Um Einigkeit bemüht

Zum wiederholten Mal lancieren die Grünliberalen den Regierungswahlkampf von Sabine Bucher. Diesmal sind auch SP und Grüne dabei.

Walkampfstart der Grünliberalen Sabine Bucher
Wahltaktisches Bündnis (v.l.): Michael Durrer, Manuel Ballmer, Sabine Bucher, Adil Koller, Thomas Tribelhorn. (© Foto: Alessandra Paone)

Viel wurde in den vergangenen Wochen darüber diskutiert, wie ernst es die Baselbieter SP mit ihrem Support für die grünliberale Regierungskandidatin Sabine Bucher meint. Oder ob ihre Unterstützung nur auf dem Papier gilt, zumal sie hauptsächlich dazu dient, die eigene Ausgangslage im Wahljahr 2027 zu optimieren. Um der designierten Ständeratskandidatin Samira Marti einen Vorteil zu verschaffen. Ähnlich unsicher war man sich auch bei den Grünen. Sie hatten zuerst über eine eigene Kandidatur nachgedacht, sich aber dann dagegen entschieden. Am Freitag beschloss die Partei schliesslich, sich den Sozialdemokraten anzuschliessen und die GLP zu unterstützen.

Nun, einen knappen Monat vor der Wahl, scheint alles geregelt, doch die Zweifel bleiben. Wohl auch weil die Juso beim Deal zwischen ihrer Mutterpartei und der GLP nicht mitmachen will und Stimmfreigabe beschlossen hat. Und die Grünen trotz Unterstützung betonen, dass Buchers Positionen sich sowohl in bildungs- als auch in umweltpolitischen Fragen «deutlich von denjenigen der Grünen Baselland unterscheiden». So fragt man sich: Ist es also doch bloss ein wahltaktisches Zweckbündnis, das GLP, SP und Grüne eingegangen sind?

Darum bemüht, Einigkeit zu demonstrieren und die Gemeinsamkeiten der drei Parteien hervorzuheben, treten der Chef der SP-Fraktion im Landrat, Adil Koller, und Grünen-Präsident Michael Durrer am Montagmorgen im Wohn- und Bürozentrum für Körperbehinderte (WBZ) in Reinach auf. Hier lanciert die GLP – zum wiederholten Mal – Sabine Buchers Wahlkampf. Sie hatte bereits Anfang September zu einer Wahlkampf-Feier in die Dornacher Tipi-Oase geladen.

Nicht an eine Gegenleistung geknüpft

Koller sagt, SP, GLP und Grüne teilten das Bekenntnis zu einer offenen, liberalen Gesellschaft, die Vielfalt als Stärke verstehe und Chancengleichheit und Gleichstellung fördere. «Auch in der Europapolitik haben wir Gemeinsamkeiten, weil wir für gute Beziehungen zu Europa stehen.»

Anders als die SP haben die Grünen ihren Support für Bucher nicht an eine Gegenleistung geknüpft. Der Entscheid sei unabhängig von strategischen Überlegungen gefallen, betont Durrer. Er erwarte aber «von allen, die hier sitzen, dass sie im Landrat zusammenarbeiten», sagt der Grünen-Präsident an die GLP und die SP gerichtet. Dies sei bei Energiethemen besonders wichtig, weil hier SVP und FDP alles blockierten.

Damit punktet Durrer bei der GLP. Doch vielmehr als von der FDP und der SVP sind die Grünliberalen von der Mitte enttäuscht. In den vergangenen Monaten habe man sich parteipolitisch nicht wirklich auf die einstige Fraktions-Partnerin verlassen können, sagt GLP-Fraktionschef Manuel Ballmer. Gemeint ist etwa der Kurs der Mitte bei den erneuerbaren Energien. Auch deswegen könne er sich gut vorstellen, die Zusammenarbeit mit Rot-Grün über die Ersatzwahl hinaus fortzuführen.

Rot-Grün oder breite Mitte-Allianz?

Ballmers Ankündigung steht allerdings im Widerspruch zu Tribelhorns Aussage, die er kürzlich im Gespräch mit OnlineReports gemacht hat. Der Co-Parteichef, früher Mitglied des Vorstands der Baselbieter Jungfreisinnigen, zeigte sich durchaus offen für eine breite Mitte-Allianz von der FDP bis zur EVP bei den Nationalratswahlen 2027. Das sei kein Widerspruch, wehrt sich Tribelhorn nun nach einer kritischen Nachfrage. Die Partei-Konstellationen könnten bei Wahlen je nach Ausgangslage variieren.

Opportunismus? Nicht unbedingt.

Die Situation mit den Bündnissen ist in der Tat nicht ganz einfach. Das zeigt auch das Beispiel der Mitte. Sie unterstützt den Freisinnigen Markus Eigenmann, obwohl der Vorstand aus taktischen Überlegungen Stimmfreigabe beantragt hatte. Die Sektion Oberbaselbiet geht aber trotz Beschluss ihren eigenen Weg und stellt sich hinter Sabine Bucher. «Wir sind ein Mix aus verschiedenen, fusionierten Meinungen. Sabine Bucher vertritt uns am besten», sagt der Sektions-Vizepräsident Marcel Zimmermann.

Bucher steuert 10’000 Franken bei

So spannend die Frage nach den Bündnissen auch sein mag, Sabine Bucher lässt sich nicht davon leiten. Die 46-Jährige ist froh um jede Partei, jede Einzelperson, die sie unterstützt. Deshalb ist sie seit Wochen im ganzen Kanton unterwegs, vor allem im Unterbaselbiet, wo man die Sissacherin kaum kennt. Vor der Medienkonferenz sei sie etwa in Arlesheim gewesen, erzählt Bucher. Sie habe dort mit vielen Menschen gesprochen und einige von sich überzeugen können – auch solche, die sich angeblich nicht zwischen ihr und dem Freisinnigen Markus Eigenmann entscheiden konnten.

In Anspielung auf den Arlesheimer Gemeindepräsidenten sagt Bucher: «Ich kandidiere mit einer klaren Haltung und nicht mit einem sachpolitischen Fünf-Punkte-Plan.» Sie stehe für Offenheit und wolle das gegenseitige Verständnis sowie den Willen fördern, «nachhaltige und tragfähige Lösungen für das ganze Baselbiet zu finden». Dabei steht für die ausgebildete Mediatorin der Dialog im Zentrum.

Die verbleibenden Wochen wird die Grünliberale vor allem ihrer Vermarktung widmen. Die Juristin wird aber auch aufzeigen müssen, wo sie sich von den beiden anderen Kandidierenden Markus Eigenmann und Caroline Mall von der SVP unterscheidet. Gerade im Bildungsbereich sind sich die drei mit wenigen Ausnahmen oft einig. Wie kann sie ihr Profil schärfen? Als erste nominierte Regierungskandidatin habe sie ihre Positionen schon früh kommuniziert. «Offenbar sind sie so gut, dass sie die beiden anderen kopiert haben», sagt sie.

Für den Wahlkampf stehen Sabine Bucher 50’000 Franken zur Verfügung, davon steuert sie selbst 10’000 Franken bei. Der Rest seien Spenden.

Weitere Artikel über die Ersatzwahl von Monica Gschwind finden Sie in unserem Dossier.

Ersatzwahl am 26. Oktober

Kommentare