Die GLP – zum Dritten

Die grünliberale Regierungskandidatin Sabine Bucher will ihre Strategie vor dem zweiten Wahlgang nicht ändern: kein Programm. Es gehe um ihre Person und ihre Kompetenzen.

Plakat von Sabine Bucher in Reinach
Die Grünliberalen hängen vor dem zweiten Wahlgang keine neuen Plakate auf. (© Foto: Alessandra Paone)

Dass nach der Handelskammer beider Basel (HKBB) und dem Arbeitgeberverband beider Basel nun auch die Wirtschaftskammer Baselland beschlossen hat, den Freisinnigen Markus Eigenmann zu unterstützen, bringt offensichtlich Bewegung in den Baselbieter Regierungs-Wahlkampf. Kaum hatte die Nachricht die Runde gemacht, verschickten die Grünliberalen auch schon eine Einladung für eine Medienkonferenz. Es ist bereits die dritte, zählt man den Wahlauftakt im solothurnischen Dornach Anfang September mit. 

Im Regierungsgebäude in Liestal wiederholen Sabine Bucher und ihr Team am Montag, warum man am 30. November die Grünliberale wählen soll. Von der SP, die zusammen mit den Grünen die GLP-Kandidatin unterstützt, ist Präsident Nils Jocher persönlich gekommen; Grünen-Chef Michael Durrer fällt wegen Migräne aus. Auf den Tischen stehen die obligaten Schokoköpfe in GLP-grüner Verpackung, die die Partei seit Wochen auf der Strasse verteilt. 

Es geht an diesem Montagmorgen weniger um Inhalt. Auch nicht um Wahlkampf-Taktik, diese bleibt offenbar gleich: Präsenz. 

Im Vordergrund stehen im kleinen Sitzungszimmer die Person Sabine Bucher und ihre Kompetenzen. Nicht die Politikerin – obschon das Regierungsamt, das sie anstrebt, durchaus ein politisches ist. Sie wolle sich nicht positionieren, sich nicht in die eine oder andere Richtung zerren lassen, sagt Bucher. Anders als ihr Konkurrent Markus Eigenmann habe sie auch kein Programm. Vielmehr sieht sie sich als Stimme der Politikverdrossenen. «Ich will zuhören und nicht immer sofort kontern.»

Nachhaltiger als «die ganz Liberalen»

Mehrmals fällt das Stichwort Unabhängigkeit. Die Unterstützung der SP und der Grünen verpflichte sie inhaltlich nicht, betont Bucher, die sich als liberal bezeichnet, aber für eine sozialverträglichere und nachhaltigere Politik stehe als «die ganz Liberalen». Ihre Eigenständigkeit hebt Bucher auch im Zusammenhang mit Wirtschafts- und anderen Verbänden hervor. Da kein Geld fliesse, sei sie frei, ihre eigene Haltung einzunehmen. Eine Wahlempfehlung seitens der Wirtschaft hätte Bucher aber nicht abgelehnt, wie sie auf Anfrage von OnlineReports sagt. Doch habe sie etwa von der HKBB schon gar nicht erst die Möglichkeit erhalten, sich vorzustellen.   

Markus Eigenmanns finanziell starker Wahlkampf beschäftigt die GLP. Von David gegen Goliath ist die Rede. Die FDP habe vor dem zweiten Wahlgang noch einmal aufgerüstet, den Kanton zugepflastert mit Plakaten. Von unten bis oben. «Das machen wir nicht», sagt Bucher. Weil das Geld fehle – das Budget (50’000 Franken) sei viel kleiner als jenes der FDP –, aber auch, «weil das nicht unser Stil ist». Man habe lediglich die kaputten Plakate geflickt oder ersetzt.

Kein Geld von der Wirtschaftskammer

Tatsächlich hat die FDP nach dem Wahlsonntag weitere Plakate aufgehängt. Man sei von einem zweiten Wahlgang ausgegangen und habe bewusst ein Drittel der insgesamt 1500 Plakaten aufgespart, sagt Wahlkampfleiterin Gina Barra zu OnlineReports. Das Budget sei mit 105’000 Franken unverändert geblieben. Von der Wirtschaftskammer fliesse kein Geld; die Unterstützung geschehe über die eigenen Kanäle des KMU-Verbands. Markus Eigenmann rechnet etwa mit einem Beitrag im Standpunkt der Wirtschaft, der Hauszeitung von Wirtschaftskammer und Schweizerischem Gewerbeverband.

Der freisinnige Kandidat hat inzwischen die Unterstützung der SVP zugesichert bekommen – zumindest von der Parteispitze. Präsident Peter Riebli ist denn auch Eigenmanns Komitee beigetreten. Mit ihm auch der frühere Regierungsrat Thomas Weber, der Aescher Gemeinderat Andreas Spindler und der Münchensteiner Landrat Stefan Meyer.

Wie stark die SVP-Basis den Freisinnigen aus Arlesheim unterstützen wird, ist indes völlig offen. Obwohl bürgerlich, vertritt Eigenmann in zentralen Fragen wie den Bilateralen III oder dem Finanzausgleich eine andere Haltung als die Wählerschaft der SVP. Der Co-Präsident der GLP, Thomas Tribelhorn, geht von einer «halbherzigen» Unterstützung aus. Die SVP scheine nicht wirklich ein Interesse daran zu haben, dass die FDP ihren Sitz verteidigt.

Genauso wenig hatten die Bürgerlichen an den Support der Linken für Sabine Bucher geglaubt. Es kam anders.

Alle Artikel über die Ersatzwahl von Monica Gschwind finden Sie in unserem Dossier.

Vor dem zweiten Wahlgang

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