbehaltlos abkaufen? Die politische Mitte, die ihm den Vorzug gibt statt einer möglichen GLP-Kandidatur?
Da hat sich der einstige Polit-Stratege und Investmentbanker verrechnet. Oder aber der erste Gedanke stimmt: Es ist nur ein Gag.
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